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Herrentier

Herrentier

Titel: Herrentier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Joseph
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Polizei am Unfallort war. In jenem kurzen Moment zwischen Erster Hilfe und Eintreffen der Rettungswagen. Genug Zeit, um seine berüchtigten Fotos zu schießen.
    »Und jetzt noch der Affenmord«, resümierte er die ersten Stunden seines Arbeitstages. »Affenmord?«, fragte Gregor. Bernd sah ihn kurz mit einem mitleidigen Blick an. »Irgendein Perverser hat letzte Nacht im  Darwineum  eine Orang-Utan-Frau umgelegt. Darum die Pressekonferenz. Wir machen ein großes Special zu dem Thema.« Er legte seine rechte Hand auf Gregors linken Unterarm. »Und dann führ ich noch ein Spezialinterview mit Jeanette Albrecht.« Gregor kannte auch diesen Namen nicht. »Das ist die neue Assistentin der Zoodirektorin«, sagte Bernd. »Ein Traum aus blond gefärbtem Haar und Beinen bis zur Erde.«
    »Meinetwegen, sie gehört dir. Fährt deine Karre eigentlich auch schneller als Schrittgeschwindigkeit? Wir kommen zu spät.«

    Der Besprechungsraum im Verwaltungsgebäude war brechend voll. Den Platz unmittelbar vor dem Podium hatten zwei Fernsehteams blockiert. Dahinter saßen die Hörfunkleute und die Schreiber. Gregor ließ kurz den Blick schweifen. Sogar die Umsonstblätter hatten Autoren geschickt. Das passierte selten. Zusammen mit Bernd drückte Gregor sich in die zweitletzte Reihe, auf einen Stuhl gleich neben der dicken Gabi vom  Anzeigen-Freund . Er postierte seine kleine Kamera auf dem Klappstativ, das er immer im Rucksack hatte. In diesem Moment betraten Zoodirektorin Evelyn Hammer, Henning Schwarck, der Sicherheitschef des Zoos, und Polizeisprecher Axel Grieshaber den Raum. Und danach schritt eine Schönheit wie Scarlett Johanson durch die Tür, blickte wie in Zeitlupe einmal in die Runde und schlenderte dann zum Podium. Gregor war wie hypnotisiert.
    »Ist die aber süß«, sagte Gabi.
    »Ja«, hauchte Gregor.
    »Und so eine süße Schnute.«
    »Das kann man wohl sagen«, seufzte Gregor.
    Gabi stieß ihn unsanft mit dem Ellenbogen an. »Ich mein die hier.« Gregor riss seinen Blick von der Person, die er sogleich als Jeanette Albrecht erkannt hatte, und sah auf das Bild eines Affen, das Gabi ihm hinhielt. Gregor verstand nicht.
    »Das ist die Affenfrau, die jetzt tot ist.« Gabi steckte das Foto zurück in die Pressemappe. Gregor hatte keine mehr abbekommen. Egal, er sah wieder nach vorn. Sanft fallende Haare, scharf gezeichnete Augenbrauen. Lässig und lasziv. Blond gefärbt? Egal. Und ihre Beine reichten tatsächlich aus beträchtlicher Höhe bis zur Erde. Bestimmt war sie genauso groß wie er. Jetzt ließ sich Jeanette Albrecht im Podium nieder. Langsam und gespielt umständlich wie eine Gottesanbeterin.
    Evelyn Hammer riss ihn aus den Gedanken.
    »Guten Morgen, liebe Kollegen von der Presse, schön, Sie alle zu sehen. Nein, eigentlich ist das überhaupt nicht schön heute, denn der Anlass, aus dem wir Sie hergebeten haben, ist ein sehr trauriger.« Sie blickte kurz auf die Blätter, die vor ihr lagen. »Wie Sie bereits erfahren haben, ist in der vergangenen Nacht unsere Orang-Utan-Dame Emma zu Tode gekommen. Wir gehen davon aus, dass sie umgebracht wurde, wahrscheinlich von einer psychisch gestörten Person. Wir sind fassungslos über dieses Verbrechen. Und wir sind tieftraurig, denn Emma ist … war uns allen ans Herz gewachsen.«
    Axel Grieshaber ergriff das Wort. »Es ist anzunehmen, dass es sich um einen schweren Fall von Tierquälerei handelt. Zu weiteren Einzelheiten möchten wir zum gegenwärtigen Stand der Ermittlungen keine Auskunft geben. Nur so viel: Das Tier wurde vermutlich erschlagen. Alles deutet darauf hin, dass dies mit einem stumpfen Gegenstand geschehen ist, und zwar auf äußerst brutale Weise. Die genaue Todesursache wird derzeit ermittelt, das Tier wurde dafür in die Rechtsmedizin der Universität überstellt.«
    Gregor hob den Arm. »Warum sollte jemand so etwas tun? Gibt es Hinweise auf ein Motiv?«
    »Blutrausch«, sagte Grieshaber. »Ich gehe davon aus, dass es dem Täter auf das Quälen des Tieres ankam. Es muss eine regelrechte Orgie gewesen sein.«
    »Emma hat sehr gelitten«, sagte Evelyn Hammer. Sie rang mit den Tränen.
    Die Gottesanbeterin wechselte ihre Sitzhaltung, schlug das linke Bein über das rechte. Für einen Moment verhakte sich ihr Blick in Gregors. Er blickte rasch auf seinen Schreibblock. Seine Hand schrieb: Orgie.
    Kalle Kunz vom  Ostsee-Sender  meldete sich. »Gibt es Hinweise auf Zusammenhänge zu den Pferdemorden vor einigen Jahren?«
    Das könne er weder bestätigen

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