Immer dieser Knasterbax
Augenblick
zu fürchten, daß Siebenschütz ihm nahe sei. Der war inzwischen auch wieder
hungrig geworden und gedachte die günstige Gelegenheit beim Schopf zu fassen
und sich dem Räuber als seinesgleichen vorzustellen.
Frech
schlurfte er an die Würstchenbude heran, rülpste ungehörig und trat dem
gutangezogenen Knasterbax ganz aus Versehen auf den
Fuß.
„ Verschuldigung , liebes Kamerad“, sagte er, „macht mich
großes Hunger unsicher auf Beine. Wollt ich nicht machen weh weh auf großes Zeh von Mann in schönes Uniform.“
Nach
diesen Worten taumelte er gegen den hölzernen Tresen und tat, als müßte er sich
daran festhalten, um nicht vor Schwäche umzufallen. Knasterbax stützte ihn
hilfsbereit und betrachtete freudig erstaunt die verbeulte Hose und die
geflickte Jacke des Landstreichers, ohne den Mann, der darin steckte, zu
erkennen. Dann flüsterte er ihm ins Ohr: „Red nix von schönes Uniform! Ist sich
nur geliehen, weil dummes Schafhammel rennt spazieren mit eigenes Zeug. Bin ich
dein Kamerad und hab’ nie nix Geld für Verwendung. Macht es jetzt klimper klimper in Tasche nur
ganz aus Zufall. Komm, lad’ ich dich ein für Bratwurst und Salat von
Kartoffel!“
Siebenschütz
nickte dankbar und antwortete: „Das nenn’ ich Hilfe für schuldlos
heruntergekommenes Mitmensch. Wird vielleicht sich geben Möglichkeit, daß ich
kann machen gut dein großes Liebenswürde.“
Und
mit Appetit machte er sich über die Bratwurst und den Kartoffelsalat her, den
Knasterbax bestellt hatte.
Als
er satt war, lud der spendierfreudige Räuber ihn noch zu einem Glas Bier im
Bierzelt ein. Aber die Einladung schlug er aus. „Den Sache halte ich für sehr
gefährlich“, flüsterte er. „Hab’ ich gehört, daß ein Schutzmann soll sein in
diese Gegend, ein Mann, das sich nennt Siebenschütz.“
Knasterbax
grinste und zwinkerte ihm zu.
„Brauchst
du nix haben Angst vor Siebenschütz“, sagte er, „das Mann ist sich so dumm wie
dümmstes Esel und Schaf. Wenn er kommt in meine Nähe, mach ich kleines Trick,
und er sucht in falsches Ecke.“
Siebenschütz
machte ein zweifelndes Gesicht.
„Meinst
du, daß er fällt immer ’rein auf kleines Trick?“
„Immer!“
versicherte Knasterbax. „Kann sein Winter, Sommer, Tag oder Nacht: führ’ ich
ihn immer herum an dummes Polizistennase. Also komm und trink schönes Glas Bier
aus Flasche.“
Nun
ließ sich Siebenschütz nicht länger bitten und ging neben Knasterbax in das
Bierzelt hinüber. Dort prosteten die beiden Vagabunden einander vergnügt zu und
tranken einen kräftigen Schluck. Dann nannten sie sich gegenseitig „bestes
Freund von Welt“, umarmten sich und verließen untergehakt den Festplatz.
„Hast
du Haus, liebes Kamerad, mit Bett für Nacht?“ fragte Siebenschütz, als die
Dunkelheit der Straße sie aufgenommen hatte. „Bin ich müde wie Murmeltier.“
Knasterbax
blieb stehen, hob die Schultern und schüttelte den Kopf. „Kann ich leider nicht
dienen mit Haus und Bett“, lallte er. „Schlaf ich in Scheune oder Graben und
manchmal in Kaufhaus, wenn das Gelegenheit ist günstig. Muß du nur haben
Ausdauer, dann du findest immer warmes Lager für Nacht.“
„Ist
gut“, erwiderte Siebenschütz gähnend, „lassen wir den
Hoffnung nicht sinken.“
Er
wußte es aber so einzurichten, daß sie in Richtung auf die Burg marschierten.
Knasterbax merkte nichts davon, er war glücklich, einen Menschen gefunden zu
haben, der dieselbe Sprache sprach wie er und dem er rückhaltlos vertrauen
konnte.
Die
beiden unterhielten sich über alles mögliche ,
erzählten einander von kalten Nächten und verregneten Tagen und wurden sich von
Schritt zu Schritt sympathischer. Schließlich brachte Siebenschütz ganz
unverfänglich das Gespräch auf die Burg.
„Steht
sich kaltes Winter vor Tür“, begann er. „Wär’ schon schön, zu haben Ofen und
Zimmer. Hab’ ich voriges Winter abgefroren großes Zeh an linkes Fuß.“
„Ja“,
bestätigte Knasterbax, „Winter ist schlimmstes Zeit von Jahr. Hätte ich auch
gerne warmes Zuhause. Aber gibt es sich kein Zuhause für Räuber und
Landstreicher.“
„Vielleicht
doch“, sagte Siebenschütz so ruhig wie möglich.
„Nein,
niemals!“ widersprach Knasterbax.
Siebenschütz
blieb stehen und hielt seinen Weggenossen am Ärmel fest.
„Vielleicht
doch!“ sagte er noch einmal. „Hör zu, was ich habe gehört heute von Bauer auf
Mistwagen! Ganz hier nahebei ist ein großes Burg, heißt sich Burg
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