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Kurtisanen leben gefährlich

Kurtisanen leben gefährlich

Titel: Kurtisanen leben gefährlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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schönen Frauen in ihren reinen, weißen Kleidern, die durch ihre Kunstfertigkeit mit Pinsel und Farbe Magie wirken konnten. Niemals wäre es uns damals in den Sinn gekommen, dass diese Frauen skrupellose Ränkeschmiedinnen waren, die durch ihre Fähigkeit, in die Zukunft zu sehen und Ereignisse durch ihre Bilder eintreten zu lassen, die Menschen um sich herum manipulierten. Die Mächtigsten unter ihnen waren fähig, einen Widersacher durch einige Pinselstriche zu töten und so grenzte es kaum an ein Wunder, dass die Malerhexen in ganz Terrano gefürchtet wurden.
    Und nun war ich selbst zum Ziel einer solchen Frau geworden und musste nicht mehr nur um mich allein fürchten, sondern auch um das Leben meiner Schwester.
    Sicher, noch mochte Alesia keine allzu große Bedrohung darstellen, aber was wäre, wenn sie unter dem Schutz einer Meisterin stünde? Einer Meisterin wie der großen Beatrice Santi? Keine andere der Malerhexen kam dieser Frau gleich und ich wusste, dass sie zu Alesias Familie gehörte, wenn auch nur entfernt. Was läge für Alesia näher, als eine solche Verwandte um Hilfe zu bitten?
    In meine Gedanken versunken und in die Auslagen eines toregischen Händlerwagens vertieft, der am Rande des Marktplatzes seine Kundschaft mit allerlei skurrilen Waren anlockte, bemerkte ich den Aufruhr in der Menge erst, als mich ein harter Aufprall traf, der mich das Gleichgewicht verlieren ließ. Erschrocken stürzte ich zu Boden, eben noch das erstaunte Gesicht des charmanten Toregen vor Augen, der es verstanden hatte, zu jeder seiner Waren eine amüsante Geschichte zum Besten zu geben. Eine dunkel gekleidete Gestalt huschte an mir vorüber und zog eine schimpfende Menschentraube hinter sich her.
    Dies gehörte eindeutig zu den Freuden des einfachen Lebens, auf die ich gerne zu verzichten bereit war – Diebe, Straßenschmutz und wütende Menschenmengen, die nach Rache dürsteten.
    Nachdem der Mob vorübergezogen war, wollte ich mich auf wackligen Beinen erheben und machte wenig erfolgreiche Anstalten, den Staub, der helle Flecken auf dem dunklen Stoff hinterlassen hatte, von meinem Rock zu klopfen.
    Auf diese Weise beschäftigt, bemerkte ich nicht sofort, dass ein Schatten auf mich gefallen war, der die Sonne verdeckte. Fragend blickte ich auf, als sich der Schatten nicht weiterbewegte, und sah mich einem edel gekleideten Mann gegenüber, der mich besorgt musterte.
    Er beugte sich zu mir hinab und hielt mir seine Hand entgegen, die ich dankbar annahm. Unsicher kam ich auf die Füße, bemüht, ihm dabei keinen allzu genauen Blick auf mein Gesicht zu gewähren.
    »Habt Ihr Euch verletzt, Signorina? Euer Sturz sah böse aus.«
    Ich versuchte, mich möglichst wie ein einfaches, scheues Mädchen zu verhalten, was mich mangels Gewohnheit passenderweise recht unbeholfen wirken ließ. Mit etwas Glück würde mein Helfer annehmen, dass mich die Begegnung mit einem Mann von edlem Stande vollkommen eingeschüchtert hatte. Also richtete ich meine Augen bescheiden zu Boden und murmelte mit verhaltener Stimme eine Antwort.
    »Nein, Signore. Es geht mir gut. Danke, dass Ihr mir geholfen habt.«
    Ich hoffte inständig, dass er es dabei bewenden lassen würde, doch der fremde Edelmann gehörte eindeutig zu der hartnäckigen Sorte. Er schien ganz und gar nicht gewillt, mich einfach meiner Wege ziehen zu lassen.
    »Ein solch hübsches Mädchen sollte sich nicht alleine am Hafen aufhalten. Zu viele raue Gesellen treiben sich hier herum und könnten Gefallen an Euch finden. Es wird besser sein, wenn ich Euch nach Hause begleite, damit keiner von ihnen auf dumme Gedanken kommt.«
    Ich konnte nur knapp einen protestierenden Laut unterdrücken und bemühte mich, nicht die Fassung zu verlieren und mir nichts von meinen Gefühlen anmerken zu lassen. Innerlich verfluchte ich mich für meinen kleinen Ausflug in die Freiheit und meine Dummheit, denn nun musste ich wohl oder übel die Folgen dafür tragen. Fieberhaft suchte ich nach einem Weg, dieser unerwarteten Situation zu entrinnen.
    »Ich danke Euch, Signore, aber Ihr müsst Euch wegen mir nicht sorgen. Ich bin bisher immer alleine zurechtgekommen und kenne mich hier sehr gut aus.«
    Der Fremde lachte laut auf. Seine Stimme war nicht unangenehm und ich fragte mich, ob wir uns schon einmal begegnet waren. Ich kannte die meisten Adeligen, die sich in Porto di Fortuna aufhielten und dieser Mann musste, nach seinem Erscheinungsbild zu urteilen, einer von ihnen sein. Oder er gehörte zu den

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