Himmel über Tasmanien
auftaucht?« Sie verschränkte die Arme, ihre Miene war kampfeslustig. »Wenn ich sie innerhalb von hundert Metern erwische, richte ich das Gewehr auf sie, ihr werdet schon sehen.«
Joe teilte ihre Gefühle. Er betrachtete die Hunde, die sich hechelnd am Fuß der Stufen zur Veranda ausgebreitet hatten. Es waren gute Wachhunde, doch Gwen hatte eindringen können, ohne dass sie angeschlagen hatten. Er konnte daraus nur folgern, dass sie ganz in der Nähe ein Versteck gefunden hatte, damit sie beobachten und warten konnte, bis die Luft rein war. Das war beunruhigend.
»Vermutlich sollten wir dankbar sein, dass sie keinem der Tiere Schaden zugefügt hat«, sagte Molly, »aber das hat die Besitzer nicht davon abgehalten, uns ihre Pferde wegzunehmen. Es spricht sich herum, Joe. Heute hatte ich wieder einen Anruf vom Festland, mit der Frage, ob die Gerüchte wahr wären. Ich glaube, ich hab sie überzeugen können, dass die Pferde in Sicherheit sind, aber was ist, wenn nicht?«
»Lass mich mit den Besitzern verhandeln«, sagte Joe barsch. »Du musst aufhören, dir deshalb Sorgen zu machen, Ma. Das macht dich am Ende krank.« Sie hatte tiefe Ränder unter den Augen, und im Stillen verfluchte er Gwen für alles, was sie ihnen angetan hatte.
»Ich wünschte bei Gott, Lulu wäre nie hierhergekommen«, platzte sie heraus. »Ich hab dich gewarnt, dass es ein Fehler sein würde.«
»Das ist ungerecht«, entgegnete er.
»Ich gebe Molly recht«, sagte Eliza kühl. »Wenn Lulu ihr Hengstfohlen nicht hier hätte und nicht bei euch gewohnt hätte, wäre Gwen nie in die Nähe des Anwesens gekommen.« Sie sah ihn nachdenklich an. »Vielleicht solltest du dir überlegen, Ocean Child auf einen anderen Hof zu schicken?«
Joe runzelte die Stirn. »Ich dachte, du mochtest Lulu?«
»Wir sind ganz gut zurechtgekommen«, sagte Eliza widerstrebend, »aber ich fand sie ein bisschen eingebildet, wenn ich ehrlich sein soll. Dolly war viel umgänglicher.«
»Na ja, ich mochte sie«, sagte Molly. »Sie kann auch nichtsdafür, dass sie so eine Mutter hat. Aber du kommst nicht drum herum, dass Eliza wahrscheinlich recht hat. Wir sollten einen anderen Hof für Ocean Child suchen und fertig.«
»Ocean Child bleibt, wo er ist«, entgegnete Joe mit Blick auf seine Mutter. »Der Ärger mit Gwen hat wahrscheinlich eher damit zu tun, dass du und Dad ihr vor all den Jahren einen Strich durch die Rechnung gemacht habt. Nachdem Frank und Lulu außer Reichweite waren, sind wir das naheliegendste Ziel für ihre verkorksten Rachegelüste.«
Molly wirkte nachdenklich. »Kann sein, aber das glaube ich nicht. Ich bin nur froh, dass Lulu und Frank in Sicherheit sind, allerdings wüsste ich zu gern, ob Gwen ihren Feldzug ein für alle Mal aufgegeben hat, oder ob sie nur Zeit gewinnen will, bis unsere Aufmerksamkeit nachlässt.«
»Ab sofort gehört Unaufmerksamkeit der Vergangenheit an«, sagte er nachdrücklich. »Wir werden weiterhin wachsam sein, und ich richte bereits ein Überwachungssystem ein.«
Er hielt inne, denn er wusste, welche Reaktion seine nächste Nachricht hervorrufen würde. Er wappnete sich innerlich. »Heute morgen habe ich einen Brief aus Brisbane erhalten. Lulu ist oben in Queensland bei Frank und Peter.«
»Was um alles in der Welt macht sie da?« Eliza kniff argwöhnisch die Augen zusammen.
Er bemerkte die erschrockene Miene seiner Mutter und fuhr fort. »Sie plant, wieder nach Tasmanien zu kommen und sich auf dem alten Kirkman-Anwesen unten am Strand häuslich niederzulassen.«
Inmitten der erregten Debatte aus Protest und Widerspruch, die auf diese Nachricht folgte, bemerkte keiner vor ihnen die Gestalt, die wie eine Katze mit den Schatten des Gehöfts verschmolz – doch wenn, dann hätten sie sofort gewusst, wer es war.
Als die Loongana in Launceston anlegte, atmete Lulu die vertrauten Düfte eines warmen Frühlingstags im November ein und wusste, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Endlich war sie zu Hause – und würde bleiben, ungeachtet dessen, was zwischen ihr und Joe passierte, denn sie gehörte hierher, und sie war entschlossen, hier ein gutes Leben zu führen.
Sie nahm ihre Tasche und ihren Mantel und folgte den anderen Passagieren über die Rampe zum Kai hinunter. Da sie ihr Ankunftsdatum geheim gehalten hatte, wartete niemand auf sie, doch das hielt sie nicht davon ab, die Menge nach einem vertrauten Gesicht abzusuchen. Er war natürlich nicht da, doch der Anblick all der Pferdeanhänger und
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