Inferno - Höllensturz

ebenfalls.«
    Wow. Schön, so begehrt zu sein. »Und deshalb wurden diese Verschmelzungsgeschichten veranstaltet, von denen wir in den Nachrichten gehört haben?«
    »Genau. Räumliche Verschmelzung – Satans allerneueste schwarzmagische Kunst. Luzifers Zauberer haben einen Weg gefunden, durch den ein Ausschnitt der Hölle sich ein und denselben physischen Raum mit der Welt der Lebenden teilen kann. Das hält zwar nur einige Minuten an, aber mehr braucht es auch nicht. Sie schaffen das, indem sie Millionen von Höllenbewohnern exakt im selben Augenblick töten.«
    »Hä?«
    »Das findet im Panzuzubezirk statt, im so genannten Atrozeum.«
    »Hä?«, wiederholte Cassie.
    Angelese erklärte weiter, die Hände ganz ruhig im Schoß gefaltet. »In der Hölle steht Hexenkunst an Stelle von Wissenschaft. Seit eintausend Jahren versucht Satan, über die Magie einen Weg zu finden, Energie für die Schwarzen Künste nutzbar zu machen. Deshalb hat er das Atrozeum bauen lassen. Stell es dir als eine Art Fußballstadion vor, nur ungefähr einhundertmal so groß. Ein virtuelles Kolosseum, entworfen einzig und allein zu dem Zweck, Lebenskraft-Energie in ein anderes Medium zu transferieren. Um eine räumliche Verschmelzung herbeizuführen, bedarf es einer ungeheuren Energiemenge. Und wir wissen, dass sie es getan haben, dass sie erfolgreich waren. Die nächtlichen Brände in der Innenstadt und die Sache mit der Bibliothek in Maryland, das waren Schauplätze der Verschmelzung. Es wird nicht mehr lange dauern, bis Luzifer hier in der Klinik eine räumliche Verschmelzung anordnet, und dann wird er zuschlagen.«
    »Ich kapiere immer noch nicht, warum er mich haben will. Er hat das Haus meines Vaters – den Totenpass – von Sukkuben niederbrennen lassen, weil er mich aus der Mephistopolis fern halten wollte. Und jetzt will er mich verschleppen und wieder reinbringen?«
    »Ganz genau. Er will dich nur in seiner Stadt haben, wenn er die Situation unter Kontrolle hat. Auf eigene Faust bist du zu gefährlich. Er will dich wegen deiner Kräfte, oder wegen einer Seite davon benutzen. Welche Seite das ist, weiß ich noch nicht. Oder vielleicht will er dich auch nur als Trophäe. In der Welt der Lebenden bist du einfach nur ein Mädchen, aber in der Hölle bist du der mächtigste Mensch, der je seinen Fuß in die Stadt gesetzt hat.«
    Das klang beeindruckend – und ebenso Furcht einflößend! »Ich will doch einfach nur meine Schwester finden, das ist der einzige Grund, warum ich wieder zurückwollte. Ich will sie finden und mit ihr sprechen und ihr sagen, wie Leid mir tut, was ihr passiert ist. Das ist alles. Danach gehe ich nie wieder zurück.«
    Angeleses Lächeln schien vor ihrem Gesicht zu schweben. »Doch, das wirst du.«
    »Ach scheiß drauf«, sagte Cassie. »Es ist mir egal, ob du mich für selbstsüchtig hältst oder für ängstlich …«
    »Jeder hat Angst, Cassie. Soll ich dir mal was sagen? Selbst Gott hat Angst. Du wirst deine Schwester wiedersehen. Dafür sorge ich. Wenn ich dafür mich selbst und noch eintausend Engel meines Ordens opfern muss, dann werde ich das tun. Aber du musst uns auch helfen.«
    Cassie war nicht der Typ, der sich gerne sagen ließ, was sie zu tun hätte. »Das Einzige, was ich tun muss , ist Goth bleiben und sterben.«
    »Es ist Vorsehung, Cassie. Würdest du nein zu Gott sagen?«
    Cassie kicherte. »Solange Gott nicht etwas für mich tut, warum sollte ich etwas für Ihn tun?«
    »Er bewahrt dich davor, von Satan gefangen genommen zu werden.«
    »Das sagst du . Für mich klingt das, als wären wir quitt. Du hast mir noch nicht mal genau erzählt, warum Luzifer mich will. Warum will er meine Kräfte? Was will er damit anfangen?«
    »Etwas Diabolisches, etwas Ungeheuerliches. Mehr wissen wir darüber nicht. Deshalb wurde ich hierher geschickt. Ich werde dich zurück in die Hölle begleiten, um es herauszufinden.«
    »Na super, das ist ja sehr informativ.« Cassie wurde sarkastisch. »Ich sollte wohl vor Freude tanzen, dass ich mit auf die Reise darf, oder was?«
    Angelese lächelte nur. »Du wirst schon sehen.«
    Cassies Augen wanderten zu dem dunklen Schatten zu Füßen des Engels. »Und warum, bitte schön, macht sich der Dämon da nicht an dir zu schaffen? Ich dachte, immer wenn du eine Regel brichst, immer wenn du mir etwas Geheimes erzählst, wirst du bestraft?«
    »Ich kann nicht noch einmal für eine Information gequält werden, die ich dir schon mal gegeben habe. Ich habe dir jedoch noch einiges