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Leviathan - Die geheime Mission

Leviathan - Die geheime Mission

Titel: Leviathan - Die geheime Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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erreichten, bestand Aleks vorrangige Sorge darin, im Dunkeln nicht zu stolpern. Der Mond war nicht einmal halb voll, und der Jagdforst, der zu dem Anwesen gehörte, streckte sich wie ein schwarzer See im Tal aus. Zu dieser Stunde der Nacht konnte man selbst die Lichter von Prag kaum erahnen.
    Dann sah Alek den Läufer und ihm entfuhr ein leiser Schrei. Er war höher als die Stallungen und die beiden Metallfüße waren tief in den Boden der Pferdekoppel eingesunken. Wie er da in der Düsternis kauerte, erinnerte der Läufer an eines dieser Darwinisten-Monster.
    Das war kein Übungsgerät! Es war eine richtige Kriegsmaschine, ein Zyklop-Sturmläufer. Am Bauch war eine Kanone montiert, und die Stummelnasen zweier Spandau-Maschinengewehre ragten aus dem Kopf, der die Größe einer Räucherkammer hatte.
    Vor der heutigen Nacht hatte Alek nur unbewaffnete Kleinläufer und vierbeinige Übungskorvetten gelenkt. Obwohl er bald seinen sechzehnten Geburtstag hatte, bestand Mutter stets darauf, dass er noch zu jung für Kriegsmaschinen sei.

    »Heimlicher Aufbruch.«

    » Den soll ich steuern?« Alek hörte, wie seine Stimme brach. »Mein alter Kleinläufer reicht ihm nicht einmal bis ans Knie.«
    Otto Klopp schlug ihm mit der behandschuhten Hand kräftig auf die Schulter. »Keine Sorge, junger Mozart. Ich bin ja dabei.«
    Graf Volger rief zu der Maschine hinauf. Die Motoren erwachten zum Leben und der Boden bebte unter Aleks Füßen. Mondlicht glänzte zitternd auf dem nassen Laub der Tarnnetze, die über den Sturmläufer geworfen waren, und im Stall begannen Pferde nervös zu wiehern.
    Die Bauchluke schwang auf, eine Strickleiter wurde heruntergelassen und entrollte sich im Fallen.
    Graf Volger ergriff sie und setzte einen Fuß auf die unterste Sprosse, damit sie nicht mehr schwang. »Junger Herr, wenn ich bitten darf.«
    Alek starrte hinauf zu der Maschine. Er versuchte sich vorzustellen, wie er dieses Ungetüm durch die Dunkelheit lenkte, Bäume und Gebäude zertrampelte und alles sonst, was ihm unglücklicherweise in den Weg geriet.
    Otto Klopp beugte sich vor. »Ihr Vater, der Erzherzog, will uns beide damit fordern. Er will, dass Sie in der Gardekavallerie jede Maschine steuern können, sogar mitten in der Nacht.«
    Alek schluckte. Vater sagte immer, alle müssten vorbereitet sein, denn am Horizont zeichnete sich Krieg ab. Und es wirkte durchaus vernünftig, mit der Ausbildung anzufangen, während Mutter nicht daheim war.
Wenn Alek mit dem Läufer einen Unfall baute, wären die schlimmsten Schrammen bereits verheilt, bevor Prinzessin Sophie heimkehrte.
    Trotzdem zögerte Alek. Die Bauchluke der dröhnenden Maschine erinnerte an das Maul eines riesigen Raubtiers, das sich zum Fressen herunterbeugt.
    »Sicherlich können wir Sie nicht zwingen, Durchlaucht«, sagte Graf Volger und in seiner Stimme schwang Belustigung mit. »Wir können Ihrem Vater ja sagen, dass Sie zu große Angst hatten.«
    »Ich habe keine Angst.« Alek packte die Leiter und zog sich nach oben. Die gezahnten Sprossen griffen in seine Handschuhe, während Alek an den unter dem Bauch angebrachten Stacheln vorbeikletterte, die ein Entern verhindern sollten. Er kroch durch das dunkle Maul in die Maschine, wo ihm der Geruch von Kerosin und Schweiß in die Nase stieg. Den zitternden Rhythmus der Motoren spürte er bis in die Knochen.
    »Willkommen an Bord, Euer Hoheit«, sagte jemand. Zwei Männer mit glitzernden Stahlhelmen saßen in der Schützenkanzel. Die Besatzung eines Sturmläufers bestand aus fünf Mann, erinnerte sich Alek. Dies war kein mickriger Drei-Mann-Kleinläufer. Beinahe hätte er vergessen, ihr Salutieren zu erwidern.
    Graf Volger folgte direkt hinter ihm die Leiter hinauf, daher stieg Alek weiter in die Kommandokanzel. Er nahm den Platz des Piloten ein und schnallte sich an, während Klopp und Volger hereinkamen.

    Dann legte er die Hände auf die Schreiter und spürte die vibrierende Kraft der Maschine in den Fingern. Es war schon ein eigenartiger Gedanke, dass man mit diesen beiden Hebeln die riesigen Metallbeine des Läufers steuern konnte.
    »Sicht auf höchste Stufe«, sagte Klopp und kurbelte den Sehschlitz so weit auf wie möglich. Kalte Nachtluft wehte in die Kanzel des Sturmläufers und das Mondlicht fiel auf ein Dutzend Schalter und Hebel.
    Die vierbeinige Korvette, die Alek vor einem Monat gesteuert hatte, hatte lediglich über die Schreit-Steuerung, eine Treibstoffanzeige und einen Kompass verfügt. Aber jetzt waren vor ihm

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