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Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Titel: Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frey Dodillet
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Weißdergeierwer. Auf jeden Fall muss er klein sein und die anderen in Ruhe lassen. Und er darf nicht an der Leine propellern!«
    Seit heute Nachmittag ist Aiko wieder zu Hause. Wir Menschen vermissen ihn, Luna nicht. Sie hüpft vergnügt durchs Gelände. Endlich wieder mein Haus, mein Garten, mein Kofferraum, mein Fahrrad, meine Familie.
    Erst als wir gegen halb zwölf Uhr nachts noch einmal in den Garten gehen und uns kein schnaufender Hovi begleitet, macht Madame ein langes Gesicht.
    Der versteckt sich ja gar nicht.
    Der ist wirklich weg.

Die Terrakottakrieger
    Auf dem unbewohnten Nachbargrundstück mästen verbit terte, betonschädelige Witwen unter der Schirmherrschaft des örtlichen Tierschutzvereins einen Haufen streunender Kat zen. Es gibt Unmengen von Kalbsterrine, Forelle mit Gelee, Lachs in Joghurt und zum Runterspülen Whiskasmilch. Wer es am Magen hat, bekommt auch schon mal frische Pute aufgebraten. Die genaue Bezeichnung lautet in etwa »Freie Futterstelle für nicht mehr sozialisierbare Katzen und Kater«.
    Das geht seit nunmehr zehn Jahren so.
    Auf meine einmal jährlich vorgetragene freundliche Bitte, das Treiben etwas einzudämmen, weil vierzehn streunende Katzen definitiv zu viel seien, meine Frau eine Katzenallergie habe und meine Leasingfahrzeuge vor der Abgabe immer unter der UV-Lampe stünden und hernach Katzenkratzer für eintausendvierhundertundachtzig Euro überlackiert werden müssten, werde ich mit dem vernichtenden Blick bedacht, den der Tierschützer für den Tierquäler übrig hat. Anschließend werden meine Kinder zusammengefaltet, sie sollten gefälligst leise spielen, die Katzen könnten sonst nicht ungestört fressen.
    Der Hinweis, die Katzen hausten inflationär in unserer Scheune, unserem Fahrradschuppen, unserem Holzschuppen, unserem Gartenschuppen, unserem Schafstall, unserer Remise und unserem Werkstattschuppen, wird so konsequent ignoriert wie die Tatsache, dass ich zweimal pro Jahr den vollgekackten Kindersandkastensand austauschen muss. Lächerliches Gejaule! Es geht schließlich um höhere Ziele. Dass Luna nach Ausflügen in die Nachbarschaft regelmäßig eine Überdosis proteinhaltiges Katzenfutter in die Wohnung kotzt, interessiert ebenso wenig wie Bauer Fürmanns Lamento, seine Hofkatzen fingen keine Hofmäuse mehr, sondern machten jeden Abend um achtzehn Uhr rüber und futterten sich rund.
    Wenn Wind aufkommt, segeln Plastikschälchen, Wasserkanister und Tuppertöpfchen über die Wiese. Im Buschwerk finden sich Katzenhäuschen, zusammengetackert aus Plastikfolie und Styroporresten. Auf dem Weg zur Katzenfutterstelle grüßen mich die Ratten mittlerweile mit Vornamen. Nachts sehe ich alte Gewitterhexen Bienchen! Bienchen! rufend durch meinen Garten schleichen.
    Jegliche Form konstruktiver Kritik perlt ab. Als mir der Kamm zu schwillen beginnt, greifen die teflonbeschichteten Damen zur psychologischen Kriegsführung. Sie twittern analog durch die Nachbarschaft, wir seien brandgefährliche Tier hasser, denen man nicht über den Weg trauen könne, und hiel ten neuerdings extra einen Kampfhund. Luna war zu diesem Zeitpunkt drei Monate alt und noch nicht trocken hinter den Ohren. Außerdem hätten wir unerzogene Kinder, attackierten wehrlose Frauen, legten Rattengiftleberwurstbrötchen aus und – Gipfel der Verderbtheit – stählen hochwertige Katzenfutterschälchen aus Terrakotta.
    Es sind dann auch genau diese Terrakottaschälchen, die das Fass zum Überlaufen bringen!
    Eines Tages räume ich kurz entschlossen die Gegend auf und trage einen stattlichen Müllberg zusammen, um ihn zur Deponie zu fahren. Bauer Fürmann sagt noch »Mach mal besser ein Foto!« – da liegt auch schon ein Schreiben von der Kripo im Briefkasten.
    Stella und ich sind tatsächlich wegen Diebstahls angezeigt worden und haben die Ehre, montagmorgens drei Stunden lang von einem wenig begeisterten Erkrather Kriminalkommissar vernommen zu werden. Getrennt, wie man es aus dem Krimi kennt! Mal schauen, ob sich die Eheleute in Widersprüche verwickeln. Der arme Mann hat keine Wahl. Da er verpflichtet ist, jeder Anzeige nachzugehen, und sei sie noch so fadenscheinig, muss er den ganzen Bürokratiestiefel von A bis Z durchziehen.
    Er hat eine Saulaune.
    Missmutig tippt er meine Aussage in den Computer. Ich stelle mir vor, wie er mit seiner Frau sonntagabends vor dem Fernseher sitzt und Tatort guckt. Während die Tatort -Kollegen im Moloch Berlin eine dramatische Serie von Prosti tuiertenmorden aufklären

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