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Inspektor Jury spielt Katz und Maus

Inspektor Jury spielt Katz und Maus

Titel: Inspektor Jury spielt Katz und Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Rumforder Labor, behauptete, es sei zweifelsfrei das Unkrautvertilgungsmittel gewesen. Una fragte ihn, wie Pepper es denn geschafft haben solle, den Riegel aufzuschieben. Aber alle wußten ja, daß Una manchmal mit den Gedanken ganz woanders war und die Tür auch selber offengelassen haben konnte. Paul Fleming zuckte die Achseln und sagte nichts.
     
    Muriel und Sissy, die Potter-Schwestern, waren in Ashdown Dean vor allem deshalb in aller Munde, weil sie kaum jemand wirklich kannte. Sie hielten Jalousien und Türen geschlossen und verschanzten sich dahinter. Lebensmittel ließen sie sich von einem Jungen aus dem Dorf bringen, Post bekamen sie nicht. Wenn sie doch einmal auftauchten, war die eine schwarz und die andere malvenfarben gekleidet, als seien sie im ersten und zweiten Stadium der Trauer in viktorianischen Zeiten. Es war ein richtiges Ereignis, als sie einmal das Café «Dornenrose» in der High Street beehrten und das berühmte Gebäck des Inhabers kosteten.
    Jahrelang hatten sie sich so abgeschottet, und jetzt, einen Tag nach Peppers Tod, verließen sie mit ihrer Katze, die in eine Decke gehüllt war, das Haus und stiegen in ihren uralten Morris.
    Wie der heilige Gottseibeiuns fuhr Sissy die Straße zum Dorf hinaus, zu Dr. Flemings Praxis.
    Ohne Katze kamen sie zurück und schlossen sich wieder ein.
    Gerald Jenks, ein sauertöpfischer Mensch, hatte den Fahrradladen am Dorfrand und besaß einen Spitz, der genauso mürrisch war wie er selbst. Wie ein Wachhund war er vor dem verlotterten Laden an einem Pfosten angebunden. Was es zu bewachen gab, wußte keiner so recht. Nur Gerald hätte in den unübersichtlichen Haufen von Rädern, Ersatzteilen und -stücken noch etwas halbwegs Verwertbares gefunden.
    Einen Tag nachdem die Katze der Potter-Schwestern an einer Überdosis Aspirin gestorben war, fand Jenks seinen Hund, der sich in einer rostigen Fahrradkette verfangen und bei seinen Befreiungsversuchen stranguliert hatte.
    Es war, als bringe sich die Tierpopulation von Ashdown Dean systematisch selbst um. Oder aber sie wurde umgebracht.
     
    Drei Tage später lag Una Quick immer noch im Bett. Seit der Beerdigung war sie nicht mehr aufgestanden. Starr und steif lag sie da, die Hände auf der Brust gefaltet, eine Votivkerze brannte neben ihr.
    Der Pfarrer hatte eigentlich nicht für Pepper predigen wollen, das wußte sie genau. Das war unter seiner Würde. Dieser Angsthase! Manche Leute kapierten einfach nicht, wie sehr man an einem Tier hängen konnte.
    Hier in dem winzigen Cottage – drei kleine Zimmer und Küche – hatte sie zwanzig Jahre lang eine quengelige alte Mutter gepflegt. Und fünfundvierzig Jahre den Laden und die Poststelle betrieben. Von den Dorfbewohnern hatte sie dafür keinen Dank geerntet. Sie hatte Suppe verkauft und Post sortiert. Warum sollte sie sich dann nicht auch ab und zu mal einen Spaß damit erlauben? Ein Hauch Parfüm auf den Briefen an Paul Fleming … Er sah gut aus, hielt sich für Gott weiß was für einen Frauenhelden. Die Kerze flackerte in einem Windhauch. Eine hatte sie bei der Beerdigung getragen, und als die ausging, hatte sie eine neue angezündet und dann noch eine. Hatte Wache gehalten. Sie witterte den Sturm, der mit der Brise kam. Una hatte das Gefühl, er lauerte da draußen wie der Tod.
    Sie zuckte zusammen, wieder war ihr, als umschließe sie unter der Brust ein stählernes Band. Ihr Herz flatterte unregelmäßig wie ihr Atem. Direkt nach der Beerdigung war Dr. Farnsworth kurz dagewesen, um sie noch einmal zu untersuchen. Ob er ärgerlich wurde, wenn sie ihn am Montag anrief? Heute abend? Anstatt Dienstag, wie sie es vereinbart hatten?
    Das Band lockerte sich, und das beklemmende Gefühl ließ nach. Nein, sie durfte sich nicht die schlechten Manieren anderer Patienten angewöhnen. Er hatte den Arm um ihre Schulter gelegt, freundlich gelacht und gesagt, sie solle nicht dauernd über ihr Herz reden, davon würde alles nur noch schlimmer. Pepper war tot. Arsen. Es war bestimmt grauenhaft gewesen …
    Hinten im Zimmer klingelte das Telefon, und sie überlegte, ob sie sich hinschleppen sollte. Es klingelte immer weiter. Sie schlüpfte in die Hausschuhe und nahm ab.
    Die Stimme war merkwürdig, wie erstickt.
    Was sie sagte, war noch merkwürdiger.
    Sie wischte sich Schweißtropfen von der Stirn, die so kalt waren wie Perlen.

2
    G EMEINHIN WAR P OLLY P RAED in der Öffentlichkeit völlig verschüchtert, aber diese Frau in der Telefonzelle hätte sie erwürgen können.

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