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Ich sehe dein Geheimnis

Ich sehe dein Geheimnis

Titel: Ich sehe dein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrington
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Perry fort: »Sie sagt auch, dass sie Ihren Hut schön findet. Er erinnere sie an den Hut, den Großmutter immer getragen habe.«
    Mrs Binghams Augen füllten sich mit Tränen. »Genau deshalb habe ich ihn gekauft. Als ich ihn im Geschäft gesehen habe, hat er mich gleich an Großmutter erinnert.« Ihr Gesicht hellte sich auf: »Ist Grandma bei ihr?«
    Perry lauschte und gab die Antwort weiter: »Sie sagt, manchmal schon, aber momentan nicht.«
    Ich hörte die Klingel, dann ging die Haustür auf und fiel wieder zu. Doch anstatt in der Diele zu warten, wie es auf dem dort angebrachten Schild stand, stürmte der Besucher zur Wohnzimmertür und klopfte heftig.
    »Was soll das?« Mom rannte zur Tür, wobei ihr langer schwarzer Rock hin und her wirbelte. Dann riss sie die Tür auf.
    »Milly?«
    Milly, die eines ihrer verschlissenen Kleider trug und deren Strumpfhose um ihre dünnen Knöchel schlackerte, lebte nebenan, in einem viktorianischen Haus, das unserem sehr ähnelte, aber nicht so morbide dekoriert war. Im Erdgeschoss betrieb sie ein Antiquariat, das in den Sommermonaten recht gut lief. Milly gehörte zu jenen alten Damen, die sich eher von Klatsch als von Essen ernährten. Trotz ihres losen Mundwerks mochten wir sie sehr – vor allem, weil sie uns so nahm, wie wir waren, und weil sie uns viele Kunden vermittelte.
    »Zum Glück seid ihr da. Ich habe Neuigkeiten.«
    Milly schob sich an Mom vorbei ins Zimmer.
    »Milly, wir sind mitten in einer Séance«, sagte ich.
    »Das kann nicht warten.«
    »Dann hoffe ich, dass es um Leben und Tod geht«, sagte Mom.
    Milly grinste. »O ja, darum geht es.« Sie kratzte sich am Kopf. »Also, nicht um beides. Nur um den Tod.«
    Ich war nicht besonders überrascht. Milly las jeden Morgen zuerst die Todesanzeigen.
    »Nun, dann erzählen Sie doch«, sagte Mr Bingham. »Sie nehmen Zeit in Anspruch, für die wir bezahlt haben. Da brauchen Sie schon eine gute Geschichte.«
    Milly sah uns mit großen Augen an. »Im King’s Courtyard gab es einen Mord!«
    Überrascht zog ich scharf die Luft ein. Ich hatte eine Klatschgeschichte über einen Hundertjährigen erwartet, der im Schlaf gestorben war. Aber keinen Mord! Deshalb also hatten wir die Polizei und den Krankenwagen gesehen. Mein Herz raste.
    Perry sackte auf seinem Stuhl zusammen. Die Störung in Form von Milly hatte bestimmt seine Verbindung zu Mrs Binghams Mutter unterbrochen. »Woher weißt du das?«
    »Nun, Ed Farmington ist wieder mal ein Gartenzwerg gestohlen worden, und deshalb ist er zur Polizeistation gegangen, um Anzeige zu erstatten. Aber die Beamten wollten nicht einmal mit ihm sprechen! Sie haben ihn nur gebeten, morgen wiederzukommen, weil sie heute zu beschäftigt seien. Aber er ist natürlich noch ein bisschen dort geblieben, um mehr herauszufinden.«
    »Um zu lauschen«, sagte ich.
    »Wie auch immer«. Milly holte Luft. »Eine Teenagerin wurde in ihrem Zimmer im King’s Courtyard gefunden – ermordet.«
    Alles in mir zog sich zusammen. Jemand in meinem Alter. Ermordet. Hier.
    »Weiß die Polizei, wer es war oder warum er es getan hat?«, fragte Perry nervös.
    »Ich glaube nicht. Es gibt das Gerücht, ihr Portemonnaie habe auf dem Nachttisch gelegen und das Geld sei noch darin gewesen.«
    »War sie von hier oder eine Touristin?«, fragte meine Mutter mit sorgenvoll gerunzelter Stirn.
    »Eine Touristin«, antwortete Milly leise.
    Perry und ich sahen uns an. Das hatte natürlich weit größere Konsequenzen. Mein Magen krampfte sich vor Angst zusammen.
    »O wie schrecklich«, sagte Mrs Bingham.
    »Hey, Sie sind doch Hellseher«, rief Mr Bingham. »Warum haben Sie das nicht vorausgesehen und das Mädchen gewarnt?«
    Mom seufzte. »Noch einmal: Wir können nicht in die Zukunft sehen.«
    »Genau. Ihr seid ein Haufen Betrüger.«
    Jetzt reichte es mir. Zu viel war zu viel. »Kennen Sie eine Jane Sutherland?«, fragte ich Mrs Bingham.
    In ihrem zarten Gesicht las ich Verwirrung. »Ja, sie war die Sekretärin meines Mannes, bis seine Stelle gestrichen wurde. Was ist mir ihr?«
    »Seine Stelle wurde nicht gestrichen, er wurde gefeuert. Es gibt in der Firma nämlich die Regel, dass man keinen Sex mit der eigenen Sekretärin haben sollte, auch wenn Ihr Mann damit keine Probleme zu haben scheint.«
    »Clarity!«, schrie Mom.
    Sie zerrte mich am Arm, während mein Bruder versuchte, sie von mir fernzuhalten. Mrs Bingham rannte weinend hinaus. Mr Bingham folgte ihr und brüllte, wir seien Lügner und Betrüger, während Milly auf

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