Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman
zurückhalten, bis sie unten angekommen war. »Bradley und ich sind alles andere als glücklich darüber, dass du dich mit dieser Frau triffst. Das ist nun wohl kein Geheimnis mehr.«
Gareth schien verblüfft vom Ausmaß der Wut seiner Tochter. Er schaute Erin fragend an, als ob er keine Vorstellung davon hätte, weshalb genau sie so aufgeregt war.
»Ich weiß, es steht mir nicht zu, das zu sagen, doch du solltest noch nicht wieder mit einer Frau ausgehen, dafür ist es zu früh«, erklärte Erin mit Nachdruck. »Damit ziehst du das Andenken an Mom in den Schmutz.«
»Ich gehe nicht mit ihr aus, Erin. Wir sind einfach nur Freunde.« Inzwischen war ihm klar, dass sich Lauren mehr wünschte, aber er war noch nicht bereit für eine neue Beziehung, und Lauren schien Verständnis dafür zu haben.
»Ach, Dad, eure sogenannte Freundschaft wird schon in den Klatschblättern breitgetreten«, sagte Erin gekränkt.
»Das hab ich nicht gewusst … Nun, da kann ich nichts machen. Die Leute glauben, was sie glauben wollen, du hingegen weißt, wie sehr ich eure Mom geliebt habe.«
»Ja, das weiß ich. Und deshalb kann ich auch gar nicht glauben, dass du dich mit einer Frau wie Lauren Bastion triffst. Nach allem, was ich über sie gelesen habe, ist sie ein regelrechter Profi darin, reiche Männer zu heiraten und sich bald danach wieder von ihnen scheiden zu lassen.«
»Mir ist klar, dass das so aussieht, Erin, tatsächlich hat sie mit der Liebe einfach nur Pech gehabt.«
»Bist du sicher, dass das alles ist, Dad? Du kennst nur ihre Seite der Geschichte.«
»Ich weiß, aber hinter der Fassade steckt in Wirklichkeit eine sehr patente, vernünftige Frau. Sie ist nett. Ihre Freundschaft hat meinen Schmerz über den Verlust eurer Mutter ein wenig gelindert. Sei bitte nicht so böse mit mir, Erin.«
»Ich bin enttäuscht, Dad, und ich traue Lauren nicht über den Weg. Ich denke, du willst ihre Fehler einfach nicht sehen. Vielleicht kommt das durch den Kummer über Moms Tod. Oder vielleicht ist Lauren einfach eine Expertin, wenn es darum geht, Männer zu manipulieren. Wie auch immer, du musst endlich deine Augen öffnen, nicht dein Herz.«
»Ich glaube, beides stimmt so nicht, Erin. Lauren ist sehr großzügig, und sie ist rücksichtsvoll und lieb. Wenn du sie nur endlich kennenlernen wolltest …«
Erin konnte nicht länger an sich halten. »Ich will sie aber nicht kennenlernen«, fauchte sie. Dann besann sie sich und versuchte es auf einem anderen Weg. »Du warst in letzter Zeit immer so beschäftigt. Du hast mich die Galerie in Knightsbridge praktisch allein führen lassen. Und Phil hat mir erzählt, dass du dich seit vierzehn Tagen auch nicht mehr in der Galerie in Whitechapelhast sehen lassen. Er ist nur der Geschäftsführer. Er sollte nicht die ganze Verantwortung allein tragen müssen.«
»Phil hat es noch nie gefallen, wenn ich mich in Whitechapel in die Leitung der Galerie eingemischt habe. Deshalb bin ich mir sicher, dass er nur froh über meine Abwesenheit ist. Was die Filiale dort angeht, hat Lauren übrigens einen Vorschlag gemacht, über den ich ernsthaft nachdenke.«
Verblüfft sah Erin ihren Vater an. »Was denn für einen Vorschlag?«
»Sie meinte, es sei eine gute Idee, sie zu verpachten, vielleicht an Phil, und gleichzeitig eine prozentuale Beteiligung am Gewinn zu behalten. So könnten wir uns darauf konzentrieren, das Geschäft in der bedeutend größeren Galerie in Knightsbridge auszuweiten. Wir haben über die Vorteile gesprochen, und ich glaube, es ist eine fabelhafte Idee.«
»Was weiß Lauren denn schon über den Kunsthandel? Und seit wann hat sie ein Mitspracherecht bei dem, was wir tun?«, fauchte Erin.
»Es war ja nur ein Vorschlag. Sie wollte bloß helfen.«
Erin war sprachlos. Sie mochte kaum glauben, dass ihr Vater über die Galerien mit Lauren diskutierte oder dass er gar auf ihren Rat hörte. Ihre Bedenken nahmen schlagartig zu.
»Tut mir leid, dass ich dich in den letzten Wochen mit der Leitung der Galerie in Knightsbridge ganz allein gelassen habe. Ich musste einfach mal Abstand gewinnen«, erklärte Gareth. »Ich verspreche dir, das wird sich ab jetzt ändern.«
Erin sah ihren Vater bekümmert an. Einen Moment zögerte sie noch, dann entschied sie, ihrem Vater eine weitere bittere Wahrheit mitzuteilen. »Vorige Woche habe ich Joyful Afternoon verkauft.«
Gareth verzog das Gesicht.
»Das war eines von Moms Lieblingsbildern«, fuhr Erin fort. Ihre Stimme brach. Es hatte ihr fast
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