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1783 - Luzifers böser Amor

1783 - Luzifers böser Amor

Titel: 1783 - Luzifers böser Amor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Die Monate Juni und Juli waren bisher zu kalt. Das behaupteten die Wetterfrösche, und die Menschen glaubten es auch. Ein Tief hatte das Land im Griff. Man konnte es mit einem schwerfälligen Ungeheuer vergleichen, denn es bewegte sich kaum von der Stelle. Zwar ließ es hin und wieder die Sonne durch, aber in der Regel hingen schwere Wolken am Himmel, deren Farbe zumeist dunkelgrau war. Oft regnete es auch aus ihnen, mal in Strömen, mal als Platzregen, und es gab auch den unangenehmen Nieselregen, der alles durchnässte.
    Egal, welches Wetter herrschte, Leo Gant verließ seine Wohnung und joggte. Er musste nicht weit laufen, um den kleinen Park zu erreichen, den er als seinen Wald bezeichnete. Wenn das Wetter schlecht war, dann war er fast allein, und er mochte es, wenn die Kühle zuerst über seine Haut streichelte und der Wind gegen sein Gesicht fuhr.
    Seine Strecke stand fest. Sie war von mächtigen Bäumen flankiert. Ein Weg, der den Namen Allee nicht verdiente, denn er war nicht breit genug dafür.
    Es nieselte mal wieder. Bei so einem Wetter zog er die Kapuze der Jacke über den Kopf und war so einigermaßen vor der Nässe geschützt.
    An diesem frühen Abend kam ihm niemand entgegen. Das Wetter hatte die anderen Freaks vertrieben, was ihm nichts ausmachte. So musste er nicht darauf achten, mit anderen Läufern zusammenzustoßen. Auch das war schon passiert, besonders bei denen, die zusammen mit ihren Hunden liefen.
    Leo ließ es langsam angehen. Nach einigen Minuten steigerte er sein Tempo, um irgendwann voll loszulaufen. Dann hatte er seine Betriebstemperatur erreicht, wie er immer zu sagen pflegte.
    Der Boden war nass, aber nicht rutschig. Außerdem griffen die Sohlen seiner Schuhe, und so musste er sich keine Sorgen um ein Ausrutschen machen.
    Die Strecke führte geradeaus weiter. Über ihm wuchs das Geäst der Bäume zusammen, sodass er den Eindruck hatte, durch einen Tunnel zu laufen. Er sah dabei stets das Ende der Strecke. Das lag weiter vor ihm, denn dort wurde es heller.
    Das lange Training hatte bei ihm für eine gewisse Lockerheit gesorgt.
    Und so lief er auch. Locker, leichtfüßig, auch nicht schwer atmend, er hatte seinen Körper im Griff, war durchtrainiert und dachte darüber nach, bei einem Marathon mitzulaufen.
    Er lief stets die gleiche Strecke, Überraschungen gab es kaum. Hin und wieder sah er ein Eichhörnchen. Hunde verirrten sich selten in diese Gegend und wenn, dann waren sie unter Kontrolle. Er lief wie immer, und doch würde dieser Abend nicht so ablaufen, wie Leo es gewohnt war. Das ahnte er noch nicht, als er die Hälfte der Strecke hinter sich gelassen hatte. Jetzt war der Zeitpunkt für ihn gekommen, das Tempo zu verschärfen.
    Das tat er auch mit der ihm eigenen Routine. Er lief weiterhin locker, ließ sich durch nichts von seinem Tempo abbringen, bis zu dem Zeitpunkt, als vor ihm etwas passierte.
    Woher die Gestalt so plötzlich gekommen war, das hatte er nicht gesehen, aber sie war da, und sie war auch kein Jogger, der ihm entgegen gekommen wäre.
    Sie hatte sich mitten auf den Weg gestellt und ihn praktisch versperrt, denn sie hielt ihre Arme zu den Seiten hin ausgestreckt. Die Position war eindeutig. Der andere wollte, dass Leo Gant seinen Lauf unterbrach.
    Zum Glück war er weit genug entfernt. Es würden noch Sekunden vergehen, bis Gant ihn erreichte. So war der Läufer in der Lage, sich den Typen genau anzuschauen.
    Er bot ein ungewöhnliches Bild. Die langen braunen Haare fielen auf, aber es war nicht sicher, ob es sich bei der Gestalt um einen Mann oder eine Frau handelte. Hinzu kam die Kleidung. Sie trug so etwas wie einen langen Rock und ein Oberteil, das gebunden war wie eine Schärpe. Leo lief langsamer, so war er in der Lage, auch Einzelheiten in sich aufzunehmen.
    Stehen blieb er nicht, aber er fragte sich, wer diese Gestalt war und was sie hier zu suchen hatte. Einen unbedingt gefährlichen Eindruck machte sie auf ihn nicht, nur einen sehr ungewöhnlichen, das musste er schon zugeben.
    Sie stand da. Sie wartete und erreichte ihr Ziel, denn der Jogger verfiel in einen schon müde aussehenden Trab, der erst endete, als er fast zum Greifen nah vor der Gestalt anhielt.
    Sie ging nicht zur Seite. Sie schaute Leo nur an, der Probleme hatte, sie anzusprechen, weil er seine Atmung zunächst mal unter Kontrolle bringen musste.
    Leo wusste nicht, wie er die Gestalt einschätzen sollte. Sie war da, sie war kein Traum. Sie versperrte ihm den Weg, und sie traf keinerlei

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