Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Titel: Kein Augenblick zu früh (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Alderson
Vom Netzwerk:
hinter sich hatten. Als es grün wurde, lächelte ich ihnen lieb zu und setzte meinen Jogginglauf fort.
    Weiter vorn tauchte ein Truck auf. Ein kurzer Blick über die Schulter: Der SUV fuhr nur ein paar Meter hinter mir her. Urplötzlich sprang ich vor dem Wagen auf die Straße. Der Fahrer trat auf die Bremse. Ich sprintete zur anderen Straßenseite, auf den hell beleuchteten kleinen Supermarkt zu.
    Sobald ich den Gehweg erreicht hatte, fasste ich den Truck ins Auge. Er war viel größer als ein Humvee, aber ich hatte keine Probleme, ihn ins Schleudern zu bringen. Es kostete mich nicht mehr Anstrengung, als ein Stückchen Papier mit dem Zeigefinger über den Tisch zu schnippen.
    Der Truckanhänger schlitterte quer über beide Fahrspuren, dem SUV der Einheit direkt in den Weg. Hektisch rammte der Fahrer den Rückwärtsgang ein und setzte ein paar Meter zurück. Ich ließ es zu, schließlich wollte ich nicht, dass jemand ernsthaft verletzt wurde, doch dann hielt ich den SUV auf der Stelle fest. Die Antriebsräder drehten durch, als der Fahrer mehr Gas gab, um noch weiter zurückzuweichen, doch der Anhänger kam unerbittlich näher und krachte dann in den Geländewagen.
    Aber das hörte ich nur noch, denn ich war bereits im Supermarkt, lief an den Regalen mit Dosengemüse und Nudelpackungen vorbei – wo sich Key mir damals zum ersten Mal in den Weg gestellt hatte, was mir jetzt wie eine Ewigkeit her vorkam – und jagte auf den Notausgang an der rückwärtigen Wand des Supermarkts zu.
    Über dem Notausgang hing ein runder Weitwinkelspiegel, mit dem der hintere Teil des Supermarkts von der Kasse aus überwacht werden konnte. Die Glastüren des Haupteingangs spiegelten sich darin. Genau in diesem Sekundenbruchteil tauchte darin eine dunkle Gestalt auf.
    Im nächsten Augenblick stürzte ich zu Boden.
    Die Schmerzen waren so durchdringend, so überwältigend, dass ich mich instinktiv zusammenrollte und die Arme um den Kopf presste. Es fühlte sich an, als würde mir der Schädel in tausend Teile zerschmettert. Woher hatten sie die Axt? Aber natürlich war es keine Axt. Ich wusste, was es war, hatte es schon einmal zu spüren bekommen, aber noch nie so intensiv wie jetzt. In diesem Moment begriff ich nur eins: Sie wussten Bescheid.
    Sie wussten es. Sie wussten es. Wie hatte ich nur glauben können, Richard Stirling würde seine Männer nicht warnen, wenn sie keinen normalen Menschen, sondern eine Psy zu bewachen hatten? Natürlich wussten sie es!
    Ich versuchte mich aufzurichten. Vage wurde mir bewusst, dass ein Mann auf mich einschrie, verstand aber kein Wort. War es jemand von der Einheit? Ich kam nicht hoch, alles war ein einziges Kreischen und wirbelte um mich herum. Ich hörte mich schluchzen, keuchte, merkte plötzlich, dass ich kniete, dass ich mich mit der Stirn auf dem Boden abstützte. Ich musste hier raus, musste Alex suchen. Schwankend streckte ich die Hand aus, fand etwas, woran ich mich hochziehen konnte, vielleicht ein Regal, aber plötzlich gab es nach, kippte um und der Raum kippte ebenfalls, und ich fand mich auf dem Boden wieder, zwischen unzähligen Nudelpackungen. Ich begann zu weinen.
    Dann wurde ich hochgehoben. Wie eine Puppe wurde ich über eine Schulter geworfen, sodass meine Arme herabbaumelten und mein Kopf auf der Schulter zu ruhen kam. Ich stöhnte. Setz mich ab. Bitte setz mich ab. Aber kein Wort kam mir über die Lippen. Ich hing plötzlich mit dem Kopf nach unten … nein, ich stand aufrecht auf dem Boden … nein, ich hing irgendwo …
    »Lila. Lila.«
    Ich versuchte den Kopf zu heben.
    »Lila, kannst du sitzen? Halt dich gut fest!«
    Alex. Er schrie mich an. Ich stöhnte über die Kopfschmerzen.
    Was sagte er dauernd? Er zog mich an beiden Händen hoch, aber meine Beine wollten mich nicht tragen. Alex fing mich auf und drückte meinen Kopf gegen seine Brust. »Kannst du dich festhalten?« Er setzte mich auf etwas. Zu den Kopfschmerzen kam ein pochendes Gefühl, das durch meinen ganzen Körper vibrierte. Wir saßen auf einem Motorrad.
    »Besser?«, fragte Alex nach einer Weile. Ich nickte nur, sprechen kam nicht infrage.
    Irgendwann bremste er ab. Das Geräusch des Fahrtwindes verebbte. Mein Kopf dröhnte. Alex legte die Arme um mich und hob mich vom Motorrad. Ich klammerte mich an ihn, schob den Kopf unter sein Kinn, hörte seinen Puls direkt neben meinem Ohr, laut und regelmäßig.
    Wir gingen über Holzplanken, Wellen plätscherten unter uns. Waren wir wieder auf dem Pier? Eine

Weitere Kostenlose Bücher