Schatten der Lust
[home]
Kapitel 1
A ufzuwachen konnte Hunter noch nie leiden. Heute erwachte er aus einem tiefen Schlaf, der umso angenehmer gewesen war, als er die Nacht mit zwei Frauen verbracht hatte. Sie hielten ihn von beiden Seiten umfangen, so dass er die Aprilnacht über in Minnesota in warmen Armen geborgen war.
Was …?
Schmerz packte ihn mit brutalen Klauen, als wollte er ihn zerreißen. Nackt und schweißgebadet fuhr Hunter hoch, bereit, mit seiner Magie zu vernichten, was immer ihn attackierte. Doch im Schlafzimmer war alles dunkel und still. Keine Spur von einem Eindringling, es war keine Präsenz zu fühlen. Er beugte seinen Oberkörper vor, griff sich an die Brust und rang nach Atem. Ebenso plötzlich, wie der Schmerz über ihn gekommen war, verschwand er wieder.
Was war das?
Hunter hätte es gemerkt, sollte jemand ins Haus gekommen sein. Bei seiner Rückkehr gestern hatte er den Türsturz berührt und mit Zaubern versehen, die ihn vor Gefahren wie vor neugierigen Nachbarn schützten. Und diese waren durch nichts beeinträchtigt worden, was er spüren konnte.
Er war immer noch außer Atem, als die Hauskatze erschien, die sich vor ihm auf die Hinterläufe hockte und ihn mit großen Augen betrachtete, deren Grün mit dem von Hunters Augen identisch war. Der Blick war unmissverständlich:
Kann es sein, dass mein Futternapf leer ist? Vielleicht guckst du mal nach!
Müde stieg Hunter aus dem Bett, wobei er sich bemühte, die schlafenden Frauen nicht zu wecken. Dann zog er sich eine Jeans über, nahm sein Schwert, das an der Kommode lehnte, aus der Scheide und tapste barfuß in die Küche, gefolgt von der Katze.
Im Haus war es ruhig. Die beiden Frauen lebten in einer durchschnittlichen Gegend in einer durchschnittlichen Stadt in Nordminnesota und hatten sich einer recht durchschnittlichen Methode bedient, um es warm im Bett zu haben. Sie hatten sich nicht einmal gewundert, dass Hunter ein riesiges Schwert bei sich trug, ja, in der Bar letzte Nacht sogar Witze darüber gemacht, was wiederum dazu führte, dass er überhaupt hier landete.
Dieser Tage hatten die meisten Menschen Angst und trauten sich nur mit einem gewissen Alkoholpegel auf die Straßen. Immer häufiger kam es zu Dämonenangriffen, weshalb die Leute Hexen anheuerten, die ihre Häuser und Geschäfte mit Schutzzaubern versahen und ihnen Amulette gaben, die sie absichern sollten. Allerdings waren nur wenige Hexen mächtig genug, um Dämonen abzuwehren, wenn sie en masse auftraten.
Also blieben die Menschen möglichst viel zu Hause, tranken mehr als sonst und lachten lauter. Minnesota war ein ländlicher Bundesstaat, in dem ein Großteil der Bevölkerung vom Ackerbau lebte. Nur blieben die Böden in diesem Jahr zu lange gefroren, und Hunter hatte gehört, wie sich die Bauern beklagten, sie hätten die Saat nicht zeitig ausbringen können. Zudem war eine unbekannte Kornkäferart aufgetaucht, die alles wegfraß, was die Farmer anbauten.
Die beiden Frauen mussten gespürt haben, dass Hunter eine unglaubliche Lebensmagie besaß, denn sie ließen nicht locker, bis er endlich nachgab und sie nach Hause begleitete. Schließlich war es die Pflicht eines Unsterblichenkriegers, die Menschen zu beschützen. Und diese zwei hatten nicht nach Todesmagie gerochen. Sie waren keine Dämonenhuren, sondern freundliche junge Frauen, die gern Spaß mit Männern hatten.
Hunter fand das Katzenfutter in der Küche und schüttete eine großzügige Portion davon in den fast leeren Napf. Derweil rieb sich die Katze schnurrend an seinen Knöcheln, um Hunter zu verstehen zu geben, dass sie ihn den anderen menschlichen Männchen eindeutig vorzog, die hier aufkreuzten.
Schmunzelnd packte Hunter die Katzenfuttertüte wieder weg. Letzte Nacht hatte er als Spielzeug fungiert, was ihn nicht im Geringsten störte. Alle hatten ihren Spaß gehabt, und mehr verlangte er nicht. Vor langer Zeit einmal hatte er den Liebesakt mit Familie, Kindern und gemeinsamem Glück verbunden, doch schmerzliche Erfahrungen sorgten dafür, dass er solche Träume abgeschrieben hatte.
Er ging aus der Küche, um sich im restlichen Haus umzusehen, als ihn erneut ein tiefer, brennend magischer Schmerz überkam. Hunter biss die Zähne zusammen, umklammerte sein Schwert fester und wartete.
Schmatzend hob die Katze ihren Kopf. Sie miaute unsicher, wobei ihr kleine Futterbröckchen aus dem Maul fielen. Der leise Laut genügte, dass die gemütliche Küche plötzlich in Scherben zerfiel und Hunter von der Katze, dem
Weitere Kostenlose Bücher