JULIA FESTIVAL Band 84: DAS WEIHNACHTSWUNDER / FLITTERWOCHEN AUF DEN BAHAMAS / KÜSSE, HEISS WIE DAMALS / (German Edition)
Kirsche in den Mund und kaute herausfordernd. Dabei schaute sie Anthony an, als wartete sie nur darauf, dass er eine Bemerkung darüber machte.
Rebellion lag in der Luft. Alles an Kimberly strahlte Aggressivität aus. Sie trug orange-gelb karierte Shorts und ein dazu passendes limonengrünes Top. Die grünen Augen funkelten kämpferisch. Wenn sie sich bewegte, schwang ihr Pferdeschwanz mit. Sogar das kam Anthony angriffslustig vor. Das Mädchen gab mit allem Erklärungen ab: Niemand würde sie ignorieren, übersehen oder links liegenlassen.
Er sah Rachel an, die taktvoll so tat, als interessierte sie sich nicht für peinliche Familienangelegenheiten. Vom Balkon seiner Wohnung in Blues Point hatte man einen hervorragenden Blick auf den Hafen. Rachel schaute zwar aufs Wasser, doch daran, wie still und steif sie dasaß, erkannte Anthony, dass sie gespannt lauschte. Trotz ihrer intimen Beziehung wollte er plötzlich nicht, dass Rachel dies hörte.
„Rachel … das ist sehr privat …“
„Natürlich.“ Sie stand sofort auf und lächelte ihn verständnisvoll an. „Ich lasse euch damit allein.“
Er mochte so vieles an ihr. Sie war tüchtig, hochintelligent und wusste mit Menschen umzugehen … mit den meisten jedenfalls. Von seiner zwölfjährigen Nichte ließ sich Rachel oft aus der Fassung bringen. Sogar ihre Berufe passten gut zusammen. Sie war Investmentberaterin und er Banker. Beide waren sie in den Dreißigern. Rachel Pearce war in jeder Hinsicht begehrenswert, und Anthony glaubte nicht, dass er eine bessere Lebensgefährtin finden könnte. Und trotzdem … die magische Anziehungskraft fehlte.
Rachels kastanienbraunes Haar glänzte in der Sonne, und die schicke Kurzhaarfrisur sah aus wie eine prächtige kupferfarbene Haube. Bildhübsch, immer elegant, sexy und stets freundlich zu ihm … Mehr konnte er von einer Frau nicht verlangen. Dennoch fand Anthony es nicht richtig, sie in ein so heikles Familiengeheimnis wie Kimberlys Adoption einzuweihen. Sie würden über Denise und Colin sprechen, und das ging Rachel nichts an. Noch nicht.
Anthony stand auch auf, fest entschlossen, die Situation zu beherrschen. „Danke für deinen Besuch, Rachel.“
„War mir ein Vergnügen. Ich hoffe …“ Sie betrachtete Kimberly, die sich gerade noch eine Kirsche nahm und die Freundin ihres Onkels demonstrativ ignorierte. Rachel zuckte hilflos die Schultern, warf Anthony einen letzten wehmütigen Blick zu und ging zur Balkontür.
„Selbst wenn meine richtige Mutter mich nicht will, werde ich nicht auf Ihr ehemaliges Internat gehen!“, rief Kimberly. „Denken Sie nur nicht, dass Sie mich so leicht loswerden.“
Rachel erstarrte.
Das war ein weiterer Schock für Anthony, aber diesmal wusste er zumindest sofort, was dahintersteckte: sein Gespräch mit Rachel am vergangenen Abend. Kimberly hatte im Bett liegen und schlafen sollen, aber offensichtlich hatte sie Rachel und ihn belauscht. Deshalb war Kimberly so aggressiv. „Es geht nicht darum, dich loszuwerden“, sagte er kurz angebunden. „Mich interessiert nur, was am besten für dich ist.“
„Am besten für dich, meinst du“, erwiderte Kimberly. „Und für sie.“ Die Zwölfjährige blickte wütend Rachel an. „Ich bin nicht dumm, Onkel Anthony.“
„Genau. Und deshalb möchte ich, dass du deine höhere Bildung auf einer guten Schule bekommst. Du sollst die besten Lehrer und den besten Unterricht haben.“
„Die meisten Mädchen würden es als Privileg ansehen, aufs PLC zu gehen“, sagte Rachel eifrig. „Mir hat die Zeit auf dem Internat viel gebracht.“
„Dass Sie so reden, ist ja klar“, schimpfte Kimberly. „Sie würden alles tun, um mich beiseite zu schieben. Glauben Sie, ich merke nicht, dass ich nicht erwünscht bin?“
„Genug jetzt, Kimberly“, warnte Anthony. Seine Freundin hatte sich wirklich bemüht, gut mit dem Kind auszukommen. Leider schien es keinen gemeinsamen Nenner zu geben. Oder Kimberly wollte keinen finden.
„Warum Internat, Onkel Anthony?“, fragte sie trotzig. „Wenn es dir nur um die Ausbildung geht, könnte ich doch als Tagesschülerin aufs PLC. Die Schule ist hier in Sydney.“
„Du bist zu oft allein“, erwiderte er. „Ich meine, mit anderen Mädchen zusammen zu sein würde dein Leben bereichern.“
„Du meinst das?“ Kimberly warf Rachel einen anklagenden Blick zu. „Oder hat Miss Pearce dich davon überzeugt?“
„Ich wollte es nach Weihnachten mit dir besprechen.“
Kimberly sah wieder wütend Anthony
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