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Insel der Träumer

Insel der Träumer

Titel: Insel der Träumer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Dann folgte sein Blick Sadagars ausgestreckter Hand, und er sah den riesigen Schatten in der anbrechenden Morgendämmerung.
    »Schrei, Sadagar«, flüsterte er. »Schrei, wie du es noch nie im Leben getan hast!«
    Das Boot erreichte die Schiffbrüchigen, als die Sonne ihre Strahlen schon über das endlos erscheinende Meer schickte. Mythor, dessen Lungen brannten und dessen Stimme kaum mehr als ein Krächzen war, erblickte ein halbes Dutzend kräftiger Männer an den Rudern. Wenig später ergriff er eine ausgestreckte Hand und ließ sich völlig erschöpft an Bord ziehen. Sadagar folgte ihm auf die gleiche Weise.
    Die Seefahrer waren schweigsam. Nur ihre Blicke schienen Mythor und Sadagar durchdringen zu wollen. Einer der Männer kam heran und flößte ihnen Trinkwasser ein. Mythor schluckte es gierig hinab, lächelte schwach zum Dank und verzichtete darauf, jetzt irgendwelche Fragen zu stellen. Früh genug würde er erfahren, welches Schiff ihren Weg gekreuzt und ihre verzweifelten Hilferufe gehört hatte. Sie waren gerettet, nur das zählte.
    Und doch berührte ihn der Anblick des mächtigen Schiffsleibs seltsam, als das Boot es erreicht hatte und andere Männer lange Seile herabwarfen – Männer, wie Mythor sie zu kennen glaubte, ebenso wie die an beiden Seiten des Schiffes angebrachten langen Ruderbänke und das Knallen von Peitschen.
    Eines der Seile wurde ihm um den Leib gebunden, ein zweites dem Steinmann. Nacheinander fühlten sie sich emporgerissen und hochgehievt. Mythors Sinne klärten sich. Allein die Stimmen anderer Menschen gaben ihm neue Kraft und bannten das schreckliche Gefühl der Verlorenheit.
    Auf der Ruderbank griffen starke Arme nach den Schiffbrüchigen, halfen ihnen, sich aufzurichten, und befreiten sie von den Seilen. Noch schwach auf den Beinen, folgten Mythor und Sadagar den Seefahrern an Deck, während hinter ihnen das Boot hochgezogen wurde.
    Mythor blieb stehen und schüttelte ungläubig den Kopf, als er den Kapitän vor dem Decksaufbau stehen sah, einen Hünen mit blauschwarzer Haut und enganliegender, gepanzerter Kleidung aus Echsenleder, die grünlich schillerte.
    »Jejed!« entfuhr es dem Sohn des Kometen. »Aber das ist… Jejed ist tot…«
    Der Morone lachte dröhnend, sah zu seinen Leuten hinüber und nickte heftig, beide Fäuste in die Hüften gestemmt.
    »Jejed ist tot, mein unbekannter Freund«, sagte er. »Aber wie es scheint, überlebten eine Menge anderer den Untergang der Gasihara.«
    »Woher weißt du…?«
    Der Kapitän winkte ab und bedeutete Mythor und dem Steinmann, ihm in seine Unterkunft zu folgen. Als sie um einen breiten Tisch herum auf roh gezimmerten Hockern saßen, schob er ihnen zwei Schüsseln mit Brei herüber. Es war der gleiche unappetitliche Brei, wie er den Legionären auf der Gasihara verabreicht worden war, doch Mythor verschlang ihn wie eine große Köstlichkeit.
    »Ihr beide seid nicht die ersten, die wir aus diesem verdammten Gewässer fischten«, berichtete der Kapitän, während er Mythor und Sadagar beim Löffeln zusah. »Mit euch sind’s nun fünf, die wir fanden. Sie haben viel geredet. Ihr wolltet nach Logghard, und genau dorthin werde ich euch bringen.« Er machte eine Pause. »Sagt, was ist aus eurem Magier geworden? Stimmen die Geschichten, die mir erzählt wurden? Natürlich nicht der Unsinn von einer Insel inmitten des Sarmara-Strudels. Dass sich das Böse an Bord schlich und euren Seemagier in den Wahnsinn trieb, meine ich. Ihr müsst wissen, Rachamon galt als einer der Besten unter seinesgleichen.«
    Mythor setzte die Schüssel ab und fuhr sich mit der Hand über die gesprungenen Lippen.
    »Es ist so«, flüsterte er. »Doch allein Rachamon verdanken wir unsere Rettung.«
    Mehr war er nicht bereit zu sagen. Sollte dieser Morone ruhig glauben, es gäbe keine Insel im Strudel. Mythor war inzwischen längst klar, dass er und Sadagar sich wieder auf einer Lichtfähre befanden.
    Der Kapitän starrte sie eine Weile lang abwechselnd an. Dann schlug er mit der mächtigen Faust auf den Tisch. »Unsinn! Ich rettete euch vor dem Ersaufen! Und sobald ihr wieder bei Kräften seid, werdet ihr mir den Dank dafür auf den Ruderbänken abstatten. Ihr seid auf der Halmash und mit ihr auf dem Weg nach Logghard. Man wird über fünf weitere Legionäre erfreut sein.«
    Damit gab der Kapitän seinen wartenden Männern einen Wink, Mythor und Sadagar unter Deck zu bringen. Sie waren wieder da, wo sie angefangen hatten. Doch das berührte Mythor jetzt nicht.

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