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Illuminatus 1 - Das Auge in der Pyramide

Illuminatus 1 - Das Auge in der Pyramide

Titel: Illuminatus 1 - Das Auge in der Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Shea & Robert Anton Wilson
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nackt zu schlafen (sorry), und ziehe mir jetzt mit der einen Hand Unterhosen und Hosen an, während ich mit der anderen eine Adresse notiere. Achtundsechzigste Strasse Ost, nahe dem Sitz des Council on Foreign Relations (Amt für Auswärtige Angelegenheiten). «Schon unterwegs», sage ich, als ich den Hörer auflege.
    «Was ist?» murmelt Rebecca vorn Bett herüber. Auch sie ist nackt, und das weckt in mir ein paar heisse Erinnerungen an wenige Stunden vorher. Ich denke, manch einer von Ihnen wird schockiert sein zu erfahren, dass ich über sechzig bin und sie erst fünfundzwanzig. Dass wir verheiratet sind, machtnichts besser. Ich weiss...
    Dieser mein Körper ist noch ganz gut in Schuss für sein Alter, und wenn ich Rebecca so daliegen sehe, dann denke ich daran, wie schön es mit uns ist. In diesem Moment kann ich mich tatsächlich nicht einmal mehr daran erinnern, der Zirkusdirektor gewesen zu sein. Schlaf und Traum lassen jedenfalls nur ein undeutliches
    Echo nachklingen. Wie mechanisch küsse ich ihren Nacken, sie ist meine Frau, ich bin ihr Mann, und selbst als Inspektor bei der Mordkommi ssion - M. K. Nord, um exakt zu sein - haben sich jegliche Anzeichen, ein Fremder in diesem Körper zu sein, mit meinen Träumen in Luft aufgelöst. In dünne Luft.
    «Was?» wiederholt Rebecca, immer noch mehr schlafend als wach.
    «Wieder mal so ein paar bekloppte Radikale», sage ich, als ich mir das Hemd anziehe, und ich weiss, dass in ihrem halbwachen Zustand eine Antwort so gut ist wie jede andere auch.
    «Ach so», sagt sie zufrieden und sinkt wieder in tiefen Schlaf. Ein bisschen Wasser ins Gesicht, wobei mich ein müder alter Mann aus dem Spiegel ansieht, und kurz mit der Bürste durchs Haar. Gerade Zeit genug, daran zu denken, dass ich mich in nur wenigen Jahren zur Ruhe setzen werde, Zeit genug, mich an eine bestimmte Injektionsnadel zu erinnern, an jenen Tag in den Catskills mit Sandra, meiner ersten Frau, damals als es dort oben noch reine Luft gab... Socken, Schuhe, Schlips und Schlapphut... und ich werde nie aufhören zu trauern... sosehr ich Rebecca auch liebte, hatte ich niemals aufgehört, um Sandra zu trauern. Bombenanschlag und Mord ... was für eine meshugana Welt... Können Sie sich daran erinnern, als man wenigstens um drei Uhr morgens unbehelligt von Verkehrsstockungen durch New York fahren konnte? Die Zeiten sind vorbei. Die Lastwagen, die den Tag über verbannt waren, lieferten ihre Waren jetzt aus. Man setzte bei jedermann voraus, dass er so tun würde, als wäre die Luftverschmutzung vor Anbruch des Morgens schon nicht mehr existent. Daddy pflegte zu sagen: «Saul, Saul... erst haben sie die Indianer fertiggemacht und jetzt machen sie sich selbst fertig. Goyische Narren.» Er hatte Russland verlassen, um dem Pogrom von 1905 zu entgehen, aber ich nehme an, er hat so allerhand gesehen, bevor er draussen war. Er kam mir damals wie ein zynischer alter Mann vor, und ich selbst komme den anderen heute wie ein zynischer alter Mann vor. Kann sich da irgendeiner einen Vers draufmachen?
    Der Anschlag war auf eines jener alten Bürohäuser verübt worden und die Zuckerbäckerdekoration der Vorhalle war in Stücke gegangen über den ganzen Boden verstreut. Im trüben Morgenlicht wurde ich an die düstere Atmosphäre um Charlie Chan im Wachsfigurenkabinett erinnert. Und als ich eintrat, schlug mir ein unglaublicher Gestank entgegen.
    Ein Streifenpolizist, der in der Halle rumhing, nahm blitzartig Haltung an, als er mich erkannte. «Es hat die siebzehnte und einen Teil der achtzehnten Etage erwischt», sagte er. «Und dazu eine Zoohandlung hier im Parterre. Wohl irgend so'n dynamischer Freak. Sonst ist hier unten nichts weiter kaputtgegangen,.. bis auf die ganzen Aquarien. Daher der unerträgliche Gestank.»
    Aus dem Dunkel tauchte Barney Muldoon auf, ein alter Freund mit dem Blick und Gehabe eines Hollywood-Polypen. Ein harter Bursche, und überhaupt nicht so beschränkt wie er gern vorgab, deshalb war er auch Leiter der Abteilung Bombenattentate.
    «Dein Baby, Barney?» fragte ich wie zufällig.
    «Sieht ganz so aus. Keine Toten. Dich haben sie angerufen, weil im achtzehnten Stock eine Schneiderpuppe verbrannte und die erste Streife, die hier ankam, dachte, es wäre eine menschliche Leiche.»
    (Warten Sie: George Dom schreit auf...)
    Sauls Gesicht zeigte keine Reaktion auf die Antwort - aber die Pokerspieler im Bruderorden der Polizei hatten schon lange den Versuch aufgegeben, seine talmudische Miene zu

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