Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Instrumentalität der Menschheit

Instrumentalität der Menschheit

Titel: Instrumentalität der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
Vom Netzwerk:
Doktor?«
    »Vielleicht in einigen Wochen. Wenn Sie sich erholt haben.«
    »Ich meine nicht nach Hause, Doktor. Wann kann ich zurück in den Weltraum? Ich bin Kapitän, Doktor. Ich bin ein guter Kapitän. Sie wissen das, nicht wahr?«
    Der Arzt nickte ernst.
    »Ich will zurück, Doktor. Ich will sofort zurück. Ich will gesund sein, Doktor. Ich will jetzt gesund sein. Ich will mein Schiff zurückhaben und wieder starten. Ich weiß wirklich nicht, warum ich hier bin. Was machen Sie mit mir, Doktor?«
    »Wir versuchen, Sie wieder in Ordnung zu bringen«, sagte der Arzt freundlich, ernst, gebieterisch.
    »Ich bin nicht krank, Doktor. Sie haben den falschen Mann erwischt. Wir haben das Schiff eingebracht, nicht wahr? Alles war in Ordnung, nicht wahr? Dann wollten wir wieder zurückspringen, und alles wurde schwarz um uns. Jetzt bin ich hier im Krankenhaus. Irgend etwas ist verdammt faul, Doktor. Habe ich mich im Hafen verletzt?«
    »Nein, Sie haben sich nicht im Hafen verletzt.«
    »Warum bin ich dann ohnmächtig geworden? Warum liege ich krank im Bett? Mir muß etwas zugestoßen sein, Doktor. Es muß doch einen Sinn haben. Sonst wäre ich nicht hier. Eine dumme, schreckliche Sache muß passiert sein, Doktor. Nach so einer schönen Reise. Wo ist es passiert?« Ein wildes Leuchten erschien in den Augen des Patienten. »Hat jemand etwas mit mir gemacht, Doktor? Ich bin nicht verletzt, oder? Ich werde wieder in den Weltraum können?«
    »Vielleicht«, sagte der Arzt.
    Die Krankenschwester hielt den Atem an, so als ob sie etwas sagen wollte. Der Arzt sah zu ihr hinüber und warf ihr einen gebieterischen Blick zu, der bedeutete, Seien Sie still.
    Der Patient sah es.
    In seiner Stimme klang Verzweiflung, beinahe Wimmern.
    »Was ist los, Doktor? Warum wollen Sie nicht mit mir reden? Was ist los? Etwas ist mit mir geschehen. Wo ist Ralph? Wo ist Pete? Wo ist Jock? Als ich ihn das letzte Mal sah, trank er ein Bier. Wo ist Larry? Wo ist Went? Wo ist Betty? Wo ist meine Mannschaft, Doktor? Sie wurden nicht getötet, Doktor? Sagen Sie mir die Wahrheit. Ich bin Weltraumkapitän, Doktor. Ich bin in meinem Leben durch Himmel und Hölle gegangen, Doktor. Sie können mir alles sagen, Doktor. Ich bin nicht so krank. Ich kann es ertragen. Wo sind meine Leute, Doktor – meine Kameraden vom Schiff? Was war das für eine Sause! Wollen Sie nicht reden, Doktor?«
    »Ich will reden«, sagte der Arzt ernst.
    »Okay«, sagte der Patient, »erzählen Sie.«
    »Was im besonderen?«
    »Seien Sie kein Narr, Doktor! Erzählen Sie geradeheraus. Sprechen Sie zuerst über meine Freunde, und dann erzählen Sie, was mit mir geschehen ist.«
    »Was Ihre Freunde betrifft«, sagte der Arzt, seine Worte vorsichtig abwägend, »kann ich Ihnen versichern, daß sich das Befinden der von Ihnen erwähnten Personen in keiner Weise geändert hat.«
    »Also, Doktor. Wenn ihnen nichts passiert ist, dann mir. Erzählen Sie. Was ist mit mir geschehen, Doktor? Etwas grausam Schreckliches muß mit mir geschehen sein, sonst würden Sie nicht so dastehen und ein Gesicht schneiden wie ein an Verstopfung leidendes Pferd!«
    Der Arzt lächelte – verzerrt, finster, knapp – über das seltsame Kompliment. »Ich will nicht versuchen, Ihnen mein eigenes Gesicht zu erklären, junger Freund. Ich bin damit geboren worden. Aber Sie sind in einem ernsten Zustand, und wir versuchen, Sie wieder gesund zu machen. Ich will Ihnen die ganze Wahrheit sagen.«
    »Dann tun Sie es, Doktor. Sofort. Hat mich jemand am Hafen angerempelt? War ich schwer verletzt? War es ein Unfall? Reden Sie schon, Mann!«
    Die Krankenschwester hinter dem Arzt bewegte sich. Er sah zu ihr hinüber. Sie betrachtete die Injektionsspritze auf dem Tablett. Der Arzt schüttelte kurz und abwehrend den Kopf. Der Patient bemerkte den Zwischenfall und verstand.
    »Das ist richtig, Doktor. Lassen Sie nicht zu, daß sie mich unter Drogen setzt. Ich brauche keinen Schlaf. Ich brauche die Wahrheit. Wenn mit meiner Mannschaft alles in Ordnung ist, warum ist sie dann nicht hier? Ist Milly draußen im Korridor? Milly, das war ihr Name, der kleine Lockenkopf. Wo ist Jock? Warum ist Ralph nicht hier?«
    »Ich werde Ihnen alles sagen, junger Mann. Es mag hart sein, aber ich rechne damit, daß Sie es wie ein Mann ertragen werden. Aber es würde mir helfen, wenn Sie zuerst berichten würden.«
    »Was berichten? Wissen Sie nicht, wer ich bin? Haben Sie nicht über meine Mannschaft und mich gelesen? Haben Sie nicht von Larry gehört? Was

Weitere Kostenlose Bücher