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Haveljagd (German Edition)

Haveljagd (German Edition)

Titel: Haveljagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Wiersch
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dem hageren Fahrer, der unangenehm nach Knoblauch roch. »Da muss es ein paar Wochenendhäuser geben.«
    »Jibt et«, sagte der Mann und wandte sich ihm zu. »Dreie, wenn set jenau nehm.«
    Michaelis nickte und hielt kurz den Atem an, denn der Taxifahrer entblößte beim Reden nicht nur fehlende Zähne, nein, er roch mittlerweile so intensiv, als habe er die Knoblauchzehe noch im Mund.
    Als Michaelis mit flinken Augen die Tür nach dem elektrischen Fensterheber absuchte, machte sich der Taximann offenbar große Sorgen.
    »Nich, datt se Jenickstarre kriegn. Dett jeht schnell bei offene Fenster. Dett wees ick aus eijene Erfahrung, wa.«
    Um nicht noch mehr Erläuterungen zu provozieren, beschloss Michaelis, sich fortan nicht mehr zu bewegen und bloß keine Fragen zu stellen. So würde er die 10 Kilometer lange Fahrt überstehen können.
    Nach zwanzig Minuten konnte er endlich aus dem Taxi flüchten. Nur raus hier. Er hatte die einzelnen Münzen in die Hand des Mannes gezählt, ohne einen Cent Trinkgeld zu geben, selbst auf die Gefahr hin, dass ihn von hier draußen niemand mehr abholen würde. Dann zog er auf der menschenleeren Straße sein Handy aus der Hosentasche und wählte erneut Kurts Nummer. Wie bei allen anderen Versuchen klingelte es sechs Mal bis die Mailbox ansprang.
    Er orientierte sich nach rechts, wo er nur zwanzig Schritte hinter einem weißen Flachbau das Blockhaus schon sehen konnte. Aus der Entfernung wirkte es sehr idyllisch. Kurt hatte die Natürlichkeit des Holzes nicht mit bunter Farbe überpinselt, und so verschwand das Häuschen für den oberflächlichen Betrachter fast zwischen den Bäumen des umliegenden Waldes.
    Michaelis ging weiter, und obwohl es erst August war, knirschten unter seinen Schuhen Tausende gefallener Kastanienblätter. Als er nach oben sah, erkannte er das ganze Ausmaß. Kein einziger Baum trug mehr sein Laub. Das Werk von Miniermotten.
    In Steinwurfweite vom Blockhaus hielt er nach irgendwelchen Bewegungen Ausschau. Vielleicht frühstückten Kurt und Eva ja auf der Terrasse? Aber außer einer am Boden hüpfenden Elster war nichts Lebendiges zu sehen. Ihn umfing ein seltsames Gefühl und er drehte sich um, suchte den Wald ab, ohne zu wissen wonach. Zu viele schlechte Filme, dachte er.
    Dann sah er wieder zur Blockhütte. Schon aus der Entfernung konnte er erkennen, dass die Tür des Sommerwohnsitzes seines Freundes einen Spaltbreit offen stand.
    War das ein Indiz dafür, dass sie zu Hause waren?
    Nur wenige Meter vom Haus entfernt blieb er erneut stehen und atmete tief durch. Sicher waren sie nur kurz eine Runde um den See gegangen, was vielleicht eine halbe Stunde dauern würde. Weit konnten sie jedenfalls nicht sein, denn hinter dem Blockhaus lugte die Frontpartie eines blauen Fords mit Berliner Kennzeichen hervor.
    Dann lauschte er, ob aus dem Blockhaus nicht doch leises Klappern oder Gesprächsfetzen zu ihm drangen. Aber es blieb immer noch ungewöhnlich still. Nur die Elster gab aus sicherer Entfernung ihren Unmut über seine Störung kund.
    Mit einem großen Schritt trat er auf die Terrasse. »Kurt?«
    Nichts. Und wieder rief er: »Kurt? Hier ist Werner. Werner Michaelis. Seid ihr zu Hause?«
    Mit den ausgestreckten Fingern tippte er gegen die Holztür, bis sie quietschend nach innen pendelte. »Kurt?«
    Es war gerade erst acht. Vielleicht hatten sie sich wirklich nach dem Frühstück zu einem Spaziergang aufgemacht, was zu Kurt passen würde, denn schon in den Zeiten ihres gemeinsamen Internatsbesuches war er mehr als gesundheitsbewusst gewesen. Aber nicht nur das. Kurt war auch ein penibler Hund gewesen, was die anderen Mitschüler schon mal zur Weißglut bringen konnte. Und dazu passte eben nicht, dass er bei der eigenen Abwesenheit die Tür offen stehen ließ. Auch nicht einen Spaltbreit.
    »Hallo. Ist hier jemand? Kurt, wo steckst du denn?«
    Michaelis trat mit dem rechten Fuß auf die Schwelle und überlegte kurz. Sein alter Kumpel würde es ihm sicherlich nicht übel nehmen, wenn er im Haus auf dessen Rückkehr wartete. Unter Umständen hatte Eva sich gegen ihren Mann durchgesetzt und die Tür einfach offen gelassen. Quasi als Einladung.
    Also trat er ein und stand direkt im Wohnzimmer. Er versuchte, sich zu orientieren, denn hier war er das erste Mal. Bislang hatten sie sich immer in Berlin getroffen, wo es ungleich größere Möglichkeiten gab, ihre Gespräche mit Kunst und Kultur zu verquicken. Sein Blick folgte einem Halbkreis. Schön hatten sie es hier. Das

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