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Im Reich des Wolfes

Im Reich des Wolfes

Titel: Im Reich des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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ist«, sagte er. »Ich ... ich ...«
    »Es war der Kristall«, warf Angel rasch ein. »Ich weiß. Er hatte eine ähnliche Wirkung auf mich.«
    »Aber du hast ihn zerstört.«
    »Ich hatte ihn auch nie in den Händen. Quäl dich nicht, Priester.«
    »Ich bin kein Priester mehr. Ich bin nicht würdig.«
    »Ich bin kein Richter, Ekodas, aber wir alle haben unsere Schwächen. Wir sind so geschaffen.«
    Der schlanke Priester schüttelte den Kopf. »Das ist sehr großmütig von dir. Aber ich schaute zu, wie dein Freund starb - und ich schloß einen Pakt mit dem Bösen. Zhu Chao kam zu mir in jene Kammer. Er schien wie ... wie ein seelenverwandter Bruder. Und in dieser kurzen Zeit hatte ich solche abscheulichen Träume. Ich hätte nie gedacht, daß eine solche ... Dunkelheit in mir steckt. Ich werde jetzt einen anderen Pfad wählen.« Er zuckte die Achseln. »Der Kristall hat mich nicht verändert, verstehst du. Er hat mir lediglich die Augen geöffnet, was ich bin.«
    Dardalion regte sich. »Ekodas!«
    Der junge Priester kniete neben dem Abt nieder und nahm seine Hand. Angel ging zur Barrikade hinüber.
    »Ich bin hier, mein Freund«, sagte Ekodas.
    »Alles ... tat ich ... im Glauben, mein Sohn. Und ich fühle, daß die anderen auf mich warten. Rufe die Lebenden zu mir.«
    »Es ist nur noch Vishna da.«
    »Ah. Dann hole ihn.«
    »Dardalion, ich ...«
    »Du möchtest von ... deinen Gelübden entbunden werden. Ich weiß. Die Frau, Shia.« Dardalion schloß die Augen, und Schmerzen verkrampften seine Züge. »Du bist frei, Ekodas. Frei zu heiraten, zu leben ... zu sein.«
    »Es tut mir leid, Vater.«
    »Es gibt nichts, was dir ... leid tun müßte. Ich habe dich dort hinuntergeschickt. Ich kannte dein Schicksal, Ekodas. Von dem Augenblick an, als Shia zum Tempel kam, bestand ein Band zwischen euch. Lebe in Frieden, Ekodas ... und genieße die Freuden der Liebe.« Er lächelte schwach. »Du hast deine Pflicht mir und den anderen gegenüber getan. Jetzt... hol Vishna, denn die Zeit wird knapp.«
    Ekodas schickte einen Gedankenimpuls aus, und der große Krieger mit dem gegabelten Bart rannte von der anderen Seite der Halle herbei und kniete neben dem sterbenden Abt nieder. »Ich kann nicht mehr sprechen«, flüsterte Dardalion. »Nimm Verbindung mit mir auf.«
    Vishna schloß die Augen, und Ekodas wußte, daß ihre beiden Geister jetzt vereint waren. Er machte keinen Versuch, sich ihnen anzuschließen, und wartete geduldig darauf, daß es vorbei war. Er hielt Dardalions Hand, als der Abt starb. Vishna riß sich stöhnend los; dann schlug er die dunklen Augen auf.
    »Was hat er gesagt?« fragte Ekodas und ließ die Hand los.
    »Wenn wir überleben, soll ich nach Ventria reisen und einen neuen Tempel gründen. Die Dreißig werden weiterleben. Es tut mir leid, daß du mich nicht begleitest.«
    »Ich kann nicht, Vishna. Ich habe es verloren. Und, um die Wahrheit zu sagen, ich möchte es nicht zurückhaben.«
    Vishna stand auf. »Weißt du, in dem Moment, als er starb und mir entglitt, spürte ich die Gegenwart der anderen - Merlon, Palista, Magnic. Sie alle warteten auf ihn. Es war wunderbar. Wirklich wunderbar.«
    Ekodas blickte in Dardalions totes Gesicht, das vollkommen ruhig und ernst war. »Lebwohl, Vater«, flüsterte er.
    Die Stille außerhalb der Festung wurde durch ferne Trompetenstöße durchbrochen.
    »Die QUELLE sei gelobt«, sagte Vishna.
    »Was bedeutet das?«
    »Es ist das Signal der Gothir zum Rückzug.« Vishna setzte sich und schloß die Augen. Sein Geist flog aus der Festung. Wenige Augenblicke später kehrte er zurück. »Ein Bote kam vom Kaiser. Die Belagerung ist aufgehoben. Es ist vorbei, Ekodas! Wir leben!«
    An der Barrikade spähte Angel in den Hof hinaus. Die Gothir zogen sich geordnet zurück, schweigend und in Dreierreihen. Angel steckte sein Schwert ein und wandte sich an die Verteidiger. »Ich glaube, ihr habt gesiegt, Freunde!« rief er.
    Orsa Khan sprang auf die Barrikade und beobachtete die abziehenden Soldaten. Dann stürmte er zu Angel, schlang die Arme um den Gladiator und küßte ihn auf beide vernarbten Wangen. Die noch übriggebliebenen Nadir rannten herbei, hoben Angel auf ihre Schultern und brachen in Jubel aus.
    Miriel lächelte, als sie dieses Bild sah, doch ihr Lächeln verging, als sie sich in der Halle umschaute. Die Toten lagen überall. Kesa Khan tauchte an der Treppe aus den unteren Ebenen auf und führte Frauen und Kinder zurück ans Tageslicht. Der alte Schamane ging auf sie

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