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Jung genug zu sterben

Jung genug zu sterben

Titel: Jung genug zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Liemann
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habe ich eben gesagt?«
    Allgemeines murmelndes Nichtssagen.
    »1994?«, piepste eine Stimme.
    »1984. – Aber ihr habt es sehr gut gemacht. Genau so, wie man es erwartet. Aus irgendeinem Grund sagt euch euer Gehirn nämlich:
Diese Zahl musst du dir nicht merken!
Und wir wollen herausfinden, weshalb das Gehirn so dusselig ist. Nicht ihr, sondern das Hirn.«
    Lachen.
    »Wenn ich euch diese Jahreszahl vor einigen Jahren genannt hätte, als ihr Kinder wart, dann hätte euer Gehirn gesagt:
Merk es dir, egal, was das für eine Zahl sein soll!
Es sieht also so aus, als sei euer Gehirn dümmer geworden.«
    »Nö«, protestierte ein adipöser Junge. »Es ist schlau genug, an der richtigen Stelle auf Durchzug zu schalten.«
    »Hm, ich sehe, du könntest uns gut bei der Arbeit helfen.«
    Schulterklopfen für den Kumpel.
    »Die Hauptthese hier am Institut lautet: Während der Pubertät nimmt die Leistungsfähigkeit des Gehirns in bestimmten Bereichen dramatisch ab. Zum Beispiel bei der schulischen Konzentration.«
    »Hö-hö!«, tönte es lautmalerisch.
    Melina nickte. »Ja genau: hö-hö. Sonderbarerweise gibt es andere Areale des Gehirns, die während der Pubertät richtig loslegen. Das ist das Ziel des
Instituts Zucker:
Diese Widersprüche zu verstehen.« Sie schaute in die Runde. »Dem einen oder anderen von euch würde es helfen, wenn er verstünde, was in seinem Köpfchen passiert. Oder?«
    Breites Grinsen. Von frech bis nachdenklich.
    »Wir kommen jetzt zu der Frage, ob ihr mit uns kooperieren wollt, damit wir bei unserer Forschung weiterkommen. Bei unseren Tests müsst ihr keine Medikamente schlucken, und es gibt keine gruseligen Operationen, okay? Eure El   …, Eure Erziehungsberechtigten müssen zustimmen, dass ihr ärztlich gecheckt werdet und dass ihr für einige der medizinischen Tests Kontrastmittel bekommt. Die Unterschriften will ich nicht per Mail oder SMS, sondern auf Papier. Papier – das sind diese leichten, weißen, viereckigen Dinger hier, klar?«
    Einige Lacher.
    »Ich nehme an, Geld interessiert euch nicht«, sagte sie.
    Die Jugendlichen grinsten.
    »Ihr bekommt für jede Stunde bei einem Test zehn Euro plus Fahrgeld. Im Schnitt brauchen wir euch ein bis zwei Stunden in der Woche. Ihr könnt jederzeit aussteigen. Aber wenn ihr ein Jahr durchhaltet, schenken wir euch eine Gruppenreise. Zwei Wochen Bergwandern mit Abenteuerurlaub in Graubünden. Das liegt in der Schweiz   … «
    »Krass.«
    »Zehn Euro sind nicht viel. Ihr könnt aber wählen: Wenn ihr auf das Geld verzichtet, bekommt ihr stattdessen eine Jahres-Mitgliedschaft für das PALAU, hier nebenan. Das ist eine Freizeiteinrichtung, die ihr euch ansehen könnt. Die kooperieren mit uns und bieten zum Beispiel kostenloses Reiten, Kraft- und Ausdauertraining, schulische Unterstützung, Partykeller, Internetzugang, psychologische Einzelberatung und Wochenendaktionen.«
    »Da leben alte Knacker«, sagte einer der Jungs und bekam von der einen Seite einen bestätigenden Handklatscher, von der anderen einen Schubser.
    »Ja, stimmt schon. Das PALAU ist für alle Generationen. Wenn ihr Spaß dran habt, könnt ihr euch da ehrenamtlich engagieren.«
    Jemand machte ein Würgegeräusch.
    Kichern.
    »Und was ist dann mit dem Alpenurlaub?«, fragte ein Mädchen.
    »Den bekommt ihr so oder so. Wenn ihr das Jahr durchhaltet.«
    Das Mädchen nickte.
    »Ich komme jetzt mit meiner Horrorliste«, sagte Melinaund zog ihr vorbereitetes Grinsen hervor. »Wir brauchen euch als verantwortungsbewusste Probanden. Unzuverlässigkeit führt dazu, dass unsere Tests missraten. Deshalb schließen wir jede und jeden aus, der unentschuldigt fehlt – und zwar gleich beim ersten Mal.« Melina ließ den Satz wirken. »Ausgeschlossen ist außerdem, wer auf dem Gelände unseres Instituts oder auf dem Gelände von PALAU raucht, Alkohol oder andere Drogen zu sich nimmt oder anbietet, Sex hat   … «
    Lautes Gekicher.
    »   … sich prügelt oder irgendwas demoliert oder klaut.« Sie schaute ernst. »Und das ist so gemeint. Verstanden?«
    Nicken. Teils unwillig.
    »Außerdem ist dieses Foyer der einzige Ort des Instituts, an dem ihr eure Handys oder euren Musikkram eingeschaltet lassen dürft. Denn wir wollen uns hier auf euch konzentrieren.
Ihr
seid uns wichtig; uns interessiert nicht, wen ihr da irgendwo draußen kennt, okay?«
    Ein Mädchen meldete sich. Wie in der Schule. Sofort kam Spott auf, das Mädchen wirkte verunsichert, weil es ja nicht die Schule war. Sie wollte

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