Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties
bieten. Bilder liefen in regelmäßiger Folge über Wandbildschirme: das Innere sehr sonderbar aussehender Zimmer. Die Stimme beantwortete Gomi Boys Fragen.
»Er verlangt Zimmer mit optimalen Portmöglichkeiten«, sagte Masahiko leise.
Gomi Boy und die Stimme schienen zu einer Übereinkunft zu gelangen. Er steckte Chias Karte über einem Gebilde ein, das wie ein kleiner pinkfarbener Springbrunnen aussah. Die Stimme dankte ihm. Eine schmale Luke öffnete sich, und ein Schlüssel rutschte in die pinkfarbene Schale herab. Gomi Boy nahm ihn und gab ihn Masahiko. Chias Karte kam aus dem Schlitz; Gomi Boy zog sie heraus und reichte sie Chia. Er gab Masahiko den karierten Beutel, drehte sich um und ging hinaus. Die Glastür öffnete sich zischend für ihn.
»Kommt er nicht mit?«
»Zimmer nur für zwei Personen erlaubt. Er hat woanders zu tun. Komm.« Masahiko zeigte auf einen Fahrstuhl, der sich öffnete, als sie näher kamen.
»Was, hast du gesagt, ist das für ein Hotel?« Chia stieg in den Fahrstuhl. Er trat hinter ihr ein, und die Tür schloss sich.
Er räusperte sich. »Liebeshotel«, sagte er.
»Was ist das?« Sie fuhren nach oben.
»Privatzimmer. Für Sex. Stundenweise.«
»Oh«, sagte Chia, als würde das alles erklären. Der Fahrstuhl blieb stehen, und die Tür ging auf. Er stieg aus, und sie folgte ihm durch einen schmalen Flur, der von Lichtbändern in Knöchelhöhe erhellt wurde. Vor einer Tür blieb er stehen und steckte den Schlüssel hinein, den sie bekommen hatten. Als er die Tür aufmachte, ging innen das Licht an.
»Warst du schon mal in so einem?«, fragte sie und merkte, wie sie rot wurde. Sie hatte es nicht so gemeint.
»Nein«, sagte er. Er machte die Tür hinter ihr zu und untersuchte die Schlösser. Er drückte auf zwei Knöpfe. »Aber Leute, die hierherkommen, möchten manchmal porten. Es gibt Service, mit dem man sich Tarnadresse zuweisen lassen kann, dadurch man ist sehr schwer aufzuspüren. Auch zum Telefonieren, sehr sicher.«
Chia schaute zu dem runden, pinkfarbenen, pelzigen Bett hinüber. Es schien mit einem Zeug bezogen zu sein, aus dem man Stofftiere machte. Der Teppichboden war zottig und schneeweiß, und die Kombination erinnerte sie an besonders eklig aussehende Schokoküchlein mit Cremefüllung namens Ring-Dings.
Das reißende Geräusch kam von Klettverschlüssen. Sie drehte sich um und sah, wie Masahiko seine Nylongamaschen abnahm. Er zog seine schwarzen Arbeitsschuhe aus (durch eine seiner dünnen grauen Socken blickte eine Zehe) und schlüpfte in weiße Papiersandalen. Chia schaute auf ihre eigenen nassen Schuhe auf dem weißen Flor hinunter und beschloss, lieber das Gleiche zu tun. »Warum sieht’s hier eigentlich so komisch aus?«, fragte sie und kniete sich hin, um die Schnürsenkel aufzumachen.
Masahiko zuckte die Achseln. Chia bemerkte, dass das aufgenähte internationale Biorisiko-Symbol auf dem karierten Beutel fast genau die gleiche Farbe hatte wie der Pelz auf dem Bett.
Durch eine offene Tür erspähte sie einen Raum, bei dem es sich offensichtlich um das Badezimmer handelte. Sie schleppte ihre Tasche hinein und machte die Tür hinter sich zu. Die Wände waren mit etwas Schwarzem und Glänzendem bezogen, und der Boden war wie ein Schachbrett schwarz-weiß gefliest. Eine komplizierte Stimmungsbeleuchtung ging an, und sie war von unaufdringlichem Vogelgezwitscher umgeben. Dieses Badezimmer war fast genauso groß wie das Schlafzimmer, mit einer Badewanne wie ein schwarzer Miniatur-Swimmingpool und etwas anderem, was Chia erst mit der Zeit als Toilette identifizierte. Sie erinnerte sich an die in Eddies Büro, stellte die Tasche ab und näherte sich dem Ding mit äußerster Vorsicht. Es war schwarz und verchromt und hatte Arme und eine Rückenlehne, wie ein Sessel beim Friseur. Auf einem kleinen Bildschirm daneben war ein aktives Display mit ein paar englischen Brocken zwischen all dem Japanisch. Chia sah, wie »(A) GENUSS« und »(B) SUPERGENUSS« über den Schirm liefen. »Mh-mh«, sagte sie.
Nachdem sie die Brille und die ominöse schwarze Schüssel eingehend untersucht hatte, ließ sie die Hose herunter, positionierte sich strategisch günstig über der Toilette, ging vorsichtig in die Hocke und urinierte, ohne sich hinzusetzen. Das sollte jemand anderer spülen, entschied sie, während sie sich die Hände im Waschbecken wusch, aber dann hörte sie, wie die Spülung von alleine losging.
Neben dem Becken lag eine glänzende pinkfarbene Papiertüte, auf
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