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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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weißen Boot nach. Schon bald war es nur noch ein geisterhafter Schatten in der Nacht. Langdon blickte zum Horizont. Er wusste, Sienna würde jetzt nicht nur das andere Ufer erreichen, sondern auch das endlose Netz der Wasserwege zwischen Schwarzem und Mittelmeer.
    Sie ist weg.
    Nicht weit von ihm entfernt stieg der Bootsführer aus dem Wasser, stand auf und rannte los, um die Polizei zu rufen.
    Langdon fühlte sich allein, während er zusah, wie die Lichter des gestohlenen Bootes in der Ferne verblassten und das Dröhnen der Motoren allmählich leiser wurde.
    Und dann verstummten die Motoren schlagartig ganz.
    Langdon blickte in die Ferne. Hat sie den Motor abgewürgt?
    Die Lichter des Bootes entfernten sich nicht weiter, sondern tanzten stattdessen sanft auf den kleinen Wellen des Goldenen Horns auf und ab. Aus irgendeinem Grund hatte Sienna Brooks angehalten.
    Oder ist ihr das Benzin ausgegangen?
    Langdon legte die Hand ans Ohr. Schwach hörte er die Motoren im Leerlauf.
    Wenn ihr nicht das Benzin ausgegangen ist, was macht sie dann da?
    Er wartete.
    Zehn Sekunden. Fünfzehn. Dreißig.
    Dann, ohne Vorwarnung, brüllten die Motoren wieder auf. Zu Langdons großer Überraschung beschrieben die Bootslichter einen weiten Bogen, und der Bug schwang zu ihm herum.
    Sie kommt zurück .
    Das Boot näherte sich, und am Steuer starrte Sienna ausdruckslos geradeaus. Als sie noch fünfundzwanzig Meter entfernt war, drosselte sie die Maschinen und lenkte das Boot sicher in die Liegebucht, von der es abgelegt hatte. Dann schaltete sie die Motoren aus.
    Stille.
    Langdon starrte sie ungläubig an.
    Sie hob nicht einmal den Blick.
    Stattdessen vergrub sie das Gesicht in den Händen und begann, heftig zu zittern. Als sie schließlich doch zu Langdon sah, rannen ihr Tränen über die Wangen.
    »Ach, Robert«, schluchzte sie. »Ich kann nicht mehr wegrennen. Ich weiß nicht wohin.«

KAPITEL 96
    Es ist freigesetzt.
    Elizabeth Sinskey stand am Fuß der Treppe und starrte in die Leere der evakuierten Kaverne. Das Atmen durch den Respirator fiel ihr schwer. Auch wenn sie dem unbekannten Pathogen hier unten mit großer Wahrscheinlichkeit bereits ausgesetzt gewesen war, fühlte sie sich in ihrem Hazmat-Suit deutlich sicherer, während sie mit dem SRS -Team in die verwaiste Zisterne vordrang. In den unförmigen weißen Overalls mit den luftdicht abschließenden Helmen sahen sie aus wie Astronauten.
    Oben auf der Straße standen dicht gedrängt Hunderte verängstigter Konzertbesucher und die Orchestermusiker. Nicht wenige mussten medizinisch versorgt werden wegen der kleineren oder größeren Verletzungen, die sie bei ihrer panischen Flucht erlitten hatten. Einige Besucher waren ganz vom Schauplatz der Massenpanik geflohen. Sinskey schätzte sich glücklich, dass sie bis auf eine Blessur am Knie und das zerbrochene Amulett ungeschoren davongekommen war.
    Es gibt nur eins, was sich schneller ausbreitet als ein Virus , dachte Sinskey. Angst .
    Der Eingang war inzwischen geschlossen und hermetisch versiegelt, bewacht von einheimischen Polizeikräften. Sinskey hatte ein juristisches Kräftemessen mit der eintreffenden lokalen Polizei erwartet, doch jeder potenzielle Konflikt hatte sich in Sekundenbruchteilen in Luft aufgelöst, als die Beamten die Biohazard-Ausrüstung des SRS -Teams gesehen und Sinskeys Warnung vor einer möglichen Epidemie gehört hatten.
    Wir sind auf uns allein gestellt , dachte die Direktorin der WHO und starrte auf die vielen Säulen, die sich im stillen Wasser der Zisterne spiegelten. Niemand hat Lust herunterzukommen.
    Hinter ihr spannten zwei Agents eine riesige Plane aus Polyurethan über den Eingang zur Treppe. Mit einer Heißluftpistole verschweißten sie die Ränder mit den Mauern und der Decke. Zwei andere hatten angefangen, auf dem Brettersteig eine Ansammlung elektronischer Apparate aufzubauen, als wollten sie den Tatort eines Verbrechens untersuchen.
    Genau das ist es im Grunde genommen auch , dachte Sinskey. Ein Tatort.
    Wieder dachte sie an die Frau in der nassen Burka, die aus der Zisterne geflüchtet war. Wie es aussah, hatte Sienna Brooks ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt, um die Eindämmungsmaßnahmen der WHO zu sabotieren und Zobrists kranke Mission doch noch zum Abschluss zu bringen. Sie hat den Solublon-Beutel geöffnet …
    Der Professor war Sienna in die Nacht hinaus gefolgt. Bisher hatte Sinskey keine Nachricht, was aus den beiden geworden war.
    Hoffentlich ist Professor Langdon in Sicherheit ,

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