Knallharte Schale - zuckersüßer Kerl (German Edition)
glücklicherweise nicht.
„Wirst du denn in diesem Jahr zu Thanksgiving nach Hause kommen?“
„Ich weiß es noch nicht, Mama. Vermutlich werden wir kurz darauf ein Spiel haben. Dann werde ich nicht kommen können.“
Wieder ertönte ein Seufzen. „Es ist nicht dasselbe, wenn du nicht dabei bist.“
„Ich weiß, Mama.“ Lächelnd lehnte er sich zurück. „Geht es euch allen denn gut?“
„Sehr gut. Wenn du zu Thanksgiving nicht herkommen kannst, solltest du vielleicht die Nichte von Reverend Sanderson einladen. Sie studiert in New York und wird sich sicher freuen, bei dir eingeladen zu werden. Wie ich höre, besucht sie eine bezaubernde Gemeinde in Queens.“
Dupree presste die Lippen aufeinander, fiel seiner Mutter jedoch nicht ins Wort. Sie fand, dass er mit sechsundzwanzig Jahren endlich eine Frau finden sollte, um diese zu heiraten und sesshaft zu werden. In der Welt, in der er lebte, war man mit sechsundzwanzig unglaublich jung, um zu heiraten. In der Gemeinde seiner Mutter feierten Sechsundzwanzigjährige nicht selten ihren achten Hochzeitstag. Stets blendete er dieses Thema aus, wenn seine Mutter ihm ins Gewissen redete, weil er ihr nicht erklären konnte, wie schwer es ihm fiel, eine Frau kennenzulernen. Schon immer hatte er Probleme gehabt, ein Mädchen anzusprechen, geschweige denn, sie um eine Verabredung zu bitten. Als bekannter Footballspieler war es noch sehr viel komplizierter, jemanden kennenzulernen.
Während seine Mutter über den Kirchenbasar sprach, blätterte Dupree in dem Buch herum, das neben ihm lag. Der Fänger im Roggen war eines seiner Lieblingsbücher, das mittlerweile total zerfleddert war, weil er es so oft gelesen hatte. Gerade anfangs, als er nach New York gezogen war und nicht gewusst hatte, was er mit sich in dieser riesigen Stadt ohne Freunde anstellen sollte, hatte er das Buch verschlungen und viele Gemeinsamkeiten zwischen sich und dem Protagonisten Holden entdeckt. Mittlerweile fühlte er sich nicht mehr so einsam wie am Anfang, schließlich hatte er Freunde gewonnen und war Mitglied des Teams. Nichtsdestotrotz hatte der Anblick des Buches stets etwas Tröstliches an sich.
Nachdem er aufgelegt hatte, die Finger über den Buchrücken wandern ließ und seine langen Beine von sich streckte, dachte er unwillkürlich über Teddys Frage nach und erinnerte sich daran, wie er vor einigen Monaten Sarah Matthews begegnet war.
Er war mit einem total betrunkenen Blake in einem Club gewesen und hatte den Superbowlsieg gefeiert. Heute könnte er sich selbst ohrfeigen, wenn er daran dachte, dass er tatsächlich auf Blake gehört hatte, als dieser ihm Flirttipps gab. Damals waren ihm Blakes Fehler gar nicht aufgefallen und er hatte ihm blind vertraut, da Blake ein ziemlicher Aufreißer war und Erfahrung darin hatte, Frauen anzusprechen. Vielleicht hatte es auch daran gelegen, dass er Blakes Tipps nicht hinterfragt hatte, weil er sich sehr einsam gefühlt und ein Blick in das Gesicht der jungen Blondine ihn geradezu umgeworfen hatte. Neben ihm war die Blondine wie ein Winzling erschienen, aber sie hatte ein tolles Lächeln und war nicht sofort weggelaufen, als er sich dazu durchgerungen hatte, sie anzusprechen. Im Gegenteil, denn Sarah hatte mit ihm geplaudert, gelacht und war erst dann merkwürdig geworden, als er Blakes Tipps anwendete, ihr voller Stolz seinen Superbowlring zeigte und von dem vielen Geld sprach, das er verdiente.
Er war sich selbst wie ferngesteuert vorgekommen, als würde ihn irgendjemand dazu zwingen, diesen Schwachsinn von sich zu geben, obwohl er eigentlich die Klappe halten wollte. Noch heute brannte sein Gesicht, wenn er darüber nachdachte, dass er ihr tatsächlich gesagt hatte, dass er normalerweise auf größere Brüste stand, aber bei ihr gerne eine Ausnahme machte. Ausgerechnet er, der sich unbehaglich fühlte, wenn ihn seine Kumpels in eine Striptease-Bar schleppten, hatte vor einem netten Mädchen über deren Brüste gefaselt!
Die Situation war eskaliert, als sie ihm ihr Knie in die Weichteile gerammt hatte und abgehauen war. Wenigstens hatte Dupree sich damit trösten können, dass er sie nicht wiedersehen musste. Falsch gedacht, denn Sarah war einige Wochen später wieder aufgetaucht, um sich als Mitarbeiterin der Brustkrebshilfe herauszustellen, für die Dupree ehrenamtlich Werbung machte. Sie war sogar seine Ansprechpartnerin und arbeitete mit ihm zusammen an der Öffentlichkeitsarbeit. Das Leben konnte so ungerecht sein!
2.
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