Kann das auch für immer sein?: Sommerflirt 3 (German Edition)

«
    Die anderen lachen hysterisch.
    »Ich … ich glaube, es war eine Schwarze Witwe. Sie war total riesig! Und haarig! Und sie ist über meine HAUT gekrabbelt!«
    »Schwarze Witwen sind nicht haarig«, sagt er, doch statt sich wie alle anderen über mich lustig zu machen, dreht mein Freund mich um, nimmt meine Hände in seine und inspiziert sie. »Sie ist weg.«
    »Und wenn sie unter mein Hemd gekrochen ist?«, flüstere ich und winde mich. Ich könnte schwören, dass ich auf meinem Rücken kleine, kratzige Beine spüre. Kann sein, dass meine Fantasie mir einen Streich spielt, wie wenn man über Läuse spricht und sich dann unwillkürlich kratzen muss. Aber es fühlt sich echt an, als wären überall auf mir Spinnen unterwegs.
    »Keine Panik.«
    Ich winde mich noch immer. »Ich habe Angst, dass sie noch irgendwo auf mir ist. Hilf mir, Avi. Bitte«, flehe ich.
    Ohne zu zögern, hebt er mich hoch, als wäre ich leicht wie eine Feder, und ruft Liron zu, dass sie mitkommen soll.
    Hastig läuft er mit mir zu einem großen Felsen und setzt mich dahinter ab. »Zieh dein Hemd aus. Hier kann dich niemand sehen.« Er dreht sich um, damit ich mich in Ruhe ausziehen kann.
    So schnell ich kann, knöpfe ich das Hemd auf, während Liron sich neben Avi stellt. Auch sie hat mir den Rücken zugewandt. Ich denke mal, er hat sie dazugerufen, damit nicht die ganze Einheit sieht, wie er mit mir allein hinter einen Felsen verschwindet. Er will nicht wieder Ärger kriegen.
    Liron ist unser Anstandswauwau.
    Nicht zu fassen, dass ich eine Aufpasserin brauche, wenn ich bei meinem Freund bin.
    »Okay, es ist drunten. Ich gehe aber nicht im BH zu den anderen zurück.« Avi hat mich zwar schon nur im BH gesehen, aber das hier ist was anderes.
    Noch immer mit dem Rücken zu mir, hält Avi mir die Hände hin. »Gib her.«
    »Meinen BH ?«
    Er wirft mir einen kurzen Blick zu, obwohl wir beide wissen, dass ein Wort von Liron zu Sergeant B-S ausreicht, um ihm wieder Liegestütze einzubringen. »Nein. Das Hemd.«
    Nachdem ich es ihm gegeben habe, sehe ich zu, wie er es sorgsam von oben bis unten inspiziert. Er dreht es auf links, um ganz sicherzugehen, dass wirklich keine Krabbelviecher drin sind, ja er macht sogar die Taschen auf und untersucht sie.
    Dann drückt er es mir wieder in die Hand. »Da ist nichts dran und nichts drin. Vertrau mir.«
    »Danke«, sage ich. Wenn jemand auf meiner Liste der vertrauenswürdigen Personen ganz weit oben steht, dann Avi. Jetzt, da ich mich wieder beruhigt habe, bin ich mir nicht mehr sicher, ob die Spinne tatsächlich haarig war. Und vielleicht war sie auch nicht so groß, wie ich dachte.
    Liron schüttelt den Kopf. »Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde ich es nicht glauben.«
    »Was kannst du nicht glauben?«, frage ich sie.
    »Avi Gefen sucht ein Hemd nach einer Spinne ab.«
    »Warum?« Mein Freund ist mein Held. Wieso sollte er mir nicht helfen?
    Liron kichert. »Bei der Sajeret Tzefa sagt Avi immer zu allen, dass sie die Zähne zusammenbeißen sollen, wenn sie müde sind, bluten oder sich vor lauter Erschöpfung übergeben müssen. Aber bei dir … wegen einer kleinen Spinne …« Sie schüttelt den Kopf. »Ich fasse es nicht.«
    Als ich das Hemd wieder anhabe, drehen sie sich beide um und sehen mich an. Avi deutet auf mich, während er zu Liron sagt: »Du hast sie gesehen – sie war total durchgedreht.«
    »Und du hast sie gerettet. Sie ruiniert deinen Ruf.«
    »Sie ist meine Freundin«, verteidigt sich Avi. »Was hätte ich denn deiner Meinung nach tun sollen?«
    »Behandle sie wie eine Soldatin, so wie uns andere auch. Sie ist nicht hier, um von dir gerettet zu werden, sie hat sich als Freiwillige angemeldet.«
    »Es geht hier gar nicht um Amy. Es geht hier um uns.«
    Wartet. Mal. Eine. Sekunde. Hat er gerade »uns« gesagt und damit Liron und sich gemeint … nicht Amy und Avi?
    »Oh shit.« Avi reibt sich die Schläfen und presst die Augen zusammen. »Das wollte ich nicht auf Englisch sagen.«
    Angst, tief und stark, bohrt sich wie die Klinge eines Messers in mich. Ich wage kaum zu fragen, aber ich kann nicht anders, genauso wenig wie ich aufhören kann zu atmen.
    »Was soll das heißen, Avi? Habt ihr was miteinander?«

11
    Milch + Fleisch = nicht koscher Mein Freund + eine andere küssen = überhaupt nicht koscher
    Ich sehe Liron an und warte auf eine Antwort.
    »Avi, erzähl es ihr«, sagt Liron.
    »Ja. Erzähl es mir.« Als er zögert, spüre ich, wie ich ganz starr werde.