Historical Saison Band 18 (German Edition)
Abendkleidung, der andere hingegen war nach der Mode des vorangegangenen Jahrhunderts gekleidet.
Dieser Gentleman mit altmodischer Perücke und mehr als üppig besticktem, goldenem Gehrock bemerkte ihn als Erster und hieß ihn mit einer lässigen Bewegung seiner weißen Hand willkommen. „Fincham, alter Knabe! Wollen Sie sich nicht zu uns gesellen?“
„Sie kommen gerade rechtzeitig“, sagte der andere und erhob sich vom Stuhl. „Sie können meinen Platz einnehmen und unserem Freund Sir Willoughby Gesellschaft leisten, während ich meine Pflichten im Ballsaal erfülle.“
„Armer Gyles. Immer muss er seinen Bruder bei Laune halten. Wenn ihm Merton je die Zuwendungen streicht, wird er es bei all seinen Extravaganzen schwer haben, sich über Wasser zu halten.“ Nachdem er den kleinen Stapel Münzen vor sich beiseitegeschoben hatte, griff Sir Willoughby Trent nach den Karten. „Was bevorzugen Sie – Whist oder French Ronfle?“
„Beides ist mir recht“, erwiderte der Viscount gelassen. „Ich habe nicht vor, lange zu bleiben. Heute Abend habe ich noch eine andere Verabredung.“
Sir Willoughby kräuselte die geschminkten Lippen und lächelte wissend. „Zweifellos mit der göttlichen Caro.“
Als er keine Antwort erhielt, hob der Baronet den Blick und griff – zur heimlichen Freude des Viscounts – plötzlich nach seinem Monokel, um die schlanke Gestalt in strengem, schwarzem Samt, die brav hinter seinem Stuhl stand, genauer zu betrachten.
„Große Güte! Das ist doch nicht etwa Ihr Page, Fincham?“
„Auch wenn ich Sie ungern eines Besseren belehre, Trent, dies ist in der Tat mein Page.“
Der Baronet ließ seinen Blick zu seinem eigenen blonden Pagen schweifen, der ein paar Schritte abseits stand. „Fincham, Sie sind ein Schuft! Den haben Sie sich mit Absicht angeschafft! Ich glaube, er ist noch hübscher als meiner! Welch göttliche Augen!“ Willoughby schien ernsthaft betrübt. „Sie wissen, dass ich es nicht ertrage, wenn andere schönere Dinge besitzen als ich. Sie müssen ihn mir überlassen, und zwar sofort! Haben Sie gehört? Wie viel wollen Sie für ihn haben? Nennen Sie den Betrag!“
„Das ist ein interessanter Vorschlag.“ Lord Fincham winkte mit einem Finger. „Wie viel bist du wert, Georgie?“
Als sie ihn mit ihren veilchenblauen Augen empört und angeekelt anstarrte, brach er beinah in Gelächter aus. Da sich in diesem Moment jedoch die Gastgeberin näherte, bewahrte er die Fassung und erhob sich von seinem Stuhl. „Sie kommen gerade rechtzeitig, Euer Gnaden. Sir Willoughby hat völlig das Interesse an unserem Spiel verloren. Vielleicht können Sie ihm einen würdigeren Gegner vermitteln?“
„Das bezweifle ich sehr, Fincham“, gab sie zur Antwort. „Ihr Ruf ist weithin bekannt. Es gibt heute Abend kaum jemanden hier, der sich mit einem der berühmten Fünf messen könnte.“ Ihr Lächeln schwand. „Oder vielleicht wäre es nun richtiger zu sagen, der berühmten Vier.“
Der Viscount ging darauf nicht weiter ein. Nachdem er noch ein paar Höflichkeiten mit der Duchess ausgetauscht und drei Partien gegen den Baronet gewonnen hatte, wandte er sich zum Gehen. Sein Page stand mit frostiger Miene da. Das Mädchen schien so in seine eigene Gedankenwelt vertieft zu sein, dass er es zweimal auffordern musste, mit ihm das Kartenzimmer zu verlassen.
Ihren plötzlichen Unmut führte er auf die vorgerückte Stunde und ihre Müdigkeit zurück. Er verabschiedete sich formvollendet von den Gastgebern und ging mit ihr zur wartenden Kutsche. Erst auf der Straße richtete er das Wort an sie.
„Steig ein, Georgie“, forderte er sie auf und fiel so aus der Rolle, dass er für sie die Kutschentür öffnete. „Ich kehre nicht mit dir zum Berkeley Square zurück.“ Dann wandte er sich an den Kutscher. „Ich verlasse mich darauf, dass Sie Master Green sicher nach Hause bringen, Perkins. Ich komme morgen allein zurück.“ Und mit diesen Worten schlenderte er die Straße hinunter. Die beiden Bediensteten sahen ihm nach.
„Aber warum kommt er nicht mit uns? Wohin geht er denn jetzt?“, erkundigte sich der Page fassungslos.
Perkins sah die schlanke Gestalt, die noch immer vor der Kutsche am Straßenrand stand und eine so helle Stimme hatte, spöttisch von der Seite an. „Teufel noch mal, Junge! Green ist dein Name und ebenso grün hinter den Ohren bist du wohl auch! Natürlich geht er zu seiner Mätresse! Der wird heute Nacht kaum Schlaf finden, das kannst du mir glauben! Aber ich
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