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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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geschossen.
    »Sie sind Witwe?«, fragte Gareth und bezog sich auf das, was sie vorhin über ihr Verständnis für seinen Verlust gesagt hatte.
    »Das Glück hätte ich gern«, gab Lauren verächtlich zurück. »Ich bin geschieden. Ich weiß, das hört sich herzlos an, aber Barry, mein letzter Mann, hat dem Wort ›herzlos‹ wirklich eine völlig neue Bedeutung gegeben.« Schon beim Gedanken an ihren dritten Mann und ihre erbitterte Scheidung kochte alles in ihr hoch. Ihr fiel auf, dass Gareth ihr einen seltsamen Blick zuwarf, also lieferte sie eine Erklärung. »Einmal hat er mich im Winter, mitten in der Nacht, aus unserem Haus ausgesperrt.«
    Gareth riss die Augen auf. »Wieso hat er das getan?«
    »Wir hatten einen dummen kleinen Streit«, sagte Lauren, die heftige Auseinandersetzung, bei der Glas zu Bruch gegangen und Beschimpfungen hin und her geflogen waren, verharmlosend. »Ich hatte nur ein hauchdünnes Negligé an«, fügte sie aufgebracht hinzu. »Es hatte stark geschneit, also musste ich bis zum nächsten Morgen Unterschlupf in der Garage suchen, sonst wäre ich womöglich noch erfroren.«
    Sie beabsichtigte nicht, Gareth zu erzählen, welch wunderbare Idee ihr gekommen war, um sich warm zu halten. Sie hatte einen Eimer Farbe gefunden und Barrys Rolls-Royce, seinen ganzen Stolz, leuchtend rot angemalt.
    Gareth zuckte ob so viel Gefühlskälte eines Ehemanns zusammen, doch vor seinem inneren Auge stand deutlich das Bild von Lauren in einem hauchdünnen Negligé. Ob sie das beabsichtigt hatte?
    »Würden Sie mir gern einen Drink spendieren?«, gurrte sie.
    Gareth wollte sich nicht unterhalten, nicht einmal mit dieser äußerst attraktiven Frau, doch da ihre Offenheit ihn überrascht hatte, fiel ihm so schnell keine glaubwürdige Ablehnung ein. Sie schien sein Schweigen als Aufforderung aufzufassen und wandte sich an den Barkeeper, dessen Blick anerkennend auf ihren Brüsten ruhte.
    »Ich nehme einen Campari Soda auf Eis bitte«, sagte sie.
    »Sie wirken irgendwie fehl am Platz hier«, murmelte Gareth, um im selben Augenblick zu registrieren, dass diese Bemerkung unangemessen war. »Tut mir leid, so habe ich das nicht gemeint …«, entschuldigte er sich deshalb gleich darauf.
    »Und Sie sehen wie der einzige reinrassige Hund in einem Heim für streunende Katzen aus«, gab Lauren schlagfertig zurück, kein bisschen beleidigt. Missbilligend sah sie sich um. Als der Barkeeper ihren Campari vor sie hinstellte, nahm sie einen großen Schluck.
    Beinahe hätte Gareth gelächelt. »Das Lokal ist ein bisschen heruntergekommen, aber es passt zu meiner momentanen Stimmung«, antwortete er leise. Er stellte fest, dass er gern mehr über diese Frau erfahren wollte, die wie aus dem Nichts in dem Pub aufgetaucht war.
    »Sie erwähnten, Sie hätten einen Verlust erlitten …«, sagte er deshalb.
    »Ich habe kürzlich meinen Vater verloren. Ich weiß, das ist nicht dasselbe, doch Verlust ist Verlust.«
    »Das stimmt.« Gareth seufzte.
    Lauren behielt für sich, dass sie ihren Vater, der Christ gewesen war, weder gesehen noch gesprochen hatte, seit sie fünfzehn Jahre zuvor ihren ersten Mann geheiratet hatte. Damals war sie zum Judentum übergetreten. Ihre Mutter hatte den Kontakt zu ihr gehalten, doch die Beziehung zu ihrem Vater hatte sich nicht wieder gebessert, auch nicht, als sie sechs Jahre darauf für ihren zweiten Mann Baptistin geworden war. Ihr zweiter Ehemann war Amerikaner und hatte im tiefen Süden der Staaten mit dem Export von Baumwolle ein Vermögen gemacht. Doch als sie entdeckt hatte, dass er spielsüchtig war, hatte sie sich von ihm scheiden lassen. Er hatte nach und nach sein Vermögen verloren und ihr den Lebensstil, an den sie gewöhnt war, nicht mehr bieten können. Lauren hatte so schnell wie möglich ihre Sachen gepackt und sich mit dem, was von seinem Geld noch übrig war, aus dem Staub gemacht.
    Barry war ihr dritter Mann, ungeheuer reich, doch er knauserte mit jedem Penny. Er war der Meinung, sie könne sich die Nägel selbst maniküren und sich auch die Haare selbst waschen und schneiden. Und ein neues Kleid sei nur für ganz besondere Gelegenheiten nötig. Und dann wurde von ihr auch noch erwartet, dass sie es öfter als nur einmal trug. Und was Schuhe anging, so konnte er sich nicht vorstellen, wieso eine Frau mehr als zwei oder drei Paar wollen oder brauchen sollte. Er dagegen sammelte Autos, sieben, um genau zu sein. Und das war der Grund für all ihre Streitigkeiten und die Scheidung. Zum

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