Julia Extra Band 356 - Ebook
finden können.“
„Bei Violet ist es genauso. Sie will nicht, dass plötzlich ihr Telefon klingelt, während sie gerade beim Friseur sitzt oder im Gottesdienst.“
„Was können wir also tun? Die Polizei rufen?“
„Ich glaube, es gibt keinen Grund zur Panik“, sagte Damon vorsichtig. „Eigentlich habe ich schon eine Lösung.“
„Und die wäre?“
„Ich fahre ihnen hinterher.“
„Oh.“ Bella holte tief Luft und sah skeptisch auf den roten Sportwagen. „Mit dem hier?“
Fast wäre Damon ein Lächeln entschlüpft. „Ja, Bella, mit dem hier. Und ja, ich weiß, dass du vor allem ein peinliches Männlichkeitssymbol in diesem Fahrzeug siehst, aber bei der Autovermietung hier in der Kleinstadt gab es so kurzfristig keinen anderen Wagen. Und er ist gut. Jedenfalls ist er um einiges schneller als das Auto unserer Großeltern.“
Damit drehte er sich zum Wagen hin. Plötzlich schien er es sehr eilig zu haben. „Gut, dass ich dich noch getroffen habe. Aber wenn ich die beiden einholen will, muss ich jetzt los.“
Fast hätte sie „Warte!“ gerufen. Es ging alles viel zu schnell an diesem Morgen, an dem eine Überraschung die nächste jagte.
Als ob er ihre Verwirrung gespürt hätte, drehte Damon sich noch einmal zu ihr. „Wie bist du eigentlich hierhergekommen? Hast du kein Auto?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe ein Taxi genommen.“
„Ich kann dich mitnehmen“, bot Damon an – höflich, aber ohne große Begeisterung. „Willst du in die Stadt zurück?“
„Eigentlich sollte ich nach Blue Gums zu meinem Vater.“ Sie musste ihrem Dad nicht nur Paddys Verschwinden mitteilen, sondern auch von der abgeblasenen Hochzeit mit Kent erzählen. Beides Nachrichten, die sie nur höchst ungern überbrachte!
„Ich kann dich dort absetzen. Die Farm liegt auf dem Weg.“
Bella zögerte. Sie hätte gerne darauf verzichtet, sich mit ihrem Highschool-Schwarm Damon Cavello in einen Sportwagen zu setzen. Es hatte eine lächerlich gefährliche Anmutung, als ob sich Rotkäppchen freiwillig zu einem Ausflug mit dem Wolf verabreden würde. War dieser Mann denn noch immer das quälende „Was wäre wenn“ ihres Lebens?
Aber an diesem Morgen war sein Angebot eben die einfachste Lösung. „Danke“, sagte sie ein klein wenig zu atemlos und verstaute ihre Reisetasche im Kofferraum neben Damons Matchbeutel. Irgendwie sah es so aus, als würden sich die beiden Taschen glücklich aneinanderschmiegen. Ein verwirrender Anblick …
Ärgerlich über ihre Nervosität glitt sie auf den Beifahrersitz und schnallte sich an, während Damon hinter dem Lenkrad Platz nahm. Ein Hauch seines Aftershaves wehte zu ihr herüber; würzig, exotisch, männlich. Sie fragte sich, wo er es wohl gekauft haben mochte. Europa? Mittlerer Osten? Irgendwo in Asien? Das waren genau die Fragen, über die Bella eigentlich gar nicht nachdenken wollte. Aber wo bekam sie jetzt auf die Schnelle ein unverfängliches Gesprächsthema her?
Sie wusste, dass Damon gestern auf Kents Junggesellenabschiedsparty gewesen war. Doch wenn sie das erwähnte, müsste sie unweigerlich erklären, dass sie und Kent die Hochzeit abgesagt hatten. Damon war immerhin einer der Hochzeitsgäste und hatte ein Recht darauf, informiert zu werden. Aber es war so schwierig! Damon würde Fragen stellen. Fragen, die sie im Augenblick nicht beantworten wollte.
Zum Glück schien Damon nicht in Plauderstimmung zu sein und so fuhren sie schweigend die Hauptstraße von Willara hinunter. Aber Bella hätte zu gern gewusst, ob er gegen dieselben Erinnerungen ankämpfte wie sie.
Sie sah ihn vor sich, wie er damals in zerrissenen Jeans und einem schäbigen ausgewaschenen T-Shirt vor dem Café in Willara auf sie gewartet hatte. Nie würde sie das Aufblitzen seiner grauen Augen vergessen, als er sie erblickte. Und noch immer konnte sie die Freude fühlen und die Aufregung, als ihre Lippen sich berührten und er sie in seine Arme zog. Sich an seinen schlanken festen Körper zu schmiegen! Mit seinen achtzehn Jahren war Damon Cavello wie eine Art Droge für sie gewesen – ungestüm, kraftvoll, gefährlich – und verboten. Er hatte Sehnsüchte in ihr ausgelöst, die nie gestillt worden waren.
Schluss damit! Hör auf!
Doch als sie jetzt die Stadt verließen und Damon das Tempo erhöhte, konnte sich Bella den Erinnerungsbildern nicht entziehen. Schon einmal war sie mit ihm in einem Auto davongefahren.
Es war an einem Wochenende ihres letzten Highschool-Jahrs gewesen, als sie beide
Weitere Kostenlose Bücher