Happy End in Hollywood? (German Edition)
können. Du solltest dir wenigstens anhören, was ich zu sagen habe … nach all dem, was wir zusammen erlebt haben. Ich finde, das bist du mir schuldig.“
Ich verdanke ihm wirklich etwas, dachte sie, etwas Wunderschönes. Aber das weiß er ja nicht. „Na los, komm schon rein.“
Sie führte Jack durch den Flur in den hinteren Teil des Hauses, wo sich das Wohnzimmer befand. Dabei hoffte sie, dass er nichts von Theo und Maria hören würde, die sich in ihrem Arbeitszimmer aufhielten. Falls er Stimmen wahrnahm, äußerte er sich jedenfalls nicht dazu. Hoffentlich hält Maria Theo ruhig, dachte sie.
Im Wohnzimmer ließ sie sich in ihren Lieblingsledersessel fallen und versuchte ihre Nervosität zu überspielen. „Was möchte Lillian denn? Ich nehme mal an, sie hat dich nicht nur hergeschickt, um mich zum nächsten Thanksgiving-Dinner einzuladen.“
„Das wäre wohl etwas zu früh im Jahr.“
„Sie plant doch gern im Voraus.“
„Am Samstag war doch die Valentinsfeier. Da hat Lillian verkündet, dass unser Studio die Liebesgeschichte zwischen ihr und Charles verfilmen soll. Du weißt schon … wie sie sich im Zweiten Weltkrieg kennengelernt haben.“
Charles hatte während der Besatzungszeit in Frankreich verdeckt für den amerikanischen Auslandsgeheimdienst OSS gearbeitet, den Vorläufer der CIA. Während er sich in Marseille aufhielt, lernte er die Nachtklubsängerin Lillian kennen, von der er insgeheim befürchtete, sie würde mit den Besatzern kollaborieren. In Wirklichkeit arbeitete Lillian jedoch als Spionin für die französische Widerstandsbewegung. Trotz des Krieges, trotz der Gefahr und des Misstrauens verliebten sich die beiden ineinander, und ihre Liebe sollte ihr ganzes Leben halten. Nach dem Krieg nahm Charles seine Braut mit nach Amerika und baute ein Filmstudio auf; sie übernahm die Hauptrollen in den von ihm produzierten Filmen. Diese Filme und ihre immerwährende Liebe bildeten die Basis für die heutigen Hudson Studios und die Firma Hudson Pictures.
Nervös spielte Cece an ihren Haaren herum. „Das hört sich nach einer guten Idee an. Die Geschichte hat doch alles: Action, Romantik, Drama und Spannung – und obendrein ist sie wahr. Wie eine Mischung aus den Filmen ‚Abbitte‘ und ‚Casablanca‘ … aber mit Happyend. Das Projekt könnte euch Millionen einbringen, vielleicht sogar Hunderte von Millionen.“
„Lillian möchte, dass du das Drehbuch schreibst.“
„Was, ich?“
„Ja. Ich war ebenso überrascht wie du.“
„Solche Drehbücher schreibe ich nicht.“
„Habe ich ihr auch gesagt.“
„Ich schreibe Skripts für Actionfilme.“
„Ich weiß.“
„Verbrecherische Genies, die die Weltherrschaft erlangen wollen“, führte sie aus. „Naturkatastrophen. Tickende Zeitbomben. So was in der Art.“
„Ganz genau.“
„Was ich nicht schreibe, sind Liebesgeschichten.“
Prüfend sah Jack sie an. „Du bist ganz schön zynisch geworden.“
„Das schließt du aus dieser kleinen Bemerkung?“
„Eher aus deinem Tonfall. Ich hoffe, das ist nicht meine Schuld …“
„Bilde dir bloß nichts ein. Was die Liebe angeht, war ich schon immer eine Zynikerin. Meine Eltern hatten wohl eine der turbulentesten Liebesbeziehungen in der Geschichte von Hollywood, mit ständigen Aufs und Abs. Die sogenannte Liebe habe ich schon gehasst, als ich noch in den Windeln lag. Deshalb bin ich so ungefähr die Letzte, die ein Drehbuch über Lillian und Charles schreiben sollte.“
Jack beugte sich vor. „Aber Lillian ist davon überzeugt, dass nur du der Geschichte gerecht werden kannst. Sie hält dich für sehr talentiert.“
Cece sprang aus ihrem Sessel auf und ging unruhig im Wohnzimmer auf und ab. „Das ist doch lächerlich.“
Aber war es das wirklich?
Das Filmemachen lag ihr im Blut. Ihr Vater Martin Cassidy war einer der angesehensten Regisseure aller Zeiten. Ihre Mutter Kate Thomas war in den siebziger Jahren einer der begehrtesten Stars für erotische Rollen gewesen. Ihr Poster hatte unzählige Teenagerzimmer geschmückt.
Leider komme ich ja mehr nach meinem Vater, was das Aussehen angeht, ging es Cece durch den Kopf. Und auch meine Vorliebe für Pasta und Tiramisu habe ich von ihm geerbt. Klein und dick bin ich … ganz schön frustrierend für die Tochter eines der größten Sexsymbole Amerikas.
Deshalb hatte sie es in ihrer Teenagerzeit auch schwer gehabt. „Wohlmeinende“ Erwachsene hatten ihr zum Trost immer wieder die Geschichte vom hässlichen Entlein erzählt,
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