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Inspektor Jury spielt Katz und Maus

Inspektor Jury spielt Katz und Maus

Titel: Inspektor Jury spielt Katz und Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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den Finger.
    Schweigen.
    «Sie haben gerade überlegt», sagte Melrose, «ob ich versuchen sollte, Superintendent Jury dort hinzukriegen.» Selbst unter Todesqualen hätte Polly Richard Jury niemals angerufen, obwohl sie ihn sehr gut kannte. «Nein!!!» Melrose mußte den Hörer vom Ohr weghalten.
    Als sie sich ausgekreischt hatte, hielt er ihn wieder dran. «Jury hat vermutlich das übliche Einerlei auf dem Tisch – Vergewaltigungen, Morde, Diebstähle – und könnte sowieso nicht nach Hampshire kommen, ohne daß ihn das Revier dort über den Dienstweg anfordert, und ich bezweifle, daß das der Fall sein wird.»
    Wieder Schweigen an ihrem Ende. Er seufzte. «Polly. Haben Sie irgendeine Idee, was passiert sein könnte?»
    «Ja», keifte sie. «Die Dame hat ihre Telefonrechnung nicht bezahlt, und die Telefongesellschaft hat sie abgemurkst!»
    Rums wurde in Ashdown Dean der Hörer aufgeknallt.

4
    D ETECTIVE S UPERINTENDENT R ICHARD J URY arbeitete an diesem Abend nicht an einem Fall und hätte wahrscheinlich eine Unterbrechung der kleinen Verführungsszene begrüßt, die in der Einzimmerwohnung direkt über seiner stattfand.
    Carole-anne Palutski (alias Foxy, so der Künstlername), die er kennengelernt hatte, als sie vor einem Monat einen Sessel die engen Stufen in dem Islingtoner Reihenhaus hochwuchtete, beugte sich über den Couchtisch, um nach ein paar Flaschen Carlsberg zu greifen, und vollführte in ihren hautengen Sassoon-Jeans ein paar für die zu erledigende Aufgabe nicht unbedingt erforderliche Hüftschwünge. Auf eine der hinteren Taschen war das Wort Smartass appliziert, und als sie sich wieder umdrehte – Operation Carlsberg erfolgreich beendet –, pochte das kleine, in den Schritt genähte Herz. Carole-anne stand auf Werbung, backbord und steuerbord.
    «Noch mehr, Süßer?»
    Sie hielt das Carlsberg hoch, also meinte sie Bier. Jury fragte sich, wie ein Mann reagiert hätte, der nicht so zurückhaltend war wie er, einer, der nicht ihr Vater sein könnte. Was für Jury sehr wohl galt. Zweiundzwanzig war sie, hatte sie gesagt. Er hielt sie eher für neunzehn. «Noch eins, und Sie können mich runterrollen», sagte er. «Sie sind auch ein bißchen wackelig auf den Beinen, Carole-anne.»
    Eins davon hob sie hoch. «Das liegt an den Schuhen, Süßer. Die sind bestimmt zwölf Zentimeter hoch. Und nennen Sie mich ‹Foxy›», sagte sie zum x-tenmal an diesem Abend.
    «Nein, das paßt nicht zu Ihnen.»
    Carole-anne schmollte und öffnete die Flasche so, daß das Bier überschäumte und über ihr ärmelloses Top lief.
    «Jetzt sehn Sie doch, was ich angerichtet habe», sagte sie, als hätte sie es nicht darauf angelegt. Das Bier floß in Schlangenlinien über nackte Haut bis zu den Jeans. Wo die «Taille» sein sollte, wußte nur Sassoon; im Moment saß sie auf der Hüfte, die Gürtelschlaufen waren mit irgendwelchem Seidenzeugs durchsetzt, das in kleinen Pompons auslief, die wiederum mit dem roten Herzen um die Wette tollten.
    «Kommen Sie mal her», sagte Jury, der auf dem unbequemen Sofa saß.
    Falsche Wimpern senkten sich über tiefblaue Augen, ihre Miene sagte nur: Endlich . Sie schwankte zu ihm hin, die Bierflasche immer noch in der Hand, und plazierte ihre klebrigen Körperpartien direkt vor sein Gesicht.
    Jury zog sein Taschentuch heraus und wischte ihr den Bauch ab.
    Der Kiefer klappte ihr runter, die Arme auch, sie umklammerte die Flaschen, als ob sie ihnen die Hälse umdrehen wollte. Er nahm ihr eine ab und nahm einen kräftigen Schluck.
    Ihre freie Hand legte sich auf ihre Hüfte. «Sie sind mir ja zum Brüllen komisch. Schwul sind Sie nicht, warum dann so ein Gedöns? Ich meine, ganz so eine alte Sabbertante bin ich nicht.»
    «Nein, das Bier habe ich ja jetzt weggewischt», lächelte Jury.
    Sie wurde knallrot, und er dachte, sie würde wirklich losbrüllen. Statt dessen fiel sie kichernd aufs Sofa. «Jedem Tierchen sein Pläsierchen.» Sie seufzte und legte den Kopf auf seine Schulter. «Sie sind meine erste Niederlage.»
    «Vielleicht Ihr erster Erfolg.»
    Sie verzog nur das Gesicht und sah ihn an, als sei er nicht recht bei Trost.
    «Männer gibt’s wie Sand am Meer, Carole-anne. Wissen Sie, was ich tun würde, wenn Sie meine Tochter wären?»
    «Nein. Was?»
    «Ihnen einmal gehörig in Ihren kleinen klugscheißerischen Arsch treten. Ihnen vielleicht ein Paar Vanderbilt-Jeans – der Schwan ist wenigstens harmlos – und einen Kaschmirpullover kaufen. Einen locker geschnittenen.»
    «Sie

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