Kann das auch für immer sein?: Sommerflirt 3 (German Edition)
genau wollte ich das gar nicht wissen«, sage ich zu ihr.
»Es ist aber so, Amy. Hast du zufällig noch einen Ventilator dabei, Miranda?«
Die schüttelt den Kopf.
In der Hoffnung, doch noch einen Blick auf Avi zu erhaschen, schaue ich nach links und rechts. »Avi muss doch hier irgendwo sein, stimmt ’ s?«
Jess seufzt. Sie vermisst ihren Freund Tarik. Er ist Palästinenser, und obwohl er nicht gerade begeistert darüber ist, dass Jess einen Teil des Sommers auf einer israelischen Militärbasis verbringt, hat er Verständnis für die Ernsthaftigkeit, mit der sie ihre Religion ausübt, denn ihm geht es umgekehrt mit seiner genauso.
Jessica ist Jüdin und Tarik ist Moslem. Man sollte meinen, sie würden sich aus dem Weg gehen wie ich einer politischen Diskussion, doch seit ihrer ersten Begegnung haben sie beschlossen, die offensichtlichen Hindernisse, die einer Beziehung zwischen ihnen im Weg stehen, zu ignorieren. Und warum sollte ausgerechnet ich es dann zur Sprache bringen? Selig sind die Unwissenden, lautet mein Motto.
Ich frage mich, wann diese Gepäck-Schlepp-Tortur endlich vorbei ist.
Meine Koffer wirbeln den Staub von der Schotterstraße auf, sodass ich inzwischen nicht nur verschwitzt, sondern auch verdreckt bin. Ich ziehe kräftiger. Visionen von einer heißen Dusche mit meinem Papaya-Duschgel und einem netten, kleinen Entspannungsnickerchen auf einer gemütlichen Tagesdecke tanzen durch meinen Kopf.
Plötzlich höre ich ein Knacken und sehe, wie eines der kleinen Rädchen meines zauberhaften pinkfarbenen Designerkoffers davonrollt und hoppelnd in einen Graben kullert. Ich schnappe entsetzt nach Luft.
4
Es übersteigt mein Vorstellungsvermögen, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen mangelnder Qualität und Glitzer gibt. Zumindest bei Koffern.
»Oh Mann, verdammt!«, sagt Jess langsam.
Miranda deutet in die Richtung der verschwundenen Rolle. »War das deine, Amy?«
»Japp.« Jetzt habe ich also ein defektes Gepäckstück und bin noch immer nicht bei unserer Kaserne.
Ich schlucke meinen Stolz hinunter, gehe der blöden Rolle hinterher und blicke in den Graben, der sie gestoppt hat. Ich trage ein rosa Tanktop und eine weiße Jeans-Shorts – mir ist klar, wenn ich da runterklettere und ausrutsche, dann bin ich total schmutzig. Schüttelt nicht den Kopf über mich, weil ich eine weiße Shorts anhabe … Davon, dass man in einen Graben steigen muss, um ein dummes Rädchen rauszufischen, war in der Sababa -Informationsbroschüre nie die Rede.
Ich mache einen Schritt in den Graben. Mein Fuß rutscht ein Stück ab, ehe er Halt findet. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle dazusagen, dass ich so richtig süße rosa Schläppchen trage, die nicht gerade für gute Profilsohlen bekannt sind – aber dafür passen sie perfekt zu meinem Top. Ich habe nicht vor, meine Turnschuhe auszupacken, die ich extra für diesen Urlaub gekauft habe, denn sie liegen ganz unten in einem meiner Koffer.
Ich wage einen weiteren Schritt und gerate ins Wanken, weil ich auf einer Kante lande.
Ehe ich weitergehen kann, kommt ein Typ in Uniform auf uns zu. »Mah karah?«, fragt er. Er hat kurze Haare und schöne olivbraune Haut ohne eine Spur von Akne.
»Angleet, b’vakashah« , sage ich. Diesen Satz hat mir mein Dad beigebracht. Er bedeutet: »Englisch, bitte.«
»Braucht ihr Hilfe?« Er hat einen ausgeprägten israelischen Akzent und ein breites israelisches Lächeln (und auf dem Rücken ein großes israelisches Gewehr).
»Dringend«, gebe ich zu und deute auf die Rolle.
Er klettert die Böschung hinunter, als würde er so was jeden Tag machen, und hebt die Rolle auf. Auf dem Rückweg nach oben nimmt er mich am Ellbogen und hilft mir zurück auf die Schotterstraße. Dann versucht er, das Rädchen wieder zu montieren.
»Dieser Koffer ist ein Haufen sheet «, lässt er mich wissen. »Das hält nicht.« Er reicht mir die Plastikrolle. Bei dem Wort »sheet« muss ich fast lachen – bei englischen Schimpfwörtern kommen durch den israelischen Akzent manchmal wirklich witzige Sachen raus. Aber ich bin verschwitzt und genervt und rein körperlich gerade nicht in der Lage, so etwas wie Humor aufzubringen.
Ich stopfe die Rolle in die Vordertasche meines Koffers. »Na ja, danke jedenfalls, dass du ’ s versucht hast.«
»Ja, danke«, sagt auch Miranda.
Der Typ hält uns seine Hand hin. »Ich bin Nimrod.«
»Äh, wie heißt du?«, frage ich.
»Nimrod.«
Er hat doch nicht gerade Nimrod gesagt, oder? Mit seinem
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