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Lauf, wenn es dunkel wird

Lauf, wenn es dunkel wird

Titel: Lauf, wenn es dunkel wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: April Henry
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Griffin das leise Brummen - er hatte nicht einmal Zeit gehabt, den Motor abzustellen. Er richtete sich auf, streckte sich nach vorne und drehte schnell den Schlüssel um.
    »Tut mir leid«, sagte er in die plötzliche Stille hinein. »Lass uns darüber reden. Aber du musst mir versprechen, dass du nicht mehr versuchst, mich umzubringen.«
    »Versprochen.« Sie nickte, schaute ihm dabei aber nicht in die Augen. Griffin ging davon aus, dass sie wahrscheinlich log. Wenn er in ihrer Lage wäre, würde er es zumindest tun.
    Er atmete aus. »Du bist nur aus Versehen hier. Ich wollte bloß das Auto, nicht dich. Ich habe nicht mal gewusst, dass du im Auto bist.«
    »Dann lass mich gehen.« Ihre Stimme war leise und heiser. Sie atmete ein und hustete, es hörte sich tief und schmerzhaft an. Den Kopf hatte sie zwar noch immer weggedreht, aber ein paar kleine Spucketropfen landeten trotzdem auf Griffin. Als sie weitersprechen konnte, flüsterte sie. »Bitte, bitte, lass mich gehen. Ich verrate auch nichts.«
    So blöd war nicht einmal Griffin. »Tut mir leid, aber du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dir das abnehme? Bis spätestens heute Abend hätte jeder Bulle meine Beschreibung und die würde dann außerdem noch über jeden Radiosender der Stadt rausgehen.«
    Über ihr Gesicht huschte ein seltsamer Ausdruck, fast der Anflug eines Lächelns. Draußen im Kalten tickte der Motor, während er abkühlte. »Aber ich werde ihnen nichts erzählen können. Hast du nicht gemerkt, dass ich blind bin?«
    Blind? Griffin starrte auf ihre dunklen Augen. Er hatte geglaubt, sie hätte ihn nicht richtig angesehen, weil sie nach Hilfe Ausschau hielt oder nach einer Fluchtmöglichkeit, und weil sie ihre Lage abschätzte.
    »Bist du wirklich blind?«
    »Mein Stock liegt auf dem Boden.«
    Obwohl er sich noch immer fragte, ob sie ihn austricksen wollte, schaute er auf den Boden. Hinter dem Fahrersitz lag neben einer kleinen schwarzen Handtasche zusammengefaltet der Blindenstock.
    Was wohl passieren würde, wenn er machte, was sie wollte? Er könnte sie rauslassen. Ihr vielleicht den Stock geben, oder vielleicht auch nicht. Schließlich war sie gut darin, herankommende Autos frühzeitig zu erkennen, und außerdem waren ohnehin nur wenige Autos unterwegs. Sie würde nicht überfahren werden, vielmehr würde sie das nächste vorbeikommende Auto anhalten. Und sobald jemand angehalten hätte, würde es nicht lange dauern, bis die Polizei da wäre. Der nagelneue Escalade war nicht gerade leicht zu übersehen. Was, wenn hier jemand nur ein oder zwei Minuten, nachdem er sie hatte gehen lassen, vorbeikam? Er war dreißig Meilen von zu Hause weg, dreißig Meilen von seinem Versteck für das Auto. Man würde ihn viel zu leicht finden. Und danach, noch immer der gleiche Albtraum. Sie alle weggesperrt - für immer und ewig.
    Nein. Besser er hielt das Mädchen noch eine Weile fest. Besser er fragte Roy, was sie tun sollten, auch wenn der alles andere als begeistert sein würde, dass Griffin Ärger mit nach Hause brachte. Aber besser den Ärger mit nach Hause bringen, als ihn hier draußen lassen, wo er jeden Moment explodieren und sie alle mit sich reißen könnte. Außerdem hatte Griffin inzwischen eine Idee. Heute Abend, wenn es dunkel geworden war, könnte er das Mädchen zu irgendeinem verlassenen Flecken bringen, sie rauslassen und dann wieder wegfahren. Sie irgendwo absetzen, wo es Stunden dauern würde, bis jemand sie fand. Genau so, wie sie es gewollt hatte, nur mit einer wesentlich geringeren Wahrscheinlichkeit, dass sie ihn schnappen würden. Aber nicht hier. Nicht jetzt. Nicht am helllichten Tag. Nicht wenn jeden Moment ein Auto vorbeifahren konnte.
    Als würde der Gedanke Wirklichkeit werden, hörte er von Weitem ein Auto. Ein Auto, das näher kam.
    »Ich kann dich nicht gehen lassen«, sagte er und wollte »noch nicht« hinzufügen. Aber bevor Griffin ein weiteres Wort sagen konnte, ging sie wieder auf ihn los, öffnete den Mund, um zu schreien. Was sollte er jetzt tun? Plötzlich hatte er einen Einfall. Er wusste nicht, ob es funktionieren würde, aber er musste es versuchen. Verzweifelt tastete er über den Beifahrersitz, bis sich seine Finger um den Gegenstand schlossen, den er brauchte.
    Griffin drückte den Zylinder gegen ihre Schläfe.
    »Einen Ton und ich erschieß dich!«

 
Allen Grund zu lügen
    Cheyenne erstarrte, als sie das kalte Metall spürte. Sie wusste, dass er es ernst meinte. Er hörte sich wütend an und unbeherrscht,

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