Immortals after Dark 05 - Verfuehrung der Schatten
wiederholte sie. Warum sollte jemand wie Holly ein Teil dieser neuen, noch ungestümeren Welt werden wollen?
Es brach Greta das Herz, dich wegzugeben, aber es ist nun mal die Art der Walküren, menschlichen Nachwuchs den Menschen zu übergeben. Und wir dachten, du wärst eine Sterbliche. Sie tat es mit Liebe im Herzen für dich. Daran darfst du niemals zweifeln.
Das tat Holly auch nicht. Sie wusste jetzt, dass es kein Zufall gewesen war, der sie zu den liebevollen Ashwins geführt hatte.
Im zweiten Buch werden einige der Aspekte dieser neuen Welt erklärt, in die du jetzt so plötzlich geworfen wurdest.
Lies beide Bände. Du wirst einen Test darüber schreiben.
Also, ich weiß ja, dass du einige Zweifel bezüglich deiner neuen Identität als Walküre geäußert hast …
Wie konnte sie das wissen? Es sei denn … „Sie ist wirklich eine Hellseherin“, murmelte Holly.
„Oh ja“, sagte Cade, der sich inzwischen leicht zu entspannen schien.
… aber ich bitte dich, dem Walkürismus wenigstens eine faire Chance einzuräumen. Das machen alle coolen Kids. Das Einzige, was du dazu tun musst: Akzeptiere alles, was du je gefürchtet und während der letzten zwanzig Jahre aus deinem Leben verbannt hast. Einfacher geht’s doch wohl nicht!
Schleck Cades Hörner für mich ab, und ja, du kannst ihn wie einen Angestellten behandeln, wenn du es wünschst, denn genau das ist er – und daran ist er gewöhnt.
Seine Hörner abschlecken? Holly versuchte so zu tun, als ob sie nicht vorhanden wären, und ganz gewiss würde sie sie niemals abschlecken !
Noch zwei Tipps: Wenn du sicher sein willst, dass dein augenblicklicher Beschützer die Wahrheit über etwas sagt, dann lass ihn „beim Mythos“ schwören. Und wenn du nicht schwanger werden willst, dann hör auf zu essen. Walküren sind unfruchtbar, wenn sie nicht die Früchte der Erde zu sich nehmen.
In Liebe,
Nïx, Proto-Walküre, Wahrsagerin Ohnegleichen,
Halbgöttin, dein dich liebendes Tantchen
Holly faltete den Brief zusammen und saß dann wie betäubt da. Viel zu viel, worüber ich nachdenken muss. So viele Informationen, und das war nur der Anfang. Alleine den Beruf ihres Vaters zu erfahren war für sie schon von enormer Bedeutung.
Mit einem Seufzer zog sie Das Buch der Kriegerinnen hervor und blätterte zu dem Kapitel „Der Ursprung der Walküre“. Innerhalb kürzester Zeit stellte sie fest, dass sie von der Geschichte zunehmend gefesselt war.
Der Mythos besagte, dass vor vielen Millennien die Götter Odin und Freya vom Schrei einer jungfräulichen Kriegerin, die im Kampf fiel, aus einem eine Dekade währenden Schlaf geweckt worden waren. Freya hatte die Kühnheit der jungen Maid bewundert und beschloss, sie am Leben zu erhalten, also ließen sie und Odin ihren Blitz in diese Menschenfrau fahren.
Die Jungfrau erwachte in der großen Halle der Götter, gesund, aber unverändert – immer noch sterblich – und schwanger mit einer unsterblichen Walkürentochter.
In den Zeitaltern, die folgten, traf ihr Blitz sterbende Kriegerinnen aller möglichen Spezies der Mythenwelt – von Furien über Gestaltwandler bis hin zu Lykae.
Freya und Odin schenkten diesen Töchtern Freyas feenähnliches Aussehen und Odins Gerissenheit und kombinierten diese Eigenschaften mit dem Mut der Mutter und gewissen individuellen Charakteristika, je nach Herkunft. Sämtliche Töchter waren Halbschwestern und jede von ihnen war einzigartig. Doch dem Mythos zufolge konnte man eine Walküre stets daran erkennen, dass sich ihre Augen silbern verfärbten, wenn sie starke Gefühle verspürte.
Holly blickte auf. „Haben sich meine Augen heute Nacht silbern verfärbt?“
Cadeon nickte und gönnte ihr endlich einen Blick. „Daran habe ich erkannt, dass du dich in eine Walküre verwandelt hast, oder zumindest damit angefangen hattest.“ Er wischte sich die Handflächen an seiner Jeans ab und lenkte inzwischen mit den Knien. „Die Augen aller Mythenweltgeschöpfe nehmen zuweilen eine bestimmte Farbe an.“ Cadeons Augen waren schwarz geworden.
Sie zog ihre Perlenkette an ihren Lippen vorbei und grübelte über diese neue Information nach. Wenn Holly dieser Legende Glauben schenkte, würde das bedeuten, dass sie die Enkelin nordischer Götter wäre.
Es war eine Sache, wenn ein adoptiertes Kind herausfand, dass er oder sie aus einer reichen oder berühmten Familie stammte. Aber das hier war lächerlich.
Trotzdem – diese Information erklärte so vieles, was sie an sich selbst nie
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