Nele auf dem Ponyhof - Nele ; [2]
Das erste Kapitel
beginnt unerwartet nassjagt allen auf
Burg Kuckuckstein einen ziemlichen Schrecken ein
verpatzt Nele den erhofften Badespaß gründlich
und alles nur aus einem einzigen Grund
Es regnet Hunde und Katzen!
Schon den ganzen Morgen schüttete es wie aus Eimern.
»Es regnet Hunde und Katzen«, sagte Großonkel Edward zu so einem Wetter immer. Er musste es wissen, denn er stammte schließlich aus Schottland. Dort war es auch immer sehr nass.
Nele öffnete ihr Zimmerfenster und steckte den Kopf missmutig hinaus. »Gemein«, meckerte sie mit den Regentropfen. »Ihr seid ja so gemein! Könnt ihr nicht anderen Leuten auf den Kopf tropfen?«
Schließlich war der erste Ferientag.
Nele hatte fest vorgehabt, mit ihrer Freundin Tanne im Waldsee schwimmen zu gehen. Ihr Badeanzug war nämlich superschick – knallgrün, mit gelben und roten Fröschen darauf. Deutlich sichtbar lag er auf ihrem Schreibtisch und verdeckte das Zeugnis, das sie gestern von ihrer Klassenlehrerin Frau Kussmund bekommen hatte. Es war richtig gut, obwohl sie neu an der Fichte-Schule war. Selbst ihr großer Bruder David musste das zugeben. Und der hatte sonst immer was zu stänkern. Er wäre dieses Schuljahr beinahe sitzen geblieben – wegen Englisch. Zusammen mit seinem besten Freund war er gleich nach dem Frühstück in ein Ferienlager abgedüst. Mit Englischnachhilfe! Nele kicherte. Geschah ihm ganz recht.
Nele hatte in ihrem schlechtesten Fach Mathe sogar knapp eine Zwei ergattert. Dafür hatte sie rund um die Uhr gebüffelt und dreimal das Handball-Training sausen lassen. Zur Belohnung hatte Mama ihr den Badeanzug gekauft. So einen tollen besaß niemand in ihrer Klasse, nicht einmal ihre Erzfeindin Josefine. Und die war so eine richtige Klamottentussi.
Aber nun schien es, als würden ihre Pläne buchstäblich ins Wasser fallen. Sie seufzte betrübt.
Unten im Burghof, auf den alten Steinen, hatten sich bereits riesige Pfützen gebildet. Wie kleine Seen sahen sie aus. Normalerweise hätte Nele das lustig gefunden. Oder wäre sogar barfuß darin herumgepatscht.
Aber nicht heute.
Heute wollte sie viel lieber mit Tanne hinunter zum Waldsee radeln, mit Tannes süßem Hund Otto um die Wette schwimmen und den leckeren Marmorkuchen mampfen, den Papa extra für sie gebacken hatte.
»Verrückt! Verrückt!«, meldete sich Plemplem aus seinem Turmzimmer zu Wort. »Total verrückt! Du bist total verrückt.«
Nele nickte zustimmend. Ausnahmsweise hatte der Papagei mit seinem lauten Geschrei recht.
Plemplem war der eigentliche Burgbesitzer und bewohnte sogar ein eigenes Zimmer direkt unter den Turmzinnen. Neles reiselustige Großtante Adelheid hatte ihn geerbt, zusammen mit der Burg. Weil Großtante Adelheid keine Lust hatte, in einem alten Steinhaufen zu campen, wie sie naserümpfend sagte, sondern lieber mit Edward um die Welt reiste, war kurzentschlossen Familie Winter auf Burg Kuckuckstein eingezogen. Irgendjemand musste ja schließlich auf den Papagei aufpassen.
Nele fand es super, plötzlich auf einer Burg zu wohnen. Es gab so viele tolle Plätze, an denen sie sich verstecken konnte, wenn sie mal Ruhe haben wollte.
Sie hatte auch gleich eine neue Freundin gefunden. Tanne hieß in Wirklichkeit Tanja, aber der Name passte überhaupt nicht. Sie ging mit Nele in eine Klasse und war total in Ordnung.
In jeder freien Minute versuchten Nele und Tanne, dem Papagei Sprechen beizubringen. Leider war das viel schwieriger, als sie gedacht hatten.
Anfangs schrie er den lieben langen Tag nur seinen eigenen Namen: »Plemplem.« Doch seit Kurzem schmetterte er voller Begeisterung einen ersten vollständigen Satz: »Du bist total verrückt.« Das war leider nicht sehr viel besser als plemplem .
Manche Erwachsene, die zu Besuch kamen, fanden das nicht so witzig wie Nele und Tanne. Besonders ihr Schulleiter, Herr Direktor Zucker, war deshalb richtig eingeschnappt.
Er schrieb an einem wichtigen Buch über Gespenster und glaubte felsenfest, dass Graf Kuckuck in mondhellen Nächten immer noch über die Zinnen irrte. Deshalb trieb er sich ziemlich häufig auf der Burg herum und suchte im dunklen Kellerverlies zwischen Spinnweben und Mäusen nach Spuren.
Mama und Papa hielten das insgeheim für Unsinn, waren aber viel zu höflich, um dem Direktor ihre Meinung ins Gesicht zu sagen. Dazu war er einfach zu nett.
Auch Nele war skeptisch. Geister? Die gab es doch nur in Märchenbüchern.
Einzig Tanne war in Gespensterfragen mit ihrem Schuldirektor
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