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Heimkehr zu den Dakota

Heimkehr zu den Dakota

Titel: Heimkehr zu den Dakota Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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war wie du, war ich auch so frech. Die Jahre gehen hin.«
    »Wenn du heute abend auch solche Trauerlieder singst, wird’s aber langweilig!«
    Joe trank aus der Flasche. »Heut abend kommt’s doch nicht auf mich an. Das ist nur eine Gelegenheit, damit sie alle saufen können!«
    »Wenn’s dabei bleibt, ist es ja gut.«
    »Wieso soll es nicht …, was willst du damit überhaupt sägen?«
    »Ich habe die letzte Messerstecherei noch nicht vergessen. Blut, das mag ich nicht sehen. Es wird mir schlecht dabei. Wenn ich nur daran denke, wie der Mackie gebrüllt hat, als ihm die Klinge überm Ohr saß wie dem Schreiber der Bleistift …, ich könnte gleich noch mal speien.«
    »So zarte Saiten auf deiner Geige? Willst du morgen mitkommen in die Stadt?«
    »Aber nie und nimmer. Der Mackie …«
    »Ach so. ­ Aber ich glaube auch nicht, daß es heute wieder so heiß hergehen wird. Wir fangen erst um Mitternacht zu trinken an, nachdem der Zug angekommen ist. Bis dahin müssen wir alle nüchtern bleiben. Von Mitternacht dann bis zum Morgen.. ­ hat sich ein richtiger Grenzer, noch nicht mal warm gesoffen! Und die Sache mit der langen Lilly ist entschieden, Hahnenkampf-Bill hat allein ein Anrecht auf sie.«
    »Hoffen wir’s, daß es dabei bleibt. Also bis Mitternacht!« Daisy-Vicky kicherte schnippisch und lief zur Küche zurück.
    Joe Brown nahm noch ein paar Schluck Whisky und erging sich dann im Freien. Er konnte nicht den ganzen Tag in der Bude sitzen.
    Als er lange beim Gleis stand und über die Strecke, die schon gebaut war, ostwärts zurückschaute, hörte er Hufschläge, und bald darauf tauchten Reiter auf, allen voran Jim, hinter ihm noch drei Mann, unter denen Joe den Hahnenkampf-Bill und einen kleinen, auch von weitem schon in seiner Kleidung schmierig wirkenden Mann erkannte. Die Reiter hatten ihre Pferde abgetrieben. Sie kreuzten das Gleis und ritten zum Stationslager, wobei sie unmittelbar an Joe vorbeikommen mußten. Sie ließen die Tiere in Schritt fallen, und da Jim bei Joe Brown haltmachte, hielten alle an.
    »Morgen«, grüßte Red Jim. »Schon aufgestanden, der künftige Herr Chefingenieur der Union Pacific?«
    »Aufgestanden«, antwortete Joe. Er ging dabei auf Jims Ton ein. »Aber ganz überflüssigerweise! Die Schwellen unter dem Gleis, die Grashalme auf der Prärie oder die Bretter in der Bude zählen ­ kommt letzten Endes auf eins hinaus.«
    »Möcht ich auch mal sagen können, daß ich nicht zu arbeiten brauche. Aber du wirst sehen, es gibt wieder eine große Schweinerei! Ein Haufen versteckter Fährten …«
    »Wollen die Dakota an meiner Abschiedsfeier teilnehmen?!« Jim lachte kurz auf, gekünstelt, ohne Übergang; es war mehr wie ein Hohnschrei. »Könnte sein! Die Dakota denken vielleicht, sie gehören wirklich dazu, und es fehlt dir etwas, wenn sie nicht kommen. Hast du nicht wieder mal Lust auf ein Fischgericht im Dakotaland?« ( … Fischgericht aus vergiftetem Wasser in der Auflage von 1965)
    »Bleib mir drei Schritt vom Leibe mit solchen Witzen.«
    »Auf Wiedersehen um Mitternacht! Hoffentlich nicht früher. Ich habe Lust, gründlich und lange zu schlafen. Wenn der Zug nur erst da wäre! Dann wird mir leichter zumute sein.« Jim trieb sein Pferd wieder an, die anderen folgten ihm, und Joe blieb allein beim Gleis zurück.
    Jeder Indianerüberfall bedeutete nicht nur Gefahr, sondern auch Verzögerung. Es durfte aber nicht eine Stunde verloren werden, sonst hatte die Konkurrenz ihre Strecke eines Tages früher fertig, und der ausgesetzte Preis ging der Gesellschaft, für die Joe arbeitete, verloren. Joe strengte Augen und Ohren unwillkürlich schärfer an, obgleich das zur gegenwärtigen Tageszeit völlig unnütz war.
    Als Red Jim auf dem Hauptplatz der Zelt- und Barackenstadt angelangt war, sprang er ab und verabschiedete zwei Mann. Diesen beiden gab er sein Pferd sowie das des Hahnenkampf-Bill mit. Bill bedeutete er mit einem Blick, er möge ihn begleiten.
    Red Jim bewohnte eine Kammer für sich allein. Niemand wußte, wie er zustande gebracht hatte, was nicht einmal die Ingenieure oder der Leiter des Stationslagers erreichen konnten, aber es gab auch niemanden, der sein Vorrecht antastete. Die Kammer war winzig klein, doch hatte Jim sich sogar Doppelwände eingebaut. Wozu diese dienen sollten, wußte auch niemand. Wenn ihn je einer danach fragte, behauptete Red Jim, des Nachts so heftig zu träumen, daß er eine einfache Wand leicht einmal einschlagen könne.
    Die Tür zu Jims Kammer war

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