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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit List und Küssen
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gekommen. Er wusste nicht mehr so recht, warum er das für eine
gute Idee gehalten hatte. Honoria war nirgends zu sehen. Das hätte er sich
eigentlich gleich denken können; sie und ihre Cousinen spielten sich und ihre
Instrumente sicher irgendwo im Haus ein. Und die Dienstboten warfen ihm alle merkwürdige Blicke zu, als wollten sie sagen: Was haben
Sie denn schon hier zu suchen?
    Er hob das Kinn und sah sich auf dieselbe Art
um, wie er es sonst bei förmlichen Veranstaltungen tat. Vermutlich sah er
gelangweilt aus, bestimmt hochnäsig, und keines von beiden traf zu.
    Er nahm an, dass die anderen Gäste erst in
ungefähr einer halben Stunde eintreffen würden, und fragte sich, ob er vielleicht
im – sehr wahrscheinlich menschenleeren – Salon warten dürfte. In diesem
Augenblick sah er aus den Augenwinkeln etwas Rosafarbenes vorbeiflitzen und
erkannte, dass es sich dabei um Lady Winstead handelte, die in untypischer
Aufregung durch das Zimmer fegte. Sie entdeckte ihn und lief auf ihn zu. »Oh,
Gott sei Dank, dass Sie hier sind.«
    Er sah die Panik in ihrer Miene. »Ist irgendetwas passiert?«
    »Sarah ist krank geworden.«
    »Das tut mir leid«, sagte er höflich. »Doch hoffentlich
nichts Ernstes?«
    »Ich habe keine Ahnung.« Lady Winsteads
Ton war recht scharf, wenn man bedachte, dass es immerhin um den Gesundheitszustand
ihrer Nichte ging. »Ich habe sie nicht gesehen. Ich weiß nur, dass sie nicht
hier ist.«
    Er versuchte, seine aufkeimende Euphorie zu bezwingen. »Dann
müssen Sie die musikalische Soiree absagen?«
    »Warum stellen die Leute nur andauernd
dieselbe Frage? Ach, vergessen Sie es. Natürlich können wir den Auftritt nicht
absagen. Die Gouvernante der Pleinsworths spielt Klavier und übernimmt Sarahs
Part.«
    »Dann ist ja alles gut«, sagte er. Er
räusperte sich. »Oder nicht?«
    Sie sah ihn an, als wäre er ein begriffsstutziges Kind. »Wir
wissen nicht, ob diese Gouvernante auch etwas taugt.«
    Er nahm nicht an, dass die wie auch immer
geartete Kunstfertigkeit der Gouvernante am Klavier die Qualität des gesamten
Quartetts in irgendeiner Weise beeinflussen würde, hütete sich aber, dies laut
zu sagen. Stattdessen murmelte er etwas wie: »Ach so.« Oder
vielleicht auch: »Ach ja.« Jedenfalls erfüllte es seinen Zweck: Er gab
etwas von sich, ohne etwas zu sagen. Unter diesen Umständen war das wohl das
Beste, was er tun konnte.
    »Das ist unsere achtzehnte musikalische Soiree, haben Sie das
gewusst?«, fragte Lady Winstead.
    Er hatte es nicht gewusst.
    »Jede war ein rauschender Erfolg, und jetzt
das.«
    »Vielleicht ist die Gouvernante ja sehr talentiert«, warf er
ein, um sie zu trösten.
    Lady Winstead warf ihm einen ungeduldigen Blick zu. »Talent
spielt keine große Rolle, wenn man nur sechs Stunden zum Üben hat.«
    Marcus erkannte, dass sich diese Unterhaltung
immer weiter im Kreis drehen würde, und fragte höflich, ob er irgendetwas tun
könne, um der Aufführung doch noch zum Erfolg zu verhelfen, natürlich in der
Erwartung, dass sie Nein sagen und er im Salon ein Glas Brandy würde trinken
können.
    Doch zu seiner großen Überraschung und zu seinem – um ehrlich zu
sein – noch größeren Entsetzen packte sie seine Hand, drückte sie innig und
sagte: »Ja! «
    Er erstarrte. »Wie bitte?«
    »Könnten Sie den Mädchen ein wenig Limonade bringen?« Sie
wollte, dass er ... »Was?«
    »Alle haben zu tun. Wirklich alle.« Sie
wedelte mit den Armen, als wollte sie damit demonstrieren, wie beschäftigt
alle waren. »Die Lakaien haben die Stühle schon drei Mal umgestellt.«
    Marcus fragte sich, was an zwölf gleichmäßigen Stuhlreihen wohl so
kompliziert sein mochte.
    »Sie wollen, dass ich ihnen Limonade bringe«, wiederholte er.
»Sie werden Durst haben«, erklärte sie.
    »Sie singen aber doch nicht?«
Lieber Gott, was für ein Horror.
    Irritiert presste sie die Lippen zusammen.
»Natürlich nicht. Aber sie haben den ganzen Tag geprobt. Das ist anstrengend.
Spielen Sie irgendein Instrument?«
    »Ich? Nein.« Das gehörte zu den wenigen Fähigkeiten, die sein
Vater nicht für nötig erachtet hatte.
    »Dann können Sie das nicht verstehen. Die armen Mädchen werden wie
ausgedörrt sein.«
    »Limonade«, sagte er noch einmal und fragte sich, ob sie sich
vorstellte, dass er ihnen das Getränk auf einem Tablett servierte. »Also
schön.«
    Sie hob die Brauen, als wäre sie ein wenig verärgert über seine
Begriffsstutzigkeit. »Ich nehme doch an, dass Sie stark genug sind, einen

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