Jerry Cotton - 2910 - Im Fadenkreuz des Moerders
sah uns ernst an und fügte hinzu: »Dies sind Hintergrunddaten zu Agent Wilson. Es ist kein Beweis für oder gegen eine Schuld. Mister Harper und andere hochrangige Secret-Service-Beamte versichern mir, dass Wilson vertrauenswürdig ist. Doch letztlich, bis es einen Beweis in die eine oder andere Richtung gibt, müssen Sie sich Ihre eigene Meinung bilden.«
Er machte einen Moment Pause, um uns die Möglichkeit zu geben, dies zu durchdenken und weitere Fragen zu stellen. Die hatten wir jedoch nicht, daher ergriff er wieder das Wort.
»Und nun sagen Sie mir ehrlich: Gibt es jemanden von uns, der der Verräter sein könnte?«
Phil zählte die Agents auf, die an dem Fall beteiligt waren, und wir sprachen alle nacheinander durch. Michael Nawrath und Ben Browder, mit denen wir schon lange zusammenarbeiteten und die wir gut kannten, schlossen wir nach einer kurzen Diskussion so gut wie aus, es sei denn, es sollten sich Hinweise finden, die einen anderen Schluss nahelegten.
»Alicia Bentstone können wir auch ausschließen, sie war noch nicht dabei, als es um das Foto ging«, erinnerte uns Phil.
»Stimmt«, sagten Mr High und ich unisono und der Chef strich sie von der Liste. »Bleibt noch Rod Miller.«
»Ja. Er kam ins Team, kurz nachdem wir das Foto entdeckt hatten, und er wusste die Details über das Treffen mit Laura Walters«, zählte ich auf. »Aber wenn ich mich recht erinnere, haben wir in seiner Gegenwart nicht von dem Foto gesprochen und es lag auch nicht herum. Du hattest es ja gerade erst ausgedruckt, Phil, und Miller war nur an Wilsons Schreibtisch und an meinem. Abgesehen davon kann ich es mir nicht vorstellen. Er ist so stolz, beim FBI zu sein, und er macht seine Arbeit gewissenhaft, soweit ich es beurteilen kann.«
»Ich weiß, was Sie meinen«, sagte Mr High. »Gibt es noch jemanden, der sich die Informationen besorgt haben könnte? Hatten Sie zwischendurch Techniker da oder haben Sie den Raum verlassen, während die Unterlagen offen herumlagen?«
Phil und ich überlegten, kamen aber zu dem gleichen Ergebnis. »Sonst war niemand im Raum, solange wir da waren, und diese Daten waren nicht offen zugänglich. Natürlich liegen die Akten dort, doch darin stand davon noch nichts.«
Ich ergänzte: »Theoretisch hätte jemand in unserer Abwesenheit hineingehen und die Computer anzapfen können, doch das halte ich für sehr unwahrscheinlich. Die Wahrscheinlichkeit, dabei erwischt zu werden, ist zu groß.«
»Was ist mit Wanzen?«, schlug Phil vor. »Wir haben alle Details in dem Raum besprochen, wäre also möglich.«
Mr High schüttelte den Kopf. »Während Sie heute Vormittag unterwegs waren, habe ich den Raum untersuchen lassen. Es wurde nichts gefunden und …«
Er brach ab, da das Telefon klingelte und Helen sich erkundigte, ob wir fertig wären und Mr Harper und Zach Wilson sich uns wieder anschließen könnten. Er ließ bitten, und kurz darauf saßen wir wieder in der ursprünglichen Runde am Tisch.
»Rodney Miller«, sagte Mr Harper. »Wie es aussieht, ist er der einzige Neue, der die Daten kannte.«
Ich wiederholte, was ich zuvor schon zu Millers Verteidigung hervorgebracht hatte, und Mr Harper verwies an Wilson.
»Es kann sein, dass wir nicht vor ihm über das Foto gesprochen haben«, gab Wilson zu, »doch er war eher fertig als wir und hatte genügend Zeit, sich im Raum umzusehen und es dabei zu entdecken. Und du selbst, Jerry, hast ihm erzählt, dass wir zu Lundgren fahren würden. Da brauchte er doch nur eins und eins zusammenzuzählen.«
Mr Harper sah erst uns und dann Mr High an, sagte aber nichts.
»Okay, es wäre möglich«, sagte Mr High und wies uns an: »Untersuchen Sie die Sache, möglichst unauffällig. Und beeilen Sie sich, wir haben nicht mehr viel Zeit bis zum Besuch des Präsidenten.«
***
In unserem Konferenzraumbüro war Rod nicht, daher rief ich ihn auf seinem Handy an. Nach dem zweiten Klingeln antwortete er.
»Hallo, Jerry. Wir waren gerade noch mal auf Rikers Island und sind jetzt auf dem Rückweg«, sprudelte er los. »Wollen Sie einen Bericht oder gibt es etwas Besonderes?«
»Wann sind Sie wieder im Field Office?«, wich ich der Frage aus.
»Wenn alles gut läuft, in zehn Minuten«, antwortete er.
»In Ordnung, wir sehen Sie dann im Büro«, sagte ich und beendete das Gespräch.
»Gut gemacht«, sagte Wilson. »Er hat keinen Verdacht geschöpft.«
Ich nickte nur knapp. Obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass Miller unschuldig war, war ich angespannt. An
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