JULIA FESTIVAL EXTRA Band 03
sie wollte die Sache mit Nicole aus der Welt schaffen. Immerhin, Weihnachten blieb das Fest der Liebe, sie waren eine Familie, und der Tag näherte sich mit rasender Geschwindigkeit.
Die Zeit schien wie im Flug zu vergehen, und schon lief der Zug in den Bahnhof von Camden ein. Dani stieg aus, beeilte sich und lief zum Bahnhofsvorplatz, auf dem ihre Großmutter immer auf sie wartete. Sie lächelte der kleinen weißhaarigen Frau entgegen, die ihr aus dem blauen offenen Lieferwagen zuwinkte, den sie die letzten zwanzig Jahre fuhr.
Die wilden Locken ihrer Großmutter waren kurz geschnitten, weil es so praktischer war, und sie trug ihre „Stadtkleidung“, die durchweg rosa war. Heute hatte sie bonbonfarbene gestreifte Baumwollhosen und eine passende Bluse angezogen.
Sie umarmten und küssten sich, und Dani war sich ganz sicher, dass die Begrüßung nicht herzlicher gewesen wäre, wenn sie ihre Großmutter zehn Jahre nicht gesehen hätte, statt der zwei Wochen, die seit ihrem letzten Besuch vergangen waren. Grandma war unvergleichlich.
Sie zwängten sich in den Lieferwagen, um den Weg, für den sie ungefähr fünfundzwanzig Minuten brauchten, zur Farm zu fahren. Es wurde kein Wort darüber verloren, dass Dani an einem Montag zu Besuch kam, denn montags war immer Danis freier Tag gewesen. Dani drängte ihre Großmutter, ihr die neuesten Ereignisse zu erzählen.
Eine der Hündinnen hatte einen Wurf Welpen, erfuhr Dani so, und der Hahn hatte Alarm geschlagen, als ein Fuchs sich dem Hühnerstall nähern wollte. Er war ein imposanter Vogel, der seinem Namen alle Ehre machte. Er wusste, wie er seine Hühner beschützen musste. Solch ein Hahn ist sicher sehr nützlich, dachte Dani und überlegte, ob Cameron McFarlane sie wohl jemals so gern haben würde, dass er sie beschützen wollte.
Als sie die Farm erreicht hatten, machten Dani und ihre Großmutter eine Runde über das Grundstück und begrüßten alle Tiere. Danach setzten sie sich an den Tisch in der großen Küche, die Großmutters Reich war. Bei einer Tasse Tee und Kürbiskerngebäck sah die alte Dame ihre Enkelin mit wachen Augen an.
„Also, was hast du auf dem Herzen, Dani?“, fragte sie ruhig. „Warum wolltest du mich heute besuchen?“
Dani seufzte tief. Ihrer Großmutter entging wirklich nichts. Sie erkannte eine Lüge aus einer Meile Entfernung, und wenn hinter ihrem Rücken eine Gemeinheit ausgeheckt wurde, wusste sie auch das schon immer vorher. Sie erklärte es ausweichend damit, dass ihr die Vögel alles zuzwitscherten, aber Dani glaubte, ihre Großmutter hatte einen sechsten Sinn.
„Ich versuche, mir über etwas klar zu werden, Grandma“, begann Dani zögernd.
„Gut“, ermutigte ihre Großmutter sie. Sie ging zum entgegengesetzten Ende des Tisches, wo ihr Webstuhl stand, fädelte einen der bunten Fäden auf eine Nadel, lächelte Dani aufmunternd zu und begann zu weben, um ihrer Enkelin zuzuhören.
Es ist an der Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen, dachte Dani. Ganz offen. Es gibt keinen Grund, um den heißen Brei herumzureden. „Es geht um einen Mann, Grandma.“
„Gut“, erwiderte ihre Großmutter unverbindlich.
Dani atmete tief ein. „Nicole hat mir etwas von ihm erzählt.“ Es war Dani unmöglich, dies näher zu erläutern. „Aber ich glaube nicht, dass es stimmt.“
Großmutter sah von ihrer Arbeit auf. „Warum glaubst du nicht, dass es stimmt, Dani?“, fragte sie ruhig.
Dani schwieg einen Moment, um zu überlegen. Warum glaubte sie Nicole nicht? Es machte ihr die Sache leichter, wenn sie Nicole nicht glaubte. Aber es steckte viel mehr dahinter.
„Ich habe es im Gefühl, Grandma.“
Das war die Wahrheit. All die Signale, die sie von Nicole und Cameron McFarlane bekommen hatte … sie passten einfach nicht zusammen. Einer von beiden log, und ihr Gefühl sagte ihr, dass es Nicole war.
„Dann lügt Nicole vielleicht“, sagte Großmutter leise, während sie die Nadel gleichmäßig über die Handarbeit gleiten ließ. Ruhig, beständig, unerschütterlich.
„Aber warum nur, Grandma? Warum sollte Nicole eine so schreckliche Lüge in die Welt setzen?“
Großmutter sah sie an. „Es kann viele Gründe dafür geben, Dani.“
„Zum Beispiel?“
„Vielleicht ist Nicole eifersüchtig auf dich. Vielleicht neidet sie dir das, was du haben könntest.“
„Ha!“ Dani lachte höhnisch auf. „Nicole und eifersüchtig auf mich? Voll daneben, Grandma. Nicole ist doch diejenige, die alles hat. Sie ist …“
„Hat sie das
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