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Kurtisanen leben gefährlich

Kurtisanen leben gefährlich

Titel: Kurtisanen leben gefährlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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reichen Kaufleuten, die verzweifelt den Adel imitierten, was mir noch wahrscheinlicher erschien.
    Unter dem schützenden Schleier meines Haares verborgen, musterte ich ihn ein wenig genauer. Schwarzes Haar glänzte im Sonnenlicht und bildete einen blendenden Kontrast zu den grünen Augen, die mich mit ihrem lebendigen Funkeln beobachteten. Seine Haut war von der Sonne gebräunt, wie bei jemandem, der sich häufig im Freien aufhielt. Doch etwas Helles durchbrach die dunkle Farbe, zog meinen Blick an. Ich vermochte es nicht mehr, ein erschrockenes Keuchen zu ersticken, bevor es mir über die Lippen drang. Eine lange Narbe zog sich auf seiner glatt rasierten Wange von seinem rechten Auge hinab, bis zu seinen Lippen und entstellte sein ansonsten attraktiv wirkendes Äußeres.
    Er bemerkte meine Reaktion und seine Züge wurden ernst. Das Lachen verstummte. Ein grausamer Zug bildete sich um seine Lippen und seine Augen erschienen mir mit einem Mal so kalt und hart wie Stein.
    »Erschreckt Euch mein Gesicht, Signorina? Viele Menschen reagieren so, wenn sie mich ansehen. Fürchtet Ihr dabei um Eure eigene Schönheit oder habt ihr Mitleid mit einem armen Gezeichneten wie mir?«
    Sein kurzes Auflachen klang bitter und unheimlich, so als würde er sich insgeheim über die ganze Welt lustig machen. Etwas an diesem Mann beunruhigte mich zutiefst, auch wenn es keinen sichtbaren Grund dafür gab. Ich hatte das Bedürfnis zu fliehen, aber dennoch verharrte ich für eine letzte Antwort.
    »Ich fürchte nicht um mich, Signore. Ich habe es nur nicht erwartet. Es tut mir leid, wenn ich Euch damit verletzt habe. Bitte entschuldigt mich, ich habe noch einiges zu erledigen.«
    Mit diesen Worten drehte ich mich um und lief die Straße hinab, zwang mich eisern, nicht zurückzublicken. Ich kämpfte gegen die Versuchung an, zu laufen, so schnell ich konnte und bewegte mich dabei weiter zum Hafen hin. Beinahe konnte ich seinen Blick noch in meinem Rücken spüren und ein Schauer kroch über meine Arme. Wer mochte dieser Mann sein?
    Ich war noch nicht weit gekommen und fühlte mich immer noch unbehaglich, als ich aus den Augenwinkeln beobachtete, wie sich eine aufgeregte Menschenmenge am Hafen versammelte und laut aufeinander einredete. Neugierig trat ich näher heran und versuchte, einen Blick auf das zu erhaschen, was die Aufmerksamkeit der Menschen beanspruchte.
    Nachdem ich mich durch die Menge hindurch bis zum Pier geschlängelt hatte, war es nicht schwer, die Ursache für den Aufruhr ausfindig zu machen. Ein Schiff von außergewöhnlicher Bauart war dort vertäut und schaukelte sanft auf den Wellen auf und ab. Noch nie zuvor hatte ich ein solches Kunstwerk erblickt und so verstand ich die Aufregung der Versammelten.
    Dunkel schimmerndes Holz war für den Bau des Schiffes verwendet worden und feine goldene Muster, die an eine Schrift erinnerten, zogen sich darüber. Es glich einem Vogel, dessen Kopf, Flügel und Schwanzfedern aus Gold nachgebildet worden waren. Die Segel wiesen kräftige, leuchtende Farben auf und flatterten in der leichten Sommerbrise. Ich überlegte noch, wer wohl einen solchen Reichtum besitzen mochte, um sein Schiff auf diese Weise ausstatten zu lassen, als eine Planke heruntergelassen wurde.
    Kräftige Männer mit dunkler Haut und in fremdartigen, farbenfrohen Kleidern traten in mein Blickfeld. Auch sie waren mit Gold geschmückt und trugen eine ebenso goldene Sänfte, die über und über mit funkelnden Edelsteinen besetzt war. Die leichten, grünen Vorhänge der Sänfte waren geschlossen, sodass man nur erahnen konnte, dass jemand darin sitzen musste und dass dieser Jemand von hohem Stande war.
    Ich verfolgte das Schauspiel nachdenklich, während die Menschen um mich herum mit offenen Mündern dastanden und vor Ehrfurcht nahezu erstarrt waren. Die Männer trugen die Sänfte, an der bei jedem Schritt helle Glöckchen ihre eigene Melodie spielten, über die Planke hinab und zogen mit teilnahmslosen Gesichtern davon. Ihr Weg führte sie hinauf nach Il Diamante, dem Teil der Stadt, in dem der Adel Porto di Fortunas beheimatet war.
    Allmählich lichtete sich der Menschenauflauf am Hafen und ich stand noch für eine Weile unschlüssig auf meinem Platz, bis ich mich ebenfalls abwandte. Der Tag hatte mir genügend Aufregung geboten und Müdigkeit kroch in meine Glieder und machte sie träge. Ich entschloss mich dazu, nun doch besser den Weg nach Hause anzutreten und dachte dabei über die Erlebnisse nach, die mein Ausflug in

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