Julia Saison Band 13 (German Edition)
etwas zu laut.
Bei ihrem kleinen Gerangel riss der Umschlag, und die Poster fielen auf den Boden – natürlich mit dem Bild nach oben.
Ash zuckte zusammen und sah weg.
Um sie herum verstummten die Gespräche. Leute drehten sich um und begannen zu tuscheln. Man konnte auch Gelächter hören.
„Hätte irgendjemand ein Problem damit, dieses Bild in der Stadt aufgehängt zu sehen?“, fragte Lilah und hielt ein Poster hoch, damit ihr Publikum es sehen konnte.
Ash hörte hauptsächlich amüsierte männliche Stimmen, die nichts dagegen sagten. Das war seltsam. Als er sich Lilah wieder zuwandte, wirkte sie sehr zufrieden. Sie beugte sich vor, um ihre Poster aufzuheben, aber einige Männer waren bereits aufgesprungen und erledigten das für sie.
„Sind Sie das auf dem Bild?“, fragte ein Kellner neugierig und errötete dabei.
„Nein, ist sie nicht“, antwortete Ash so laut, dass es im ganzen Restaurant zu hören war. Das fehlte noch, dass alle dachten, er würde mit der nackten Lady zu Mittag essen.
Enttäuschtes Gemurmel folgte von den Männern im Raum. Einige spekulierten, ob das stimmte, und mehr als einer sagte, dass er gern die Frau treffen würde, die tatsächlich auf dem Bild zu sehen war.
Lilah bedankte sich bei ihrem jungen Verehrer und lächelte Ash verschmitzt an, als sie den Stapel Poster so auf den Tisch legte, dass er sie sehen konnte. „Sie war vielleicht nackt, als ich sie fotografiert habe, aber auf dem Bild sieht sie nicht so aus. Ich bin nicht blöd, ich weiß, was ich tue.“
Noch immer skeptisch warf Ash einen Blick auf die Werbung für ihre Seminare.
Durch den hauchdünnen Stoff des Schleiers wirkte alles etwas verschwommen, sodass das Model aussah wie eine Frau, die in einem riesigen, wehenden Hochzeitsschleier davonlief; ihr Körper war nur schemenhaft zu erkennen.
Wunderschön, provokant, aber trotzdem geschmackvoll, das musste er zugeben. Und wahrscheinlich war auch genau das die Absicht: genau so viel zu provozieren, dass es Aufmerksamkeit erregte. Es war schließlich Werbung.
Ash hatte Lilah falsch eingeschätzt, das sollte einem Mann in seinem Beruf eigentlich nicht passieren. Obwohl es ihr wahrscheinlich eine diebische Freude bereitet hatte, ihn auf die falsche Fährte zu locken, wie ihr spöttisches, zufriedenes Lächeln zeigte.
„Machen Sie sich gern einen Spaß mit fremden Leuten?“, fragte er. „Oder habe nur ich das Vergnügen?“
„Ich habe mir kürzlich geschworen, mein Leben in vollen Zügen zu genießen“, sagte sie. „Das habe ich viel zu lange nicht getan. Außerdem sind die meisten Leute zu ernst, meinen Sie nicht?“
„Wir leben in einer Welt mit ernsten Angelegenheiten und Problemen. Zumindest ist meine so“, antwortete Ash.
„Vielleicht ein bisschen zu ernst.“
„Scheidungen sind ein ernstes Thema“, argumentierte er. „Das ist hart für die Betroffenen.“
„Ich weiß. Deswegen möchte ich ihnen ja helfen. Das möchte ich wirklich“, bekräftigte sie, „das müssen Sie mir glauben!“
„Erzählen Sie mir, was Sie in Ihren Seminaren tun“, forderte Ash sie auf. Schließlich hatte er Wyatt versprochen herauszufinden, ob sie etwas mit Wyatts verrückten Verwandten vorhatte.
„Eleanor sagte, dass Sie mit Familienrecht zu tun haben oder hatten und jetzt Fälle vor dem Familiengericht verhandeln“, begann sie.
„Ja.“
„Scheidungen?“
Er nickte. „Und auch Sorgerechtsfälle zwischen Eltern und dem Jugendamt, Testamentsstreitigkeiten, Vormundschaftsangelegenheiten, solche Sachen.“
„Ist Ihnen aufgefallen, dass manche Leute, obwohl sie schon eine Weile geschieden oder getrennt sind, noch immer in ihrer Ehe gefangen sind?“
„Ja.“
„Bis zu dem Punkt, an dem es ihr Leben beeinträchtigt? Ihr Urteilsvermögen trübt? Sie so festhält, dass sie es nicht hinter sich lassen oder emotional verarbeiten können?“
„Ja.“
Ash könnte Geschichten erzählen, die sogar die hoffnungslosesten Romantiker und blindesten Optimisten davon abhalten würden, jemals zu heiraten. Wenn er die Szenen, die sich in seinem Gerichtssaal bei manchen Scheidungs- und Sorgerechtsprozessen abspielten, veröffentlichen könnte, würde wohl niemand mehr heiraten.
„Das möchte ich ändern“, sagte Lilah, als sie sich zurücklehnte, damit die Kellnerin die Teller abstellen konnte.
„Das ist alles?“ Er begann zu essen. Entweder war sie übermäßig selbstbewusst oder hoffnungslos naiv.
„Das ist eine wichtige Arbeit“, beharrte sie.
„Ja,
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