Herz im Spiel (German Edition)
um sich bekannt zu machen. Aber Sie müssen Ihre Nachbarn persönlich einladen. Ach du meine Güte, ich soll ja schon in der ersten Januarwoche nach Farnham zurück! Mrs River und ich müssen sofort mit den Vorbereitungen beginnen.“
„Eine Weihnachtsfeier?“, fragte Desmond zweifelnd. „Hier?“
„Natürlich hier“, erklärte Marianne nachdrücklich und mit der typischen Zuversicht einer Siebzehnjährigen. Desmond, der kinderlos war, wusste sich gegen die Entschlossenheit des Mädchens nicht zu wehren.
„Wenn Sie meinen …“, begann er unsicher.
Marianne blickte sich im Raum um und schmiedete laut Pläne, aber als er zögernd sein Einverständnis gab, wandte sie sich zu ihm um und lächelte.
Sie hatte keine Ahnung, was in sie gefahren war, aber in diesem Moment war ihr der Furcht einflößende Mann am anderen Ende des Tisches beinahe … liebenswert erschienen.
5. KAPITEL
Desmond kannte kaum die Namen seiner Nachbarn und stand nicht gerade auf freundschaftlichem Fuß mit ihnen. Aber nachdem er notgedrungen seine Zustimmung zu der Feier gegeben hatte, woraufhin Marianne und Mrs River aufgeregt mit den Vorbereitungen begonnen hatten, blieb ihm nichts anderes übrig, als die Einladungen auszusprechen.
Mrs Jacobs saß sichtlich wie vom Donner gerührt da, als Mr Desmond im Salon ihres Hauses seine Einladung überbrachte. Der junge Mr Desmond lebte nun seit fast zehn Jahren auf Kingsbrook – genaugenommen konnte man ihn gar nicht mehr als den jungen Mr Desmond bezeichnen –, und während dieser Zeit hatte er niemals die Freundschaft seiner Nachbarn gesucht, selbst wenn er im Gutshaus lebte und sich nicht im Ausland aufhielt, wo er in fremden Metropolen ein zügelloses Leben führte. Desmond mochte sich als junger Mann ja wüst aufgeführt haben, aber so tief, wie Mrs Jacobs und einige andere Damen in der Gegend es sich vorstellten, war er nie gesunken.
Nun saß er da, war außerordentlich charmant und lud Mr und Mrs Jacobs sowie ihre beiden Töchter für den ersten Weihnachtstag ein.
„Nur eine kleine Zusammenkunft unter Nachbarn. Ich bin sicher, dass Sie die anderen Gäste alle kennen.“
„Zweifellos“, pflichtete Mrs Jacobs ihm bei.
„Ja, also“, sagte Desmond, und in seiner Stimme schwang eine Spur jungenhafter Schüchternheit mit. „Ich dachte mir, es sei Zeit, Sie ebenfalls kennenzulernen.“
„Das wäre … nett“, stimmte Mrs Jacobs ihm wieder zu. Jetzt endlich lächelte sie und nahm damit auch im Namen ihres Mannes sowohl die Einladung als auch das Freundschaftsangebot an. „Wir kommen sehr gern an Weihnachten zu Ihnen nach Kingsbrook, und wir fühlen uns außerordentlich geschmeichelt, dass Sie an uns gedacht haben.“
„Keine Ursache, keine Ursache“, meinte Desmond.
Mrs Jacobs brachte ihn zur Tür und lächelte ihm zu, während er sein Pferd bestieg. Als er das Tier wendete, winkte sie ihm noch zu und ging erst dann wieder nach drinnen.
Desmond stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Eine Einladung war ausgesprochen und angenommen worden, und er hatte nur noch wenige vor sich. Dank einer rücksichtsvollen Vorsehung war die Gegend um Kingsbrook nur dünn besiedelt. Eigentlich war es nicht so schwierig gewesen, wie er befürchtet hatte, und Mrs Jacobs schien recht nett zu sein. Sie gehörte sicher nicht zu der Art Damen, mit denen er gewöhnlich Umgang pflegte, doch seine Kindheit lag noch nicht so weit zurück, dass er vergessen hätte, wie angenehm der Umgang mit durch und durch respektablen Frauen sein konnte.
Er kehrte auch bei den Romers und den Martins ein und ritt danach durch die Wälder, um mit Sir Grissam zu reden. Alle schienen überrascht zu sein, ihn zu sehen, sogar der alte Grissam, mit dem er in den letzten zehn Jahren gelegentlich und im letzten Monat sogar zweimal über das verwilderte Waldgebiet zwischen ihren Besitztümern gesprochen hatte. Es ging dabei um eine Idee zu dessen Urbarmachung und die Kosten, die die beiden Güter vielleicht teilen könnten.
Desmond stellte jedoch fest, dass seine Nachbarn nach der ersten Überraschung sehr umgänglich waren, und alle willigten ein, am Weihnachtstag zu ihm zu kommen.
Das hieß allerdings nicht, dass nicht über den Herrn von Kingsbrook geredet wurde, nachdem er fortgeritten war.
„Tja, Mrs Romer, ich glaube, so etwas könnte man einen Blitz aus heiterem Himmel nennen, meinst du nicht auch?“
„Wahrhaftig, aus heiterem Himmel, Mr Romer“, pflichtete dessen Gattin ihm bei.
„Zehn Jahre, lebt der
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