Kishon's schönste Geschichten für Kinder
taubstummen Papagei verkauft hatte.
Und dann, an jenem unvergeßlichen Morgen, als mich ein wichtiger Anruf aus dem Ausland erreichte, erklang es plötzlich laut und klar hinter mir: »Sag! Sag! Sagsagsag!... " Ich konnte kein Wort verstehen. Immer, wenn ich fragte: „Wer... « kam vom Papagei:
„Sag! Sag! Sagsagsag!... " Immerhin stand jetzt fest, daß er belehrbar war, daß er sich abrichten ließ, daß er reden konnte.
Amir schwor, dem verdammten Vogel das Schalom-Sagen beizubringen, oder er würde ihm alle graugrünen Federn ausreißen. Er baute in den Käfig ein Tonband ein, das dem widerspenstigen Insassen ununterbrochen das selbe Wort vorsagte: „Schalom...
Schalom... Schalom... "
Das Band lief so lange, bis die Batterie leer war. Nichts geschah.
Aber ein paar Tage später, gerade als im Fernsehen die Abend-112
nachrichten begonnen hatten, erklang es aus dem Käfig: „Wer! Werwer! Werwerwer!"
Was „wer"? Wieso „wer"? Wer „wer"? Erst nach längerem Nachdenken kam ich dahinter, daß es sich nur um meinen Anrufer handeln konnte. Wieder ein kleiner Fortschritt. Wir beschlossen, unseren Papagei fortan Werwer zu nennen. „Man muß", erklärte ich meiner Familie, „dem Tier ein wenig entgegenkommen, ob es Schalom sagt oder nicht. "
Am folgenden Wochenende erweiterte Werwer sein Vokabular in eine gänzlich andere Richtung: „Wuff!" bellte er „grrr-wauwau. "
Unser Hund Franzi bellte zurück, und seither plaudern die beiden oft stundenlang miteinander, es sei denn, daß wir Besuch haben. Dann verstummt Werwer sofort. Andererseits hat er tanzen gelernt. Wenn man ihm „Halleluja" vorsingt und sich dabei in den Hüften wiegt, schaukelt er mit, allerdings ohne zu singen. Er pfeift. Das macht er den Fußballschiedsrichtern nach, die im Fernsehen auftreten. Am liebsten übt er in den späten Nachtstunden, zwischen Sagsagsag und Werwerwer.
Ich ging zu Zlobnik und erhob Klage:
„Unser Papagei bellt bei Tag und pfeift bei Nacht. Was ist mit Ihrem Ehrenwort? Ich kann nicht schlafen. " „Natürlich nicht", erwiderte der erfahrene Tierhändler. „Sie müssen den Käfig bei Nacht zudecken. " Und er verkaufte mir eine dicke Plastikhülle, garantiert pfiffdicht. Ich ging nach Hause, stülpte bei Einbruch der Dunkelheit die Hülle über den Käfig, ging zu Bett und schlief wie ein Mehlsack bis 3 Uhr früh, als die beste Ehefrau von allen aufstand und die Hülle wieder entfernte.
„Soll das arme Tier im Gefängnis leben?" fragte sie. Ihr machte das alle Ehre.
Dem Papagei machte es Freude. Meinen Schlaf machte es zunichte.
Als Renana sich eine Erkältung zuzog, begann Werwer prompt zu husten. Renana erfreut sich als einziges Mitglied unserer Familie der Zuneigung Werwers. Das zeigt sich immer wieder und hatte eines Tages böse Folgen.
Wenn das kluge Kind Renana allein zu Hause ist, öffnet sie niemals die Türe, ohne vorher mit ihrer lieben kleinen Kinderstimme zu fragen: „Wer ist da?" Einmal aber war Werwer allein zu Hause. An diesem Nachmittag geschah es. Der Mann von der Wascherei brachte unsere Wäsche und läutete an der Türe. Von drinnen kam eine liebe kleine Kinderstimme: „Wersda?"
„Die Wäsche", antwortete der Wäschemann. „Wersda?" erklang es noch einmal. „Der Mann mit der Wäsche. " „Wersda?" „Die Wäsche!" „Wersda?" „DieWä-ä-sch-e!"
Wie lange das Drama dauerte, weiß niemand. Als wir gegen Abend nach Hause kamen, fanden wir den Garten voll mit Hemden, Unterhosen und Taschentüchern, überallhin verstreut. Der Mann von der Wäscherei, so hörten wir, war mit einem Schreikrampf und wild um sich schlagend von einem Krankenwagen weggebracht worden...
Vorsichtig betraten wir die Wohnung. Ein heiserer Zuruf begrüßte uns:
„Wäsche! Wäsche! Wäschewäschewäsche!... " Zusammen mit Sagsag, Werwer, Wuffwuff, Wersda und verschiedenen Formen des Hustens ergab das einen recht ansehnlichen Wortschatz. Nur Schalom hat er nie gelernt.
Zahnschmerzen
In allen Städten der Welt ist es sehr schwierig, einen Parkplatz zu finden. In New York ist dies jedoch fast unmöglich. Ich bekam das am eigenen Leib zu spüren, als ich dort letzthin meine Tante Trude besuchte.
Eines Morgens erwachte ich mit Zahnschmerzen. Es waren ganz gewöhnliche, sehr schmerzhafte Zahnschmerzen in meinem linken Unterkiefer.
Ich fragte Tante Trude, ob es in der Nähe einen guten Zahnarzt gebe.
Tante Trude kannte drei, alle in nächster Nähe, was in New York ungefähr soviel bedeutet wie eine Entfernung von
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