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Jacob beschließt zu lieben - Roman

Jacob beschließt zu lieben - Roman

Titel: Jacob beschließt zu lieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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um und ging wieder ins Haus. Als Jakob dachte, er habe ihn vergessen oder aufgegeben, und sich überlegte, ob er es riskieren und noch bleiben sollte – denn noch lange war der Sturm nicht vorbei –, hörte er vom anderen Ende des Hofes eine Stimme: «Kommen Sie her! Es gibt Maisbrei.» Jakob lief mit großen Schritten durch den Regen zum Haus.
    Dort standen sie sich im fahlen Licht der Küche gegenüber, Neper hielt ihm einen Teller Maisbrei und dazu ein wenig Wurst hin. Jakob aß im Stehen, er stopfte sich den Maisbrei in den Mund. Neper ließ ihn gewähren, beobachtete ihn aber genau. Wenn er hätte kämpfen müssen, so hätte er gegen den Fremden keine Chance gehabt. Jakob war höchstens sechs- oder siebenundzwanzig Jahre alt, breiter als er, hatte eine kräftige Nase und einen starkenNacken. Wenn der sich vor einem aufbaute, konnte er gewiss erreichen, was er wollte. Zur Sicherheit zog Neper das Gewehr, das auf dem Küchentisch lag, ein wenig näher.
    «Ich habe genau gesehen, wie Sie quer übers Feld gekommen sind», sagte Neper. Jakob schluckte den Rest hinunter, ignorierte das Glas, das ihm sein Gastgeber neben die Schnapsflasche gestellt hatte, setzte sie an den Mund und trank sie fast aus. Dann erst sah er sich um, es war eines der besseren Häuser, aber ungepflegt und unordentlich.
    «Wo bin ich hier?»
    «Beim Apotheker.»
    «Nicht das, in welchem Dorf?»
    Erst jetzt fiel Neper die Stimme des Fremden auf: tief, klangvoll und bestimmt.
    «In Triebswetter. Wie Sie sehen, passt das trübe Wetter wunderbar zu unserem Dorfnamen.»
    «Triebswetter? Dann bin ich am Ziel», sagte Jakob und schöpfte sich aus einem Topf noch mehr Maisbrei auf den Teller.
    * * *
    Der Orkan dauerte nun schon mehrere Stunden an. Er war immer noch nicht satt geworden, er oder die Wesen, die ihn bewohnten. Es gab Menschen, die meinten, sie seien nah genug herangekommen, um die Gestalten zu sehen, die sich darin verbargen, hässliche und abstoßende oder verführerische, aber nicht weniger gefährliche.
    Wenn hin und wieder einer verschwand oder von seiner Reise nicht mehr zurückkehrte, sagte man: «Der Sturm hat ihn geholt.» Manchmal tauchte er wieder auf,aufgebläht und blau angelaufen, vom Fluss ans Ufer gespült. Oder er blieb vielleicht für immer weg. Dass der Mensch womöglich hinter einem neuen Mann oder einer neuen Frau hergelaufen war oder dass er den Tod einem Leben in der Enge des Dorfes vorzog, durfte nicht einmal gedacht werden. Es gab keinen Betrug und keine freie Entscheidung, es gab nur Gott oder die Teufel und das Schicksal, mit dem sie einen schlugen.
    Als der Orkan nachgelassen hatte, wagten Neper und Jakob sich auf die Gasse. Umgestürzte Karren, herausgerissene Zäune und entwurzelte Bäume lagen herum. Eine Scheune, etliche Schornsteine und die Wand eines Hauses, das nur aus gestampfter Erde bestand, waren eingestürzt. «Wenn der Regen anhält, schwillt die Marosch an, und wir stehen bald unter Wasser», sagte der Apotheker und kehrte ins Haus zurück.
    Jakob war durchnässt, aus seiner Kleidung tropfte das Wasser in die kleinen Bäche, welche die ganze Straße und den Garten von Neper durchzogen und Schlamm, Kies, Müll, sogar kleineres Werkzeug wegschwemmten. In solch einem Bach stand auch er, und das Wasser umspülte seine dreckigen Füße. Dann, als niemand es mehr erwartete, weil die Blitze in immer größerer Entfernung aufflammten, vielleicht sogar über Temeschwar, leuchtete der Himmel auf, und das Dorf zeigte sich gespenstisch im flüchtigen Licht. Ein gewaltiger Krach folgte dem Blitz und erschreckte sie alle, Mensch und Tier.
    Neper eilte zum Fenster. Er sah den Fremden breitbeinig am Tor stehen, wie mit der Erde verwachsen, Teil des Regens und des Sturms geworden. Ein junger Mann noch, den er sich gut als seinen Stallburschen vorstellen konnte. Einer aber, bei dem man nicht wusste, womit man zurechnen hatte. Was er hier suchte, war ihm unklar, es versprach aber nichts Gutes.
    Der Inhaber der einzigen Apotheke weit und breit war ein bescheidener Mann. Sein Vater, der erste Alex Neper, hatte den Laden 1880 eröffnet, seine Medizin, Flaschen und Pulver in allen Farben aus Wien und Budapest importiert. Als leidenschaftlicher Chemiker hatte er alles Mögliche hergestellt und eines Tages sich selbst und den Laden in die Luft gejagt. Der Sohn hatte fast nichts mehr vom Vater wiedergefunden. Was er begraben konnte, passte gut in eine Schachtel. Die Glocke wurde trotzdem geläutet.
    Neper hatte schon

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