Korvals Nemesis (German Edition)
wütenden Rufe wurden zu einem Hintergrundbrummeln und dann herrschte Stille, als ein dünner, glatzköpfiger Mann vortrat, kaum größer als Pat Rin.
»Josh Cruthers, Boss der Arcadja Alleys«, sagte er und sah sich um. »Schaut, Conrad hat recht – wir sind hier, um uns kennenzulernen, nicht um jemanden umzubringen …«
»Sie haben gegen den Mann in seinem eigenen Haus gezogen!«, rief jemand aus dem Hintergrund.
Josh Cruthers hob eine Hand. »Hört mich an! Hört mir einfach bis zum Ende zu; wenn es für euch keinen Sinn ergibt, nun, dann sind wir auch nicht schlimmer dran, oder?«
Zustimmendes Gemurmel erklang, und er fuhr fort.
»Also, ich denke an Folgendes: Mein Wagen wird diese beiden zurück zur Gough Street bringen und dort steigen sie aus – sodass wir sie nicht mehr zu Gesicht bekommen. Morgen präsentiert die Zeitung die Neuigkeit über das, was heute Abend hier passiert ist. Jeder soll wissen, dass Boss Jene und Boss Armhaut unserer Vereinigung nicht beitreten dürfen, weil sie eine Waffe gegen Conrad gezogen haben, und das in seinem eigenen Haus, während wir alle seiner Einladung hierher gefolgt waren. Keiner von uns will etwas mit ihnen zu tun haben – entsprechend werden die Gough- und Conklin-Gebiete keine Hilfe in Bezug auf Kliniken, Schullehrer, Gärten oder sonst etwas erhalten – nicht, ehe sie Bosse bekommen haben, die erkennen, dass es einen besseren Weg gibt, um Dinge zu erledigen …«
Pat Rin hörte Penn Kalhoon sagen: »Sie werden nicht eine Woche überleben!« Dazu gab es einen Chor der Zustimmung.
Bei sich dachte er, dass die beiden abtrünnigen Bosse schon sehr gut sein müssten, um eine Woche zu überleben, aber der Ausgleich war nun einmal nicht immer präzise.
Pat Rin neigte seinen Kopf.
»Da Boss Cruther seinen Wagen ausleiht und Mr. McFarland die beiden eskortieren wird, denke ich, dass wir unsere Party fortsetzen können. Bitte – bringt sie fort!«
Er sah sich im Raum um, erinnerte sich daran zu lächeln und machte sich daran, für die Entspannung seiner Gäste zu sorgen, wie es seine Pflicht als Gastgeber war.
»Entschuldigung für diese Störung«, sagte er zu allen. »Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Buffet richten, auf dem es noch viele Köstlichkeiten zu entdecken gilt. Bitte, meine Freunde, amüsieren Sie sich!«
Tag 51,
Standardjahr 1393,
Aufbruch von Lytaxin
• • • • •
Daav war vor langer Zeit und viele Welten entfernt im Zelt eines Experten Geduld beigebracht worden, aber er hatte nie gelernt, dabei auch noch Freude zu empfinden.
Daher wartet er geduldig mit seinem kleinen Gepäck am Landefeld. Dieses enthielt Dinge, von denen andere meinten, dass er ihrer notwendig bedürfe. Ehe er Erobs Haus verlassen hatte, war die junge Alys Tiazan mit einer Dose Tee zu ihm gekommen, zusammen mit einer Überraschung: einem Foto von Val Con und Miri, aufgenommen, so Alys, während jener Nacht, in der Miri in die Familie aufgenommen worden war. Miris Gesichtsausdruck war würdevoll und am Rande zur Grimmigkeit, wie sie da in voller Konzentration stand, als ob ihr Abendkleid eine besonders unbehagliche Uniform sei. Val Con wirkte entspannter, wie ein Scout sich nun einmal verhielt, ohne Gesichtsausdruck und ohne etwas preiszugeben.
Daav dankte dem Kind für das Geschenk und wurde dafür mit einem bezaubernden Lächeln sowie einer Verbeugung belohnt, die in ihrer Komplexität so akkurat war, dass er dachte, sie müsse sie stundenlang geprobt haben – die Verbeugung vor den Eltern des höchst bewunderten Mentors.
Anstatt nun zu eilen – was nicht geduldig gewesen wäre – oder den angebotenen Beobachtersitz im provisorischen neuen Tower einzunehmen, was ihn sicherlich auf die eine oder andere Art abgelenkt hätte, stand Daav mit einem kleinen Rucksack auf einem Hügel am Landefeld und sah sich den Truax Liftmaster Plus an, die Clutch-Turtle-Version eines planetaren Shuttles.
Der Rucksack war, wie er wohl wusste, nicht ausreichend. Er war sogar gefährlich inadäquat. Abgesehen von den Geschenken und einigen Toilettenartikeln hatte er etwas Kleidung eingepackt, ein Aufnahmegerät und zusätzliche Munition.
»Daav, hör auf, dir Sorgen zu machen«, murmelte eine Stimme in sein Ohr.
»Du kannst das leicht sagen«, erwiderte er und starrte auf den Rucksack, als würde er dessen Inhalt durch puren Willen in die richtige und benötigte Ausrüstung verwandeln können – und in ein Team von Spezialisten dazu. »Ich
Weitere Kostenlose Bücher