Ich rette dich, kleine Blumenprinzessin
öffnete ich die erste Büchse. Darin lag ein Zettel.
Es gibt ein Geheimnis aus Blüten und Düften,
mit Hüazinthas Hilfe kannst du es lüften:
Für all unsre Blumen sind vier Dinge wichtig.
Leg sie in die Büchsen, dann machst du es richtig.
Das Erste kann grau sein oder auch braun,
unter die Füße solltest du schaun.
Damit aus dem Saatkorn ein Pflänzchen rasch werde, stecke man dies in die fruchtbare …
Erde! Ich musste Blumenerde finden!
Hüazintha wieherte fröhlich und trabte auf ein großes Blumenbeet zu. Die Blätter waren schon welk und die Blumen ließen ihre Köpfe hängen. „Schnell, Hüazintha“, rief ich, „wir müssen uns beeilen, sonst sind bald alle Blumen verblüht!“
Ich kniete mich ins Beet und schaufelte etwas Erde in die Büchse.
Dabei hatte ich nicht auf Hüazintha geachtet. Sie knabberte an den runzligen violetten Blüten und augenblicklich wechselte ihr Fell wieder die Farbe.
„Fürs Fressen haben wir jetzt keine Zeit, Hüazintha.“ Ich klopfte ihr weiches Fell und öffnete die zweite Büchse. Wieder fand ich einen Zettel.
Der Durst der Pflanzen ist unendlich groß,
doch die Quellen sind trocken im Blumenschloss.
Die bunten Blüten werden blasser,
hol einen Teil dir vom kostbaren …
Wasser!
Ich schaute mich um. Doch ich konnte weit und breit kein Wasser sehen.
„Hüazintha, gibt es einen Teich im Schlossgarten oder einen Bach?“, fragte ich. Sie schüttelte jedoch nur ihre Mähne und verlor einige kleine violette Pferdeäpfel. Dann senkte sie ihren Kopf …
„Nicht schon wieder fressen“, rief ich und wollte sie von einer Blume wegziehen.
Doch Hüazinthas Nüstern schnupperten an einem großen Blatt. Im Sonnenlicht glitzerte Etwas: Auf dem Blatt lag ein Tautropfen!
Vorsichtig klopfte ich unter das Blatt und der Tropfen kullerte in die Büchse. Hüazintha machte einen Luftsprung.
Ich lief hinter ihr her und musste sie festhalten, um die dritte Büchse zu öffnen. Darin lag wieder ein Zettel.
Von früh bis spät nehmen wir es wahr,
die Blumen brauchen es Jahr für Jahr.
Es scheint heut direkt in dein Gesicht,
fang einen Teil vom taghellen …
Licht!
Ich blickte auf. Die Sonne schickte ihre warmen Strahlen vom blauen Himmel. Hüazintha räkelte sich zufrieden im Gras und knabberte genüsslich ein paar Gänseblümchen. Ihr Fell wurde weiß und bekam kleine gelbe Punkte. Wie sollte ich nur das Licht einfangen?
Plötzlich hörte ich die leise Stimme der Prinzessin: „Lale, hast du schon alles gefunden? Ich bin so schwach und meine Zauberblumen verwelken mehr und mehr. Beeil dich!“
In diesem Moment traf ein Sonnenstrahl den Spiegel und leuchtete direkt in die Büchse. Schnell schraubte ich den Deckel zu. Ich hatte einen Lichtstrahl eingefangen!
„Hüazintha, jetzt fehlt uns nur noch die vierte Zutat!“ Auch in der letzten Büchse fand ich einen Zettel:
Der Blumen allerliebste Kost
Besteht nicht aus Saft oder Most.
Es scheint, als würden die Blumen jünger
mit der Kraft von frischem …
Hmh. Ich war ratlos. Hüazintha legte verlegen ihren zotteligen Kopf schief. Vielleicht wusste sie auch nicht, was gemeint war.
„Was sollen wir bloß tun?“, fragte ich sie traurig. Ängstlich schaute ich in den Spiegel. Kein Bild von Prinzessin Florina.
„Lass uns zum Turmzimmer laufen“, schlug ich vor. „Vielleicht finden wir unterwegs die vierte Zutat.“
Hüazintha trabte neben mir durch das Schloss und wieherte leise. Alle Blumen hingen welk und runzlig herab. Viele waren schon ganz braun. Vor der Tür des Turmzimmers blieben wir stehen.
Ich klopfte an, aber von drinnen war nichts zu hören. Die Tür ließ sich nicht öffnen.
Plumps, plumps, plumps machte es da.
Ausgerechnet jetzt ließ Hüazintha ihre bunten Pferdeäpfel fallen. Weiß mit gelben Punkten lagen sie mitten vor der Tür. Ich schüttelte den Kopf. Dann begann Hüazintha laut mit den Hufen zu scharren.
Plötzlich begriff ich: Es scheint, als würden die Blumen jünger mit der Kraft von frischem …
Dünger!
Die Pferdeäpfel waren die vierte Zutat. Mit dem Deckel schob ich ein dampfendes Bündel in die vierte Büchse. In diesem Moment sprang die Tür auf.
Im Turmzimmer lag Prinzessin Florina auf ihrem Bett. Ich lief zu ihr und gab ihr den Spiegel. Auf dem Boden standen große Töpfe mit vielen verschiedenen Blumen. Die Blätter waren grau und kraftlos. Ich öffnete die vier Büchsen. Im selben Moment blühten die Blumen auf und schillerten in allen Farben. Es duftete nach
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