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Lauf, wenn es dunkel wird

Lauf, wenn es dunkel wird

Titel: Lauf, wenn es dunkel wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: April Henry
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möglich. Es landete in einem Brombeergestrüpp. Zu spät fiel ihm ein, dass seine Fingerabdrücke darauf waren. Er hatte die Handschuhe ausgezogen, als er das Mädchen gefesselt hatte, und dann hatte er versäumt, sie wieder anzuziehen. Er fluchte leise. Blöd, blöd, blöd. Er war wirklich genauso dämlich, wie Roy immer sagte. Warum konnte er Sachen nie zu Ende denken? Er fühlte, wie sein Blut gegen die Schläfen hämmerte. Alles war in Ordnung, versuchte er sich einzureden. Das Handy würde jahrelang keiner finden.
    Er fuhr zurück auf die Straße.
    An einer Abzweigung bog er in einen Schleichweg ein, der sich durch Felder schlängelte. Hier stand ein Haus meilenweit vom nächsten entfernt. Griffin holte eine Zigarette aus seiner Brusttasche und knipste das Feuerzeug an.
    »Du wirst nicht im Auto meiner Stiefmutter rauchen!«
    »Was?« Einerseits fand er es lustig, aber es machte ihn auch wütend. Begriff sie nicht, wer jetzt das Sagen hatte?
    »Erstens bin ich krank. Ich kann ja so schon kaum atmen. Und zweitens wird meine Stiefmutter dich umbringen, wenn du ihr das Auto verpestest.«
    Griffin schnaubte. Aber dann nahm er die Zigarette aus dem Mund und steckte sie zusammen mit dem Feuerzeug in seine Brusttasche zurück.
    Im Auto war es eine Weile vollkommen still. Nur das schwere Atmen des Mädchens war zu hören.
    Nach einer guten Viertelstunde kam ihnen ein Auto entgegen, Griffin wurde nervös, als es näher kam. Würde das Mädchen versuchen sich bemerkbar zu machen, vielleicht ihre Füße gegen die Scheibe drücken oder sich hochziehen, damit man ihr Gesicht sehen konnte? Er beobachtete sie im Rückspiegel, sah, wie sich ihr Gesicht anspannte, und wusste, dass sie sich ihre Chancen ausrechnete, genauso wie er es an ihrer Stelle getan hätte. Aber es gab kaum welche. Das Auto fuhr ohne Zwischenfall an ihnen vorbei. Der Fahrer war ein älterer Mann, der gerade telefonierte. Griffin bezweifelte, dass er den Escalade überhaupt bemerkt hatte.
    Ihre Stimme, die unter der Decke hervorkam, ließ ihn zusammenfahren. »Wie heißt du?«
    »Was? Ist das dein Ernst? Glaubst du wirklich, das verrate ich dir?« Im Gegenzug fragte er: »Wie heißt du?« Ganz kurz überlegte er, wie es für sie sein musste. Blind zu sein. Als wäre man in einer Geisterbahn im Freizeitpark, wo plötzlich Skelette vor einem auftauchen oder Geister hinter einem hergleiten, und man weiß nur, dass sie da sind, weil sie einem in die Ohren heulen.
    »Ich heiße Cheyenne«, sagte sie leise. »Cheyenne Wilder.«
    »Warum haben deine Eltern dich Cheyenne genannt?«, fragte Griffin, während er an zwei Pferden vorbeifuhr, die frei herumliefen - eines braun und eines schwarz. Seine Augen folgten ihnen einen Moment. »Ist das nicht ein Indianerstamm?«
    »Ich bin zu einem Zweiunddreißigstel Indianerin. Aber das ist so wenig, dass es keine Rolle spielt.«
    Hohe Wangenknochen, dunkle Haare, dunkle Augen - er konnte es erkennen. Seine Panik hatte sich etwas gelegt. »Wie alt bist du?«, fragte er. Es war schwer einzuschätzen. Vierzehn? Achtzehn? Sie war kleiner als er, vielleicht 1,60, und ungeschminkt, aber sie wirkte sehr selbstsicher. Vielleicht musste man schnell erwachsen werden, wenn man blind war.
    »Sechzehn.«
    »Wieso bist du blind?«
    Statt zu antworten, rutschte Cheyenne hin und her und wechselte das Thema. »Wo bringst du mich hin?«
    Er schüttelte seinen Kopf, dann fiel ihm ein, dass sie ihn nicht sehen konnte. »Kann ich dir nicht sagen.«
    »Okay, also dann: Wie lange brauchen wir noch?«
    »Wirst du schon sehen.« Plötzlich war da eine merkwürdige Erinnerung: irgendwelche Ferien mit seinen Eltern. Sein Vater fuhr den ganzen Weg und starrte stur auf die Straße. Er antwortete auch nicht auf Griffins Fragen. Seine Mom drehte sich auf ihrem Sitz zu ihm um, sprach mit ihm, steckte ihm kleine Snacks zu. Sie hatten Spiele gespielt, zum Beispiel versuchten sie, so viele verschiedene Nummernschilder zu finden wie möglich, oder sie hatten für jeden Buchstaben im Alphabet ein Tier gesucht. Affe, Bär, Clownfisch ... Griffin hatte schon ewig nicht mehr an diese Fahrt gedacht.
    Er schaute wieder nach hinten zu Cheyenne. Ihre Augen waren zwar offen, aber auf nichts fokussiert, was ein bisschen irre aussah. Es erinnerte ihn an Partys, auf denen die Leute so zugedröhnt oder betrunken waren, dass sie sich in ihrer eigenen Welt verloren. Seltsam, wie er sie anschauen konnte, ohne dass sie es bemerkte.
    Während er Cheyenne beobachtete, fing sie

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