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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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Planung dieser Party zuständig gewesen, und zu ihrer nicht geringen Bestürzung hatte ich entschieden, dass wir Iris die maximale Unterhaltung bieten würden. »Hoch mit euch beiden.«
    Camille verzog das Gesicht. »O bitte,
muss
das wirklich sein?«
    »Ja, so schmerzhaft Delilahs Gejaule auch sein kann. Das muss sein.« Menollys Augen blitzten frostig hell, und sie entblößte beim Lächeln reichlich Zähne. »Komm schon.«
    Sie ging voran, und zwischen unserem Tisch und der Bühne mit dem großen Karaoke-Player tat sich eine Gasse im Gedränge auf. Ich kicherte hämisch.
    »Wart’s nur ab. Dafür wirst du noch bezahlen.« Camille schüttelte den Kopf und hüpfte leichtfüßig auf die Bühne.
    »He, Menolly beschwert sich auch nicht.«
    »Die kann ja auch
singen!
Wir beide singen erbärmlich … na ja, meistens.«
    Wir stiegen auf die Bühne, und Menolly warf sich vor uns beiden in Pose, breitbeinig, beide Hände um das Mikro geschlungen. Camille und ich nahmen unsere Plätze als Background-Sängerinnen ein. Die Musik wurde eingespielt, wir holten tief Luft und begannen mit unserer Darbietung von
We Are Family.
    Wir drehten unseren Glamour auf und ließen die Masken fallen, damit unser Feencharme voll zum Vorschein kam, und die Leute wurden wild, lachten und klatschten. Wir drehten und wanden uns zur Musik und ließen uns mit Leib und Seele auf die Nummer ein. Camille und ich waren keine guten Sängerinnen, aber wir hielten tapfer mit, während Menollys Stimme den Hauptteil trug. Über eine Woche lang hatten wir heimlich geübt, und wir waren zwar noch nicht perfekt, aber es gelang uns ganz gut, im Takt zu bleiben.
    Menolly sprang mitsamt dem Mikro von der Bühne und tanzte zu Iris hinüber. Sacht schwang sie den Hausgeist auf ihre Schultern und war mit einem großen Sprung wieder auf der Bühne. Dort stellte sie Iris ab, die in unserer Mitte klatschte und mitschunkelte.
    Die Leute warfen Dollarscheine »für die Braut« auf die Bühne, und als wir fertig waren – samt aller jazztanzmäßigen Peinlichkeiten –, hatten wir fünfundsiebzig Dollar und ein paar Runden Drinks spendiert bekommen. Nach denen Camille und ich überhaupt nichts mehr würden singen können.
    »Ihr seid einfach wunderbar«, sagte Iris, als wir an den Tisch zurückkehrten. »Vielen Dank. Und jetzt die Geschenke?«
    Ich lachte ein wenig zu laut und musste rülpsen. Wie viele Drinks hatte ich eigentlich schon intus? Ich zählte nach – vor mir standen nur vier leere Gläser, aber der Zuckende Zombie hatte es wirklich in sich. Ich wusste nicht genau, was da drin war, aber es war besser als Katzenminze.
    Suchend blickte ich mich um. Ich hatte für heute Abend Unterhaltung der besonderen Art organisiert, und – und
da war er.
Der Kerl war prächtig, umwerfend, mit dunklem, schulterlangem Haar. Sogar in dem Kostüm – einer Polizeiuniform – war deutlich der muskulöse Body zu erkennen. Ich gab ihm einen Wink, und er kam zu uns herüber. Die Musik wurde leiser, und die anderen Gäste wandten sich zu uns um.
    »Sind Sie Iris Kuusi?« Seine Stimme war samtig – so samtig, dass ich ihm am liebsten um die Beine gestrichen wäre.
    Sie lief leuchtend rot an, und ihre Augen glitzerten. »Ja …?«
    »Iris Kuusi, Sie haben das Recht,
so laut zu schreien,
wie Sie wollen. Alles, was Sie sagen, werde ich dazu verwenden,
Sie noch schärfer zu machen
 …« Und damit gab er jemandem an der Bar ein Zeichen, Amanda Blank plärrte aus den Lautsprechern, und seine Hüfte geriet in Bewegung.
    Er war ein großartiger Tänzer und bewegte sich perfekt im Takt der Rapmusik, selbst als er –
Holla!
Schon war die Uniformjacke ausgezogen und fiel zu Boden. Er strich mit beiden Händen die Unterarme entlang zu den Manschetten, ruckte kräftig daran, und das Hemd landete auf Iris’ Schoß. Schimmernde Muskeln tanzten, als er die Hände hinter den Kopf hob und die Hüfte kreisen ließ, dass Elvis Presley daneben ganz schön arm ausgesehen hätte.
    »Wow«, hauchte Sharah leise. »Einfach … nur wow …«
    »Wow trifft es gut.« Ich bekam selbst ein wenig glasige Augen. Er sah viel besser aus, als ich erwartet hatte, und sein Tanz war einfach … na ja … die Bewegungen seiner Hüften brachte wohl alle auf eindeutige Gedanken. Heiß.
    Camille beäugte ihn ein wenig argwöhnisch, und Menolly ließ gelangweilt den Blick über die Menge schweifen, doch Nerissa, Sharah und Iris waren völlig auf den Striptänzer fixiert. Er schob das Becken hin und her und

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