Ich folge deinem Schatten
den Stoff.
Vorsichtig fasste Matthew nach einer Haarsträhne, die ihr ins Gesicht gefallen war, und hielt sie sich gegen die Wange. »Mommy«, flüsterte er, »Mommy, ich hab dich vermisst.«
EPILOG
EIN JAHR SPÄTER
Zan, Alvirah, Willy, Penny, Bernie, Pater Aiden, Josh, Kevin Wilson und seine Mutter Cate sahen gerührt mit an, wie der sechsjährige Matthew, mittlerweile ein feuriger Rotschopf, die Kerzen auf seinem Geburtstagskuchen ausblies.
»Ich hab sie alle erwischt«, verkündete er stolz. »Mit nur einmal blasen.«
Zan fuhr ihm durchs Haar. »Willst du erst deine Geschenke auspacken, bevor ich den Kuchen anschneide?«
»Ja«, kam es entschieden von dem Jungen.
Er hat sich bemerkenswert erholt, dachte Alvirah. Zan hatte mit ihm regelmäßig eine Kindertherapeutin besucht, und aus dem ängstlichen Kind, das Zan in den Morgenmantel gewickelt hatte, war ein aufgeschlossener, glücklicher kleiner Junge geworden. Gelegentlich klammerte er sich noch immer an Zan und sagte, »Mommy, bitte verlass mich nicht«, die meiste Zeit aber war er ein freudestrahlendes Kind, das es kaum erwarten konnte, in die Schule zu kommen und bei seinen Freunden zu sein.
Zan wusste, dass Matthew, wenn er älter wurde, Fragen stellen würde und sie sich mit seiner unweigerlichen Wut und Trauer konfrontiert sehen würde, wenn er erfuhr, was sein Vater ihm angetan hatte. Aber eins nach dem anderen, darauf hatten sie und Kevin sich geeinigt. Gemeinsam würden sie es schaffen.
Die Geburtstagsfeier fand in Zans Wohnung in der Battery Park City statt, wo sie und Matthew aber nicht mehr lange wohnen würden. In vier Tagen, so hatten Kevin und sie beschlossen, würde ihre Hochzeit stattfinden, am Jahrestag von Matthews Rückkehr. Pater Aiden würde die Trauung vollziehen. Und danach zogen sie in Kevins Wohnung. Dessen Mutter Cate, die bereits zu Matthews vertrauter Babysitterin geworden war, genoss schon jetzt ihre Rolle als Großmutter.
Alvirah musste an die Tageszeitungen denken, die sie beim Frühstück gelesen hatte. Auf Seite drei wurde erneut die Geschichte um Matthews Entführung, um Zans Doppelgängerin, Ted Carpenters Selbstmord und Larry Posts und Margaret Grissom/Glory/Brittany La Montes Prozesse aufgewärmt. Post war zu lebenslänglich, La Monte zu zwanzig Jahren Haft verurteilt worden.
Während Matthew seine Geschenke auspackte, wandte sich Alvirah an Penny. »Wärst du nicht gewesen, säßen wir jetzt alle nicht hier.«
Penny lächelte. »Da musst du meinen Blaubeer-Muffins und dem Spielzeuglaster im Flur und der Zeichnung danken, die ich damals in einem Strauch hinter Owens’ Farmhaus gefunden habe. Selbst Bernie musste zugeben, dass sich Neugier manchmal eben doch auszahlt. Aber im Grunde zählt doch allein, dass Matthew am Leben ist. Die Belohnung von Melissa Knight war nur eine hübsche, kleine Zugabe.«
Sie meint es so, dachte Alvirah. Penny meint es wirklich so. Melissa Knight hatte sich zwar gewunden und mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, die versprochene Belohnung auszuzahlen, letztendlich aber hatte sie den Scheck doch ausstellen müssen.
Mit plötzlich ernster Miene ließ Matthew seine Geschenke stehen, umarmte Zan und strich sich mit einer ihrer Haarsträhnen über die Wange.
Dann sagte er zufrieden: »Mommy, ich wollte nur mal spüren, dass du noch da bist.« Er lächelte. »Und, Mommy, können wir jetzt den Kuchen anschneiden?«
DANKSAGUNG
Oft habe ich scheinbar im Spaß gesagt, dass mein Lieblingswort »ENDE« lautet.
Es ist wirklich mein Lieblingswort. Bedeutet es doch, dass die Geschichte erzählt und die Reise abgeschlossen ist. Es bedeutet, dass die Figuren, die im Jahr zuvor noch nicht einmal Gestalten in meiner Fantasie waren, das Leben gelebt haben, das ich ihnen zugedacht habe – oder, besser, das sie sich selbst erwählt haben.
Mein Lektor Michael Korda und ich haben eine sechsunddreißig Jahre lange Reise zurückgelegt, die an jenem Tag im März 1974 begann, als ich den unglaublichen Anruf erhielt, dass Simon & Schuster für 3000 Dollar mein erstes Buch Wintersturm kaufen wollte. Während dieser Zeit war Michael immer der Kapitän auf meinem literarischen Schiff, und nichts könnte mich mit mehr Freude erfüllen, nichts ist mir eine größere Ehre, als dass ich diese ganze Zeit über mit ihm zusammenarbeiten durfte. Letztes Jahr um diese Zeit schlug er vor: »Identitätsdiebstahl wäre doch ein ganz gutes Thema für ein Buch.« Hier ist es.
Cheflektorin Kathy Sagan ist seit
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