Liaden 3: Gestrandet auf Vandar
entspannt und strotzend vor Energie gewirkt. Die Spielfreude des gesamten Trios war unübersehbar; alle sangen oder musizierten voller Leidenschaft und Verve.
Ohne Vorwarnung und ungebeten blendete sich die Schleife wieder ein, ausgerechnet während sig’Alda halblaut seine Formel vor sich hin betete: Logik, Sachlichkeit, Unanfechtbarkeit, Erfolg …
Die Wahrscheinlichkeit, dass yos’Pheliums Verhaltensweise nicht die eines auf einer Mission befindlichen Agenten widerspiegelte, lag bei 82 Prozent. Sig’Alda grübelte weiter. Jemand, der ohne ein Raumschiff auf einer von Barbaren bevölkerten Welt festsaß, konnte sehr leicht die Hoffnung auf Rettung aufgeben; weil ihm nichts anderes übrig blieb, versuchte er dann, sich den Umständen anzupassen, und verwandte all seine Kraft und Dynamik darauf, sich ein neues, möglichst erfolgreiches Leben aufzubauen … Ihn fröstelte, einerseits wegen der Kälte, die in die Halle kroch, seit das Publikum sich nach und nach ins Freie begeben hatte, zum anderen machte ihn allein die Vorstellung schaudern, wie ein Bürger von Liad auf diesem hinterwäldlerischen Planeten sein Dasein fristen konnte.
Natürlich durfte er bei seinen Betrachtungen nicht die Möglichkeit außer Acht lassen, dass yos’Pheliums Gesichtsnarbe – und der Bericht über den Vorfall, bei dem er sich die Verwundung zugezogen hatte, stammte obendrein von einem betrunkenen Subalternen der Juntavas – nur der äußerlich sichtbare Teil einer schweren und vielleicht den Verstand beeinträchtigenden Kopfverletzung war. Unter Umständen genügte eine medizinische Behandlung durch einen Liaden-Arzt, um den scheinbar abtrünnigen Agenten wieder auf Linie zu bringen.
Endlich gestatteten die Fans es dem Trio, die Bühne zu verlassen; doch die drei waren von ihren einheimischen Bewunderern so dicht umringt, dass sig’Alda sich entschloss, sich einfach an das Ende der Schlange zu hängen und den Leuten zu folgen. Irgendwann würde sich schon eine Gelegenheit bieten, sich yos’Phelium zu nähern.
Als sei dieser Gedanke der Auslöser gewesen, trat tatsächlich etwas Unvorhergesehenes ein. Die Söldnerin löste sich aus der Gruppe. Wenn es ihm gelang, die Frau abzufangen, sie vielleicht sogar auszuschalten, stünden seine Chancen für eine erfolgreiche Durchführung seiner Mission mit Sicherheit höher. Er zögerte einen Augenblick lang und sah, dass die Fans sich gleich nach dem Ausscheren dieser Terranerin wieder um yos’Phelium und diesen einheimischen Musiker scharten.
Mit Zustimmung der Schleife setzte sich sig’Alda in Bewegung.
Vandar
Winterjahrmarkt
N och ein Auftritt?«, stöhnte Miri, während sie sich, eingezwängt von ihren Bewunderern, durch den Mittelgang schoben. »Ist die Frau übergeschnappt?«
Val Con grinste und strich sich die Haarsträhne aus der Stirn. »Wenigstens haben wir ein, zwei Stunden, um uns vorzubereiten und auszuruhen.«
»Na ja, ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich fühle mich so aufgekratzt, dass ich nicht mal dann schlafen könnte, wenn du mir einen Ziegelstein über den Kopf haust.«
»Das kommt von der Adrenalinausschüttung«, erklärte er. »Du hast das Letzte aus dir rausgeholt und mit voller Leidenschaft gespielt und gesungen. Danach dauert es immer eine Weile, bis der Körper zur Ruhe kommt.«
»Du hast sicher recht.« Sie hielt inne und richtete den Blick auf den Ausgang, dessen doppelter Vorhang im Wind knatterte. »Weißt du was, Boss? Ich denke, ich mache jetzt einen Spaziergang, um mich abzureagieren. Sag Hakan, ich sei in ungefähr zehn Minuten zurück, okay?«
»Okay«, erwiderte er und drückte ihre Hand. Er wandte sich kurz um, um nach Hakan Ausschau zu halten, und als er sich wieder umdrehte, sah er mit gelindem Unbehagen, wie Miri in die Menschenmenge eintauchte.
Die Terranerin war stehen geblieben und richtete ihr Augenmerk ganz offensichtlich auf die primitive Sendestation und den Zug, in dem sie untergebracht war. Tyl Von sig’Alda hielt sich in sicherer Entfernung, um nicht entdeckt zu werden, unangenehm nahe an einem qualmenden Kohlebecken, beobachtete die Frau und dachte nach.
Die Schleife riet ihm, sich ihr direkt zu nähern, und gab mit einer Wahrscheinlichkeit von 99 Prozent an, dass sie derzeit nicht unter Drogen stand. Und die musikalische Vorstellung, die sie gerade gegeben hatte, wäre unter dem Einfluss dieser benebelnden Substanz niemals möglich gewesen. Sig’Alda ging auf sie zu.
Als er die Frau erreichte, drehte
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