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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Oktober 1995
    In fast jede Tür in der obersten Etage des dreistöckigen Hauses war ein Loch gebohrt worden, damit man sich hinhocken und beobachten konnte. Löcher und Beobachten. Heimlich andere durch Löcher beobachten. So fing es immer an.
    «Du machst das
immer noch

    Er registrierte, dass er laut durch das ganze Tal gerufen hatte, das weit und flach war und bernsteinfarben unter der Spätnachmittagssonne lag.
    Es war ein herrlicher Ort. Er sollte düster und öde sein, mit stoppeligem Gras und toten Bäumen. Mit der Wirklichkeit – der Schönheit, der absoluten Klarheit der Landschaft – kam er nicht zurecht, er wollte keinerlei Balsam, um die Erinnerungen zu besänftigen, die ihn hierhergebracht hatten.
    Oh, natürlich, es war ein herrlicher Ort, um begraben zu werden, unter dem weiten Himmel und in Sichtweite des Kirchturms. Aber nicht so, wie die beiden Frauen begraben worden waren, in Stücke gehackt und in zylindrischen Löchern verscharrt. So um Gottes willen nicht.
    Und jetzt musste er sich abwenden, mit der müden Gewissheit, wie sinnlos das hier war, denn er war immer noch voller Hass.
    Alles hatte damit angefangen, dass er die sauberen Löcher bemerkte, die manchmal in den Wolken auftauchten, als hätte dieSonne sie hineingebrannt, wie eine Zigarette ein Loch in ein Blatt Papier brennt. Er hatte sich sofort ein glänzendes, kleines, gewölbtes Auge dahinter vorgestellt. Und das war der Moment gewesen, in dem er durch das Tal gebrüllt hatte wie ein verrückter Stier:
«Du machst das
immer noch
? Du sitzt immer noch auf dem Beobachtungsposten?»
    Er sah sich um, weil er feststellen wollte, ob ihn jemand gehört hatte, aber es war niemand da, nur sein eigenes Auto stand direkt neben dem Gatter, in der Nähe des Wegweisers, nach dem das Feld benannt worden war.
    Eins der Schilder an dem Wegweiser war hellbraun mit weißen Buchstaben, was auf eine historische Stätte hinwies. Es deutete auf eine schmale Straße, die zu seiner Linken hinaufführte, zu einer Kirche, die von hier aus nicht zu sehen war. Die Kirche, die man sehen konnte, wenn man das Feld hinunterblickte, musste die Dorfkirche sein, wo die Asche des Monsters verstreut worden war.
    Sie hätte einfach in der verdammten Toilette runtergespült werden sollen.
    Er schloss gequält die Augen.
Nimm dich zusammen!
    Offenbar verlief die Grenze des Countys direkt durch das Feld, aber er wusste nicht genau, wo. Er hätte eine Landkarte mitbringen sollen, aber er war nicht ganz sicher, wonach er suchte. Wusste nicht wirklich, warum er gekommen war, abgesehen von dem üblichen Problem, dass er nicht in der Lage war, sich irgendwo niederzulassen, sich irgendwo länger aufzuhalten, bevor ihn alles wieder einholte. Er würde für immer aus dem Haus und zurückrennen, irgendwo hinfahren und wieder nach Hause kommen, ohne sich zu erinnern, wo zur Hölle er gewesen war, und dann in seine eigene Kirche gehen und sie wieder verlassen, ohne getröstet zu sein, und um seinen Glauben fürchten.
    Und immer noch die
Konfrontation
wollen. Es war seine Wut,die ihn hierhergeführt hatte, und er musste sie loswerden, bevor er irgendeinen sinnvollen Neuanfang machen konnte. Wenn man es mit etwas zu tun hatte, das menschlich war, egal wie schlecht, wie verderbt, war man verpflichtet, mit Bedacht zu handeln, mit Mitgefühl und   …
    … Liebe?
    Ach,
scheiß
drauf. Er schlug sich zornig auf den Oberschenkel und dachte an alte Soldaten, an Überlebende und an Hinterbliebene von Kriegstoten, die zu Schlachtfeldern gepilgert waren, die vor lauter Mohn rot leuchteten.
    Wie viel Liebe konnten
sie
wohl für die verdammten Mörder aufbringen?
    Nicht, dass das hier wirklich damit zu vergleichen war. Das Mitleid und der Verlust, oh ja. Aber dieses Böse hier war langsam, systematisch, intim und konzentriert geschehen, und etwas davon endete auf diesem Feld, mit dem Zerhacken und dem Blutvergießen und den Innereien und den Fleischstücken in den Löchern. Der Horror   … und der Hass   … aber genau genommen schien es sich eigentlich gar nicht um Hass zu handeln.
    Das war in mancher Hinsicht das Schlimmste: kein Hass.
    Nur sein eigener.
    Er war aus dem Auto gestiegen und neben zwei schwarzen Gummibehältern über das Gatter geklettert. Rechts von ihm stand eine alte Eiche. In den Aussagen war eine Eiche vorgekommen. Aber war diese hier nicht zu nah an der Straße?
    Er schloss die Augen und lauschte. Man sagte, in Dachau wären keine Vögel zu hören gewesen, aber hier

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