Hexen Kuss. Werwolf-Fluch und Vollmond-Vampire: Doppelband Liebe-Sünde-Leidenschaft (German Edition)
Wie hatte ich dich nur beim Lesen vergessen können? Eine Woge verschiedenster Gefühle glitt durch meinen Körper und ich versank in eine Trance wildester Fantastereien. Das fühlte sich auch nicht schlecht an.
Mit aller Macht versuchte ich mich dann doch von diesen unkontrollierbaren Reaktionen zu trennen. Das war richtig schwer. Waren die Gefühle bei den Menschen etwa stärker als der Verstand?
Ich lächelte mein besorgtes Mutterwesen an.
„ Wir werden das so machen, liebes Mama Herz!“, säuselte ich erneut eine Textstelle herunter.
Ihr gefiel das, wie ich an ihrem Gesichtsausdruck erkannte. Die Dialoge in den Büchern erwiesen sich als sehr praktisch. Es war also sinnvoll, sie zukünftig zu nutzen.
Dann legte ich mich auf das Bett.
„ Wie wäre es mit Schuhe ausziehen?“, wandte sie ein.
„ Aber natürlich, meine Liebe!“
Meine Mutter lachte ein wenig. „Köstlich. Nur schade, dass das eine Krankheit sein soll!“
Ihr gefiel der verwandelte Sohn offenbar.
Sie verschwand durch die Tür und erschien kurze Zeit später erneut mit leckerem Essen. Ich aß es komplett auf, vermisste aber die Blutwurst.
Dann probierte ich das Schlafen aus. Würde ich beim Erwachen meine Erinnerung wieder haben? …
Es war dunkel, als ich erwachte. Ich hatte einen ganzen Tag verschlafen. Merkwürdige Geräusche hatten mich wach gemacht. Leider wusste ich immer noch nichts über meine Vergangenheit. Der Schlaf hatte nicht geholfen. Das war frustrierend. So musste sich ein Neugeborenes fühlen.
Der eine Teil der Laute stammte von meiner Mutter, der andere scheinbar von einem Bett, der dritte Teil von einem weiteren Menschen. Es war mehr ein Grunzen, ein Stöhnen, gar keine richtige Sprache, auch wenn es sich für einen kurzen Moment so angehört hatte. Dann drang auch Gekicher von meiner Mama durch die Wand.
Nach einiger Zeit wiederholte sich das Ganze mit den gleichen lautlichen Abläufen, insgesamt acht Mal im Laufe der Nacht.
In der Zwischenzeit kopierte ich weitere Bücher in mein Gedächtnis ab. Meine Arbeitstechnik wurde immer perfekter. Mein Wissen über die Menschen nahm mit jedem Buch zu.
Die Wissensaneignung schien kein Problem zu sein. Vielmehr machten mir immer wieder die vielfältigen Gefühle und Vorgänge des Körpers zu schaffen. Mal juckte es da, mal musste man Urin ablassen, mal war es mir zu warm, dann zu kalt, das eine erschien schön, das andere hässlich …
Pausenlos war irgendein Problem zu bewältigen. Vieles war auch schwer voneinander zu unterscheiden. Gegensätze wirkten oft gleich, wie heiß und kalt oder Freude und Leid.
Auch mit dem Essen war das so eine Sache. Es schmeckte zuerst wunderbar. Also dachte ich, dass dieses nette Gefühl mit weiterem Essen anwachsen würde. Deswegen aß ich die gesamte Blutwurst aus dem Kühlschrank auf. Leider wurde mir davon so schlecht, dass ich mich übergeben musste.
Meine Mutter hatte anhand der Geräusche wohl mitbekommen, dass es meinem Körper nicht gut ging, und eilte herbei. Ich aß gerade die erbrochene Nahrung erneut auf, da sie mir wertvoll erschien und mein Magen leer war.
„Oh, Alex!“, stöhnte sie. „Du willst das doch nicht essen?“
Ich hielt inne. War das nicht richtig? Das Essen mundete auch nicht mehr so gut wie zuvor. Die Magensäfte hatten es ziemlich unappetitlich gemacht.
„Soll ich das nicht?“, fragte ich zur Sicherheit.
Bella machte sich inzwischen begeistert an dem Erbrochenen zu schaffen. Ihr schmeckte es wohl deutlich besser als mir. Sie wedelte sogar mit dem Schwanz und schaute mich dankbar für die vorverdaute Leckerei an.
„Dann müssen wir wenigstens nicht so viel aufwischen“, stellte meine Mutter angeekelt fest. Ihr Blick war voller Abscheu.
„ Bekommst du das allein weg?“
Ich nickte.
Sie dachte nach, schaute mich dann an und meinte: „Ach, lass mal, sonst passiert etwas noch Schlimmeres. Irgendwie gerät bei dir alles durcheinander, dein Hitzschlag macht doch einige Probleme. Ich mache es diesmal selbst.“
Sie holte dann einige Gegenstände, mit denen sie den Boden reinigte.
„Das nächste Mal brich bitte in die Toilette.“
Ich nickte und lächelte. „Danke, liebe Mutter.“
Sie schüttelte den Kopf, als sie ging.
Jetzt fühlte ich mich viel besser und wandte mich wieder den Büchern zu. Die nächste Zeit mochte ich kein Essen mehr sehen.
Sofern ich Bilder von weiblichen Menschen sah, ertappte ich mich oft dabei, dass meine Gedanken und Gefühle sofort zu Bella eilten und eine
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